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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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nicht beruhigen und schreit durch den ganzen Park: »Halten Sie gefälligst Ihren Hund fest. Wo wollen Sie denn hin? Hey. Was soll das? … Oh! Mein armer Felix … oh … mein Schätzchen …«
    Alfonso!   Ich   renne   ihr   hinterher. Es hätte andersherum sein sollen!
    Ja, schelte mich nur. Ich habe es nicht besser verdient. Später am Abend habe ich mir Vorwürfe gemacht, warum ich nicht einfach in die andere Richtung gelaufen bin. Aber wie hätte ich auch damit rechnen können, dass die Gelegenheit, auf die ich so lange gewartet habe, so spontan erscheinen würde? Der Rausch des schnell errungenen Sieges hatte mich überrumpelt.
    Seit dieser Episode wechselt die gnädige Frau abrupt die Richtung, sobald ein Hund in Sicht kommt. Sie zwingt mich dazu, über Bordsteine, Straßen, Schienen und Zebrastreifen zu zickzacken wie ein verrückt gewordenes Wiesel. Kaum im Park angekommen, tauscht sie neuerdings die kurze Leine gegen eine sehr lange aus, setzt sich auf eine Bank, und ich darf um sie herumlaufen. Manchmal gucke ich mir das Schauspiel an, wie sie den Ball wirft und mich animieren will, ihn zurückzuholen. Ich bleibe sitzen und betrachte lieber die Frösche im Teich. Es wird nicht lange dauern, und sie wird es leid sein, den Ball immer wieder selbst zurückzuholen. Wenn sie sich wie ein Welpe verhalten will, bitte schön! Ich tue einfach so, als gehöre sie nicht zu mir.
    Armani habe ich nicht mehr gesehen. Wie ich von Scooter erfuhr, hat sein Herr das Revier gewechselt. Aber glaube bloß nicht, dass die anderen ihre Meinung geändert haben und mir dankbar dafür sind, dass ich das Ungeheuer vertrieben habe. Sie sollten mich auf ihren Schultern tragen! Aber nichts dergleichen! Die Herrschaften bleiben auf der oberen Wiese unter sich, während Madame und ich auf der unteren Wiese bei den Ententeichen sitzen. Oben jagen sie Stöckchen und Bällchen hinterher und tun so, als hätten sie dabei jede Menge Spaß. Ich bemerke durchaus, wie die gnädige Frau ab und zu sehnsuchtsvoll zur anderen Wiese schaut. Ja, ich weiß – sie wäre gerne mit mir bei denen da oben. Aber so viel Mühe ich mir auch gebe, Alfonso – es ist nicht leicht, ein Idiot zu werden. Es ist noch nicht einmal leicht, einen Idioten auch nur zu spielen, wenn man ein Gehirn hat.
    Felix hinkt demonstrativ, und er und seine dicke Chefin hören nicht auf zu erzählen, ich hätte mich wie eine blutrünstige Bestie auf ihn, den Unschuldsengel, gestürzt. Wie gut, dass meine Madame das nicht hören kann. Im Gegensatz zu mir ist sie ja taub wie Assunta.
    »Schlechte Erziehung, die weiß ja gar nicht, wie man so einen Bastard richtig in die Schranken weist. So ein Straßenköter braucht eine harte Hand.«
    »Mal richtig eins überziehen sollte sie der verrückten Töle. Total unfähig, einen Hund zu halten, diese Frau.«
    »Wenn meiner aufmuckt, häng ich ihn in der Garage an den Hinterpfoten auf, so lange, bis er pariert.«
    »Ich würde ihn wieder zurückbringen oder einschläfern lassen.«
    »So einen muss man deckeln, bis er spuckt.«
    Die Dickmadame nickte und sagte: »Na, na, man soll es nicht übertreiben. Ich glaube, es liegt eher an der Blutlinie. Ich habe nichts gegen Straßenköter, aber so ein Rassehund aus einer deutschen Zucht hat dann doch mehr Klasse.«
    Ich sah, wie die anderen beifällig nickten.
    Ja, Alfonso, so reden die Menschen in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit.
    »Lasst die Zweibeiner reden. Ich beiß ihm einfach die Rübe ab«, sagte ein Pitbull zu den anderen Hunden. »Der Kanake hat jetzt schon zwei von uns verletzt, das wird er noch büßen.«
    Heute trat Felix in der Runde vor, besser gesagt, er humpelte, und erhob sein dünnes Stimmchen. »Wenn wir alle zusammenhalten, dann hat er nicht mehr lange was zu lachen.«
    »Ja, machen wir ihn fertig. Wir werden uns doch vor so einem Kleinen nicht ducken«, stimmten sie dem Vorschlag zu.
    Scooter und seine Chefin sind die Einzigen, die sich nicht am allgemeinen Getratsche beteiligen.
    Der spanische Hippie redet mir täglich ins Gewissen. Er wundert sich, dass ich nicht schon längst in der Hundeschule angemeldet bin, über die er nur grausame Dinge zu erzählen hat. Dagegen seien die vorgeschlagenen Erziehungsmaßnahmen der Leute von der oberen Wiese der reinste Kindergarten. Seinen gruseligsten Beitrag hatte er sich für gestern aufgespart, da sagte er mir, er habe von einem Hund gehört, dem man ein Halsband umgelegt hatte, das Stromstöße aussendet, wann immer er nicht

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