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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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Herzens entsprochen hätte, sagte ich schließlich von mir aus: »Hi.« Denn es war schrecklich anzusehen, wie der freundliche, glückliche Ronnie, der der schnellste Läufer war, so verlegen wirkte und sich so unwohl fühlte.
    »Hi, Ronnie«, sagte ich, als ich mich an das Pult neben ihm setzte, was das erste Mal war, dass ich überhaupt ein anderes Kind grüßte, seit ich vor Wochen hierher gekommen war.
    Ich glaube allerdings, Ronnie war sich der Größe meiner Leistung gar nicht bewusst, denn er murmelte bloß »Hey« zurück und betrachtete immer noch seinen Schuh, als wäre es das Interessanteste aller Zeiten, ihn über den Boden scharren zu sehen.
    Also, wenn es der eingebildete Calvin Faribault gewesen wäre, der sich sogar zu fein für sein eigenes Spiegelbild
ist, hätte ich gesagt, sein Verhalten ist wirklich jenseits von unverschämt. Aber das hier war Ronnie, und er war einfach ein anständiger Kerl, der sich beschissen fühlte. Mein steinhartes Herz schwoll ein bisschen an, obwohl ich das gar nicht wollte.
    Ich sprach ganz leise mit Ronnie, damit uns niemand hören konnte und er nicht noch verlegener wurde. »Hast du Lust, was zu spielen?«, fragte ich. »Hast du Lust, ein Spiel zu spielen, Ronnie?«
    Er sah mich an, nur so halb, um zu sehen, ob ich es ernst meinte, ihn auf den Arm nehmen wollte oder bloß einfach verrückt war.
    »Was denn für ein Spiel?«, fragte er.
    »Ein Denkspiel«, sagte ich. »Eine Art Hindernisrennen für dein Gehirn.«
    »Im Denken bin ich nicht sonderlich gut«, murmelte er und starrte wieder fasziniert auf seine Schuhe.
    »Bist du wohl, du weißt es nur nicht«, erklärte ich ihm. »Läufst du viel, Ronnie?«
    »Ich laufe ständig.«
    »Ich wette, wenn ich ständig laufen würde, könnte ich auch so schnell werden wie du«, sagte ich.
    »Das bezweifle ich«, gab er zurück, was mich ein bisschen ärgerte, aber wenigstens sah er mich jetzt an und die ganze Scham war verschwunden. Er war fast bereit.
    »Jedenfalls«, sagte ich, denn ich beschloss, seinen letzten Satz nicht noch mal aufzugreifen, »hängt alles vom Üben ab. Wir müssen für das Spiel üben, danach können wir einsteigen, und ich rate dir bloß, gescheit zu üben.
Wenn du übst, kannst du mich vielleicht irgendwann mal schlagen. Willst du also spielen oder nicht?«
    Ich wusste, dass wir jetzt an den Punkt kamen, wo Ronnie entweder beleidigt sein würde, mir auf die Schuhe spuckte und sagte: »Vergiss es«, oder aber er hatte Feuer gefangen und würde sagen: »Auf geht’s.« Und ich sah, wie ihm beide Möglichkeiten parallel durch den Kopf gingen, denn er schaute auf meinen Schuh und schob seinen Mund hin und her, als ob er eine große Erdnuss zusammenschöbe, aber gleichzeitig scharrte er mit seinem Schuh ganz schnell über den Boden, als ob er sich gerade bereitmachte loszuspurten.
    »Einverstanden«, sagte er schließlich. »Um was spielen wir?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Wir könnten darum spielen, wer beim nächsten Mal anfangen darf.«
    »Nee, das ist doch Babykram. Wir spielen um Vierteldollars.«
    Also, mir gefiel der Plan, und zwar aus zwei Gründen. Mir gefiel, dass Ronnie ein Wettkämpfer war, denn das bedeutete, dass er wirklich alles geben würde und die ganze Sache nicht so langweilig und jämmerlich werden würde, wie ich befürchtet hatte. Und außerdem gefiel mir, dass ich ein bisschen Geld verdienen würde.
    »In Ordnung«, sagte ich und beschloss für mich, dass ich fast jedes Mal, wenn wir mein Spiel spielten, am Ende des Tages Ronnie zu einem Wettlauf herausfordern würde, damit er sein Geld zurückgewinnen konnte oder zumindest einen Teil davon.

    Doch die Rennen würden unter uns bleiben müssen, damit niemand annehmen konnte, ich hätte Spaß.
    Dann zeigte ich Ronnie, was er üben sollte.
    Wir fingen mit dem einfachsten Malnehmen an, das es gibt, wenn man mal von ein mal irgendwas absieht: dem Einmalzehn. Zuerst zeigte ich ihm, wie jede Antwort einfach nur die Zahl ist, mit der man die Zehn malnimmt, bloß hinten mit einer Null dran. Danach ließ ich ihn das Einmalzehn etliche Male abschreiben und machte selber das Gleiche, damit er sich nicht so allein fühlte. Als Nächstes mussten wir das Einmalzehn immer wieder aufsagen, auch rückwärts. Und schließlich fragten wir uns gegenseitig ab.
    »Wie viel ist zwei mal zehn, Ronnie?«
    »Zwanzig. Wie viel ist acht mal zehn, Ida?« Und so weiter, bis wir in Schwung waren.
    Nach zwei Tagen in dieser Art waren wir bereit für

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