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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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mit langsamen, steifen Schritten hinaus zu unserem Truck und sprachen während der ganzen Heimfahrt kein Wort.
    Als wir ankamen, sagte Mama: »Du kannst dich noch bis zum Abendbrot beschäftigen.«
    Und ich sagte: »Einverstanden«, denn ich wusste, wann sich irgendetwas ankündigte und es das Beste war, sich schön still zu verhalten.
    Ich setzte mich auf die Veranda und sah, wie sie losging,
um Dad auf dem Feld zu suchen, und dann standen sie da und redeten eine Weile.

    Am nächsten Morgen setzten wir uns alle zum Frühstück hin, und ich wollte schon gerade nachbohren, als Mama sagte: »Ida B, Daddy und ich müssen mit dir über die Schule reden.«
    Sofort schloss sich mein Magen wie eine Falle. Ich starrte nach unten auf all die kleinen Rosinen, die sich sonst immer so lustig umherzubewegen schienen, als würden sie schwimmen, doch jetzt wirkten sie so, als ob sie in einem Milchsee ertränken.
    »Schau mich an, Ida B«, sagte sie. Und ich tat es. »Ab Montag gehst du hier zur Schule, zu Hause, und Daddy und ich werden dich unterrichten. Also, wir müssen noch ein paar Unterlagen besorgen, damit wir alles richtig machen. Aber wir finden, wir haben dir bis jetzt auch so ziemlich alles beigebracht, was du wissen musstest, und du hast dich gut entwickelt. Deshalb werden wir es versuchen.«
    Wie ich in diesem Moment aussah? Ich muss wohl gelächelt haben, aber ich spürte weder mein Gesicht noch meinen Körper. Ich hörte nur wieder und wieder, was Mama gesagt hatte, und schwebte weiter und weiter empor und Musik spielte und Engel sangen: »Ida B ist frei. Komm, flieg mit mir, Ida B.«
    Aber ehe ich in den Äther entschwand, wurde ich von einem schweren Gedanken auf die Erde zurückgezogen. Das klingt doch zu schön, um wahr zu sein, sagte die Stimme in meinem Kopf, die an Weihnachten alle Geschenke
ansieht und weiß, dass ein paar nur Socken und Unterhosen sind, eingepackt in wunderschöne Schachteln.
    »Das ist nicht wahr, Mama«, sagte ich zu ihr, denn ich wollte ihr zwar glauben, aber nicht schon jetzt von meinen Hoffnungen fortgetragen werden.
    »Denk nicht, es wird einfach, Ida B«, fuhr sie fort. »Du wirst Rechnen und Lesen lernen müssen wie in einer regulären Schule. Du wirst Arbeiten schreiben und viel zu tun haben, und du wirst das tun müssen, was Daddy und ich dir sagen. Wenn wir nicht Schritt halten und schaffen, was von uns verlangt wird, musst du wieder zurück in die Schule und dort lernen, hast du verstanden?«
    Mama sah mich an, als ob ich genau vor ihr säße, aber ich flog schon wieder davon. Denn ich wusste, solange ich bei Mama und Daddy war und in der Nähe des Bergs, der Obstplantage und des Bachs, würde alles gelingen. Solange ich »Ida B« sein konnte, würde es mir gut gehen.
    »Wirklich?«, hörte ich mich fragen, und ich war schon hinauf bis zur Decke geschwebt.
    »Ja, wirklich, wenn du das tust, was wir von dir erwarten«, sagte Mama.
    »Kein Problem«, antwortete ich. Aber inzwischen stieg ich bereits durch die Wolken, deshalb weiß ich nicht, ob sie mich hörte.

    So lief es vier Jahre lang und es war besser als gut. Ich blieb zu Hause und lernte dort und ich hatte mehr Spaß als ein kleines Kätzchen mit zwanzig Wollknäueln und
drei Spielmäusen. Ich fing sogar an zu glauben, dass ich nie wieder an diesen besagten »Ort der langsamen, aber sicheren Körperverkrampfungs-, Gehirnbetäubungs- und Spaßtötungs-Tortur« zurückmüsste.
    Und das, würde ich sagen, war ein Fehler.

8. KAPITEL

    Morgens bin ich wie eine Schlange im Frühling: Ich muss mich erst auf einem warmen Felsen ausstrecken und eine Weile die Sonne in mich eindringen lassen, ehe ich herumzucken und den Tag in Angriff nehmen kann. Mama und Daddy sind da ganz anders. Eher wie Vögel: Sie wachen auf, bevor es hell wird, und singen und flattern herum, sobald sie die Augen aufmachen.
    Doch am Morgen, drei Tage nachdem dieser unzuverlässige Punker Paulie T. seine Warnung ausgesprochen hatte - der zwar noch in tausend Jahren und einem Tag nicht zu trauen war -, gab es auf einmal dieses gewohnte Tschilpen und Umherflattern von Mama und Daddy nicht.
    Einiges war natürlich an diesem Tag durchaus so wie immer. Ich zum Beispiel war zwar irgendwie wach, doch nicht richtig. Das Einzige, was sich regte, waren mein rechter Arm und mein Mund. Nimm die Haferflocken, steck sie dir in den Mund und kau, kau, kau… nimm
die Haferflocken, steck sie dir in den Mund und kau, kau, kau… war der einzige Funkspruch, den mein Gehirn

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