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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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einen »Wettkampf der Berühmtheiten«.
    Beim »Wettkampf der Berühmtheiten« darfst du irgendjemand aus einem beliebigen Zeitalter sein oder auch aus einem Buch, wenn du willst. Ronnie wollte Carl Lewis, der Allround-Star der Leichtathletik sein. Und ich war Königin Elizabeth die Erste, denn die hatte rote Haare und war Königin von England, ganz ohne König oder Prinz oder irgendwas.
    Bei diesem Spiel gewinnt der, der als Erster fünfundzwanzig Punkte hat. In der ersten Runde fragt man einander bloß die einfachen Aufgaben des Einmaleins, aber man darf die Zahlen auch schon mal umdrehen. Man kann also entweder fragen: »Was ist zwölf mal zehn?«,
oder eben: »Was ist zehn mal zwölf?« In der zweiten Runde kann man auch mehrere Malnehm-Aufgaben zusammenzählen oder voneinander abziehen, zum Beispiel: »Wie viel ist zehn mal zehn minus zwei mal zehn?« Wenn es zum alles entscheidenden Spiel kommt, darf man auch sehr kompliziert werden, doch es muss immer fair sein.
    Eigentlich ist es nicht erlaubt, Papier zu benutzen, aber die ersten Male ließ ich es für Ronnie noch zu. Ich hab ihn natürlich trotzdem in die Tasche gesteckt. Etliche Male.
    Aber mit der Zeit merkte ich, dass er zu Hause übte, denn er wurde immer besser und trickreicher. Manchmal wollte er sogar spielen, wenn wir keine freie Lernzeit hatten, zum Beispiel wenn wir uns aufstellten, um nach draußen zu gehen, und er glaubte, er könnte mit einer besonders schlauen Frage ankommen.
    »Hey, Ida«, sagte er dann, »einen Vierteldollar für eine Frage. Nur eine Frage für einen kompletten Vierteldollar. Na, komm schon.«
    Aber meistens antwortete ich ihm nicht mal, denn ich wollte nicht, dass andere Kinder dachten, ich würde mit irgendjemand zusammen sein.
    Die einzige Chance für Ronnie, mich zu schlagen, bestand, wenn er den Anfang machte, und ab und zu, ganz selten einmal, gelang es ihm auch. Doch ich schlug ihn niemals im Laufen, auch wenn ich mit der Zeit näher herankam. Also war das Ergebnis fair.
    Ich lief mit ihm, falls niemand uns beobachtete, nach der Schule, wenn alle anderen auf ihre Busse warteten.
Dann schlichen wir uns hinaus hinter das Schulhaus und liefen dort von der ersten gelben Linie auf dem Hof bis zum hinteren Zaun. Danach gab ich ihm einen Vierteldollar und dann gingen wir zurück zu unseren Buslinien, als ob wir uns überhaupt nicht kennen würden.
    Und ich hatte fast Spaß mit Ronnie. Aber ich hätte mir nie zugestanden, dass er mein Freund sei, denn ich war ihm ja auf der Ernest-B.-Lawson-Grundschule begegnet.

20. KAPITEL

    Eines Tages nach dem Mittagessen erzählte Miss W. der Klasse: »Es ist Zeit zum Vorlesen, aber ich fürchte, ich kann heute nicht. Meine Stimme macht schlapp.«
    Sie legte die Hand auf ihre Kehle und verzog ihr Gesicht so, als ob ihr irgendwas Schmerzen bereitete. Es war das gleiche Gesicht, das sie auch machte, wenn Simone Martini gerade anfing Patrice Polinski etwas quer durch das Klassenzimmer zuzuschreien und Miss W. sagte: »Simone, benutz deine innere Stimme. Du verletzt meine Ohren.«
    Alle schauten fast gleichzeitig von ihrem Geschnatter oder ihren Arbeitsblättern in genau die gleiche Richtung auf, und das mit genau dem gleichen Gesichtsausdruck: einer Mischung aus dreißig Prozent Schock, zwanzig Prozent Unglauben und fünfzig Prozent ganz einfach traurig.
    »Oh Mann!«, sagte Matthew Dribble laut heraus.
    Ich hatte ein Gefühl, als ob gerade die Magenwände
verschwunden wären und alles, was ich zu Mittag gegessen hatte, plötzlich im Darm herumtaumelte.
    »Nein, meine Stimme macht schlapp«, sagte Miss W. noch einmal und tatsächlich klang ihre Stimme schwach und krächzend. »Dabei wollten wir doch Alexandra Potemkin und das Spaceshuttle zum Planeten Z lesen. Ach, das ist wirklich schade.«
    Miss W. setzte sich hin, stützte den Kopf in ihre Hand und ihr Körper erschlaffte. So als machte nicht nur ihre Stimme schlapp, sondern als brauchten auch alle Knochen in ihrem Körper dringend Ruhe.
    »Ach, bitte!«, bettelte Alice Mae Grunderman.
    »Bitte, Miss Washington«, riefen Patrice und Simone gleichzeitig mit dem gleichen mondäugigen Gesicht.
    Und plötzlich hatten alle die gleiche Idee und es entstand eine Art Singsang aus dem Vers »Bitte, Miss Washington« und dem Refrain »Bitte, bitte, bitte«.
    Aber Miss W.s Stimme verschlimmerte sich mit erschreckender Geschwindigkeit, denn auf einmal konnte sie nur noch heiser flüstern, und alle mussten mit ihrem schönen Bitte-Rufen aufhören, um

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