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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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des Paradieses gelangte und dort einen Knochen fand.
    »Wir fressen nicht, was wir nicht selbst erbeutet haben«, mahnte der Rüde. Aber die junge Wölfin sprach: »Es ist doch nur ein Knochen. Und wenn er schon mal hier so appetitlich liegt. Ich sehe keinen Sinn darin, ihn zu verschmähen … Ich bin tragend und habe Hunger …«
    Der Rest ist Geschichte: Sie nahm den Knochen, eine Schlinge legte sich um ihren Hals – und nimmer ward sie mehr gesehen. Das, Alfonso, ist unsere Urmutter, die mit Neugierde, aber auch mit Dummheit geschlagen war – und so begann die Domestikation. Welche Ausmaße das noch annehmen wird, weiß ich nicht. Stell dir nur vor, Alfonso, du wachtest eines Morgens auf und hättest das Bedürfnis, dir die Zähne mit einer Bürste und Zahnpasta zu putzen, statt dir das Gebiss an einem großen Knochen zu säubern? Das wäre dann das Ende der Kaniden-Kultur, und die Hunde würden anfangen, auf zwei Beinen zu laufen.
    Aber zurück zum Geschehen: Unsere Reviergänge machten wir zu den üblichen Zeiten. Madame hatte sich eine neue Taktik ausgedacht für den Fall, dass uns Zweibeiner mit ihren Hunden entgegenkamen. Kaum tauchte am Horizont ein entsprechendes Paar auf, nahm sie meine Leine ganz kurz und versuchte, mit so viel Abstand wie möglich, an dem Hindernis vorbeizukommen. Ich hing dann mit allen Vieren in der Luft und testete die Wirkung von Schimpfwörtern in der neuen Sprache. Ein paar von den Rassekötern wichen auch erschrocken zurück und flüsterten sich zu: »Das ist der einäugige portugiesische Kamikaze. Sieh ihn nicht an« und gingen hocherhobenen Hauptes an uns vorbei. Ein paar andere konnten es sich aber nicht nehmen lassen, mir Paroli zu bieten, und so hatten wir ab und an ein herrliches Durcheinander auf dem Trottoir. Das ging manchmal so weit, dass die gnädige Frau mit den anderen Hundehaltern in Streit geriet. Sie bekam von ihren Artgenossen schlechte Kritiken, was ihr natürlich nicht gefiel. Eine dicke Frau, die mit ihrem Dackel Felix immer zur selben Zeit wie wir unterwegs ist, kam uns neulich entgegen. Felix ist ein übler Stänkerer, kann ich dir sagen. Wann immer er mich sieht, ruft er mir schon von weitem zu: »Hey, Kotzbrocken, verpiss dich, keiner vermisst dich.« Dann macht er auf der Stelle ein Welpengesicht und schaut seine Chefin an, als könne er kein Wässerchen trüben, und die Dicke streichelt ihm über den Kopf, weil sie ihren krummbeinigen Wischmopp für den Nabel der Welt hält.
    Meine Madame versuchte also auszuweichen, wir liefen schon Gefahr in ein Gebüsch zu stürzen, aber die dicke Frau kam stracks auf uns zu. Ich sah, wie Felix die Zähne fletschte, um sich auf mich zu stürzen, und schleuderte ihm ein »Krummbeinige Pest«, entgegen.
    Da blieb die dicke Frau direkt vor uns stehen und sagte zu meiner Madame: »Wir hier im Park gucken uns das jetzt schon eine ganze Zeit lang an … und wir sind uns alle darüber einig, dass Sie wohl keine Ahnung haben, wie man mit dem Tier umgeht. Sie müssen Ihren Hund auch mal von der Leine lassen, dann hört das mit der Leinenaggressivität von ganz alleine auf.«
    Ich stehe schon auf den Hinterpfoten und zeige Felix, womit ich ihm gleich das Fell zerfetzen werde. Er grinst mich an und feixt: »Na los doch, wenn du kannst, haha. Hängt an der Leine wie ein Baby. Komm doch, mach doch. Feige! Oder traust du dich nicht? Guck mal, ich hab auch einen Orden – ich hab sogar zwei, einen grasfarbenen und einen in Kirsch!«
    Im selben Augenblick lässt meine Madame die Leine los, in der ich schon röchelnd hänge. Ich werde nach vorne katapultiert und lande direkt auf Felix, kann mein Glück kaum fassen, platziere ein paar ordentliche Backpfeifen und zwicke ihn ins Ohr. Er merkt schnell, was die Stunde geschlagen hat, und wirft sich auf den Rücken.
    »Feigling«, knurre ich ihm ins Ohr. »Denk an Armani! Wenn du nur einmal zuckst, mache ich Hackfleisch aus dir, dann gibt es heute Nachmittag bei deiner Madame Dackelfrikadellen.«
    Felix kneift den Schwanz ein und winselt um Gnade. Dabei hatte ich noch nicht einmal richtig zugebissen!
    Jetzt aber schreit die dicke Frau meine Madame an. Als ich mich umdrehe, ist die schon ein ganzes Stück weitergelaufen und kümmert sich keinen Deut um mich. Sie dreht sich zur Dickmadame um und ruft: »Sie haben doch gesagt, ich soll ihn loslassen. Viel Spaß noch.«
    Bevor die gnädige Frau um die nächste Ecke verschwinden kann, renne ich ihr hinterher. Die Dickmadame kann sich gar

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