Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
Vom Netzwerk:
ich mich über einen Drahtesel also aufregen? Mir kam die Situation ziemlich bizarr vor. Da stehen zwei erwachsene Zweibeiner und traktieren den König von Vila do Santo Chouriço mit einer Kinderrassel?! Um was genau herauszufinden? Ich weiß es nicht. Das Wort, das die Lehrerin benutzte war: Stressresistenz.
    Wäre mein Vater, Dom João 27. nicht längst gestorben, hätte er sich beim Anblick, den die Lehrerin und meine Madame bei ihrem Stressresistenztest boten, totgelacht. Schließlich hat er mich für den Straßenkampf ausgebildet! Sie hätten auch versuchen können, einen Fremdenlegionär mit einer Wasserpistole zu erschrecken.
    Aber ich war auf der Hut, Alfonso. Scooters mahnende Worte noch im Ohr, erwartete ich dennoch das Schlimmste. Schließlich fängt alles mal klein an – auch die größten Katastrophen.
    Sie brachten mich zurück ins Haus in einen sehr großen Raum. In der hinteren Ecke befand sich eine Art Gefängniszelle. Darin saß ein großer kartoffelfarbener Labrador, der mich unverwandt ansah. Ich wollte ihn eben fragen, warum er eingesperrt war, da stopfte mir die Lehrerin schon das Maul. Mit Geflügelwurst!
    Und wie du weißt, bin ich wohlerzogen. Mit vollem Mund spricht man nicht. Die Kartoffel wandte sich ab und drehte mir den Rücken zu.
    »Hey, du da! Ich bin Dom João, der Achtund …«, brachte ich eben noch hervor, da landete die nächste Portion Wurst zwischen meinen Zähnen.
    »Egal wer du bist. Halt einfach die Klappe, umso schneller ist deine Trainingsstunde rum, und ich kann weiterschlafen«, grunzte der Labrador.
    »Ich wollte nur höflich sein«, sagte ich und hatte schon wieder das Maul voll Wurst.
    Die Lehrerin erklärte dazu: »Er muss lernen, dass der Anblick von Artgenossen etwas Gutes ist. Wir drehen sozusagen seine Reaktion um. Wenn also ein Hund in seine Nähe kommt, regnet es Wurst. Später wird er immer denken, es regnet Wurst. Allmählich wird die Aggression dadurch verschwinden, denn er verbindet ja dann mit der Zeit seine Kollegen mit Wurst.«
    HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA … Alfonso, hast du genau verstanden?
    Ich sage etwas, und schon landet etwas Leckeres bei mir. Ich muss mich gar nicht anstrengen. Wie du dir denken kannst, werde ich einen Teufel tun und meinen Geist verdrehen lassen. Und nur weil der Dicke seine Ruhe haben will, verzichte ich doch nicht auf die Wurst!
    Als Madame sich verabschiedete, war mein Magen zum Platzen voll. Was für ein Tag!
    Und nun die allerbeste Nachricht: Die gnädige Frau trägt jetzt selbst einen Vorrat an Geflügelwurst in ihrer Jackentasche herum, und wann immer wir einen Artgenossen sehen, wandert die Wurst in meinen Rachen. Ich darf nur nicht vergessen, mich zwischen zwei Happen wie ein Wilder aufzuführen – so ist der Nachschub gesichert. Auf die Dosierung kommt es an! Und wenn hier einer glaubt, ich sei bestechlich – also, bitte!? Auf so einen Unsinn können auch nur die Menschen kommen. Was meinen die denn, wie unsere Mütter und Väter uns erziehen? Bestimmt nicht mit Geflügelwurst! Was mein Vater El-Rei Dom João, 27. befahl, war Gesetz. Um nichts in der Welt hätte es ein Rudelmitglied jemals gewagt, seine Befehle infrage zu stellen. Er hatte von Geburt an die Ausstrahlung eines Königs – und ich habe sie geerbt, wie du weißt. Und nie hätte jemand für angemessenes Verhalten erwartet, von ihm mit mehr belohnt zu werden als der Duldung im Rudel. Da kennt jeder seinen Platz – und wenn nicht, wird er es büßen.
    Aber bitte sehr, wenn die Menschen meinen, dass sie auf dem richtigen Weg sind – ich werde es ihnen nicht ausreden. Sollen sie mich nur mit Wust füttern bis ans Ende aller Tage. Zur Not fange ich auch noch an, die Küchenstühle anzubellen.
    Scooter traute seinen Augen und Ohren nicht, als wir uns am Ententeich trafen und ich ihm die Wahrheit über die Hundeschule sagte. Zur Bestätigung führte ich ihm auch sofort vor, wie es geht. Kaum dass einer unserer Artgenossen in Sicht kam, rief ich: »Hey, guck mal, hier gibt’s Wurst!«, und noch nicht ganz ausgesprochen, erschien Madames gefüllte Hand vor meinem Maul.
    Scooter hat mich beglückwünscht. Von der Wurstschule hatte er noch nie etwas gehört. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihn darauf hinzuweisen, dass er ja gern den Coolen spielen darf, aber dass er noch lange nicht alles weiß. »Guck mal, da kommt Felix«, raunte ich ihm zu. »Jetzt zeig ich dir was.«
    Ich warf mich ins Brustgeschirr und rief, so laut ich konnte: »Krummbeiniger Furzer.

Weitere Kostenlose Bücher