Ich zähle bis drei
Tür. Ihre
Augenbrauen hoben sich leicht, als sie mich schweigend ein paar Sekunden lang
anblickte.
»Haben Sie irgendwas auf dem
Herzen, Sorcha ?« fragte ich.
»Sie haben mir mein Kollier
noch nicht zurückgegeben .«
»Das habe ich total vergessen«,
gab ich zu. »Es ist noch in meinem Koffer. Kommen Sie herein .«
Ich reichte es ihr ein paar
Sekunden später. Sie öffnete das klotzige Brillantschloß ,
legte sich das Kollier um den Hals und schloß es. Die Steine wirkten stumpf und
leblos auf dem weißen Frottee.
»Smaragde sind für mich
gemacht, weil ich sie zum Leben bringe«, flüsterte sie. Dann blickte sie an
sich herab und verzog den Mund. »Nur brauchen sie den richtigen Untergrund. Nach
diesem Desaster sollten Sie wenigstens erfahren, wie sie auch aussehen können,
Danny .«
»Mit dem größten Vergnügen«,
sagte ich höflich.
»Ich habe mich nebenan
einquartiert. Geben Sie mir eine Minute Zeit und kommen Sie dann einen
Augenblick rüber .«
»Gern.«
Kaum hatte die Tür sich hinter
ihr geschlossen, als ich heftig gähnen mußte. Diese verrückten Smaragde hatten
mir gerade noch gefehlt, nachdem ich ohnehin schon hüfthoch in allen Sorten von
Verrücktheiten steckte. Ich verfolgte den Sekundenzeiger meiner Uhr, der eben
die letzten dreißig Sekunden jener Minute ablief, um die sie gebeten hatte.
Eine endlos scheinende Minute. Dann ging ich auf den Flur und klopfte an die
meinem Zimmer nächstgelegene Tür. Sorcha antwortete nicht, aber das war mir
verdammt gleichgültig. Sie hatte um eine Minute gebeten und schon siebzig
Sekunden bekommen. Ich stieß also die Tür auf und trat ins Zimmer.
Sie stand mit dem Gesicht mir
zugewandt mitten im Raum, die Arme an den Seiten, ein Knie vorgebeugt. Der
Schirm der Nachttischlampe war so gebogen, daß sie von Kopf bis Fuß in ein
weiches, gleichmäßig fließendes Licht getaucht war. Das rabenschwarze Haar hing
ihr über die Schultern und machte das makellose Weiß ihres Körpers noch
durchscheinender. Das Kollier ruhte in der Mulde zwischen ihren festen
hochangesetzten Brüsten mit den dunklen Spitzen. Aber die Smaragde schienen
tatsächlich lebendig geworden zu sein. Sie zuckten in glitzernden grünen
Flammen, die zu dem leuchtenden Glühen der grünen Augen paßten. Sorcha merkte,
wie mir der Atem stockte, und ihre vollen Lippen lächelten in katzenhafter
Befriedigung.
»Begreifen Sie jetzt, Danny ?« murmelte sie. »Sie ergänzen einander, die Steine und mein
Körper .« Sie hob die Arme über den Kopf, und ihre
Brüste hoben sich mit. »Jetzt noch dich«, sagte sie heiser, »und die
Kombination wäre vollkommen .«
Das Geräusch eines ankommenden
Wagens weckte mich auf. Ich öffnete die Augen und wurde fast blind vom
Sonnenschein, der sich in mein Fenster ergoß. Ich hörte unten Stimmen, die
jedoch zu weit entfernt waren, um sie erkennen zu können. Es war schon nach
elf. Ich erinnerte mich, daß ich gegen fünf Uhr morgens in meinem Zimmer
gelandet war. Unser Abenteuer war leidenschaftlich und maßlos gewesen, aber es
hatte zwischen uns keine wie immer gearteten echten Gefühle zu wecken vermocht.
Vielleicht war das der Haken bei diesen selbstherrlichen Frauen, überlegte ich.
Wir hatten in der Nacht beide dieselbe Person geliebt.
Es war fast zwölf, als ich
endlich geduscht, rasiert und angezogen war. Beim Heruntergehen hörte ich
Stimmen aus dem ersten Wohnraum und ging hinein. Die drei standen in einem
Grüppchen um den Barschrank.
Die hochgewachsene Amanda
Peacock trug ein rosa Kleid aus reiner Seide, mit tiefem bogenförmigem
Rückenausschnitt. Daphne hatte sich salopp in hautenge blaue Hosen und ein
weitmaschig gestricktes orangefarbenes Oberteil gepackt, das auch nicht den
geringsten Zweifel daran aufkommen ließ, das sie eine
Non-BH-Dame war. Ross Sheppard trug sich ähnlich sportlich wie am Tag zuvor und
sah aus, als habe er soeben seinen sechsundachtzigsten Preis für den
bestangezogenen Mann entgegengenommen. Sie hörten meine Schritte, und drei
Köpfe drehten sich mir zu.
»Danny Boyd, vom Grabe
auferstanden !« Amandas Augen taxierten schonungslos
das Profil. »Lebendig sind Sie der Leiche von gestern ganz entschieden
vorzuziehen .«
»Du bist Danny schon begegnet ?« fragte Daphne beiläufig.
»Ja, bei Edward.« Die lange
Blondine unterdrückte ein Kichern. »Er spielte gerade Geist .«
»Trinken Sie immer noch Scotch,
Boyd ?« fragte Sheppard. »Oder haben Sie die Marke
Ihres Gifts geändert ?«
»Ich wußte gar nicht, daß
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