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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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mich ergoss? Zunächst dachte ich: Wie Sie meinen, Madame – ich finde es nicht schlimm, wenn ich Ihnen nicht mehr den lieben langen Tag zuhören muss. Aber dass sie mich nicht mehr einlud, auf der Couch Platz zu nehmen, um mit ihr fernzusehen, hätte mich stutzig machen sollen, Alfonso. Und das Spiel mit der Leine brachte für uns beide auch keinen Spaß.
    Anfänglich fand ich es noch lustig, aber als ich mich ein paarmal beinahe erwürgt hatte, weil ich woanders hinwollte als sie, sie aber nicht hinter mir herkam, wie sie es sonst immer gemacht hatte, habe ich eingesehen, dass es besser ist, der gnädigen Frau zu folgen, anstatt mir die Gurgel zerquetschen zu lassen.
    Ich habe in den darauffolgenden Tagen sämtliche Gesichtsausdrücke wieder und wieder ausprobiert, manche sogar gleichzeitig, aber es half alles nichts. Madame blieb stumm. Sie stellte mir das Essen hin, zeigte darauf, und das war es. Ich habe versucht, nichts zu essen, um sie auf den Missstand, den eine gestörte Kommunikation hervorruft, hinzuweisen, aber sie stellt dann einfach den Teller weg, und ich kriege dasselbe Zeug am Abend noch mal.
    Versteh einer diese Menschen. Erst überfluten sie einen mit ihren unverständlichen Wortungetümen, aber kaum ist man in der Lage, sie ein wenig zu verstehen und die wichtigen Sachen aus ihrem Wortschwall herauszufiltern, schon halten sie den Mund. Ich empfinde diese Situation auf die Dauer bedenklich, wenn ich ehrlich sein soll.
    Auch die dicke Stänkerin aus dem Hausflur hat es drangegeben, mich durch die geschlossene Tür anzukeifen. An manchen Tagen vermisse ich ihre Einlassungen regelrecht. Ohne Ansprache komme ich mir vor, als sei ich unsichtbar. Und der Zustand des Unsichtbarseins ist nicht der, den ein Dom João lange erträgt. Heute Morgen dann ist es mir gelungen, Madame aus der Reserve zu locken. Als sie nach ihrem ersten Kaffee ins Bad stolperte, habe ich mich vor ihre Füße geworfen, auf den Rücken gerollt und ihr, wie ein Ertrinkender, eine Pfote entgegengestreckt. Diese Pose steht in keinem Lehrbuch für Möpse, das weiß ich, aber ich dachte, ich gehe mal kreativ mit dem Dilemma um – und, was soll ich sagen? Sie hat gelacht. Laut gelacht. Ich musste an Ginger denken und an das, was sie gesagt hatte – dass die Menschen es mögen, wenn man sie zum Lachen bringt. Nun, das hatte ich geschafft, aber in der nächsten Sekunde war die gnädige Frau wieder ernst und guckte mich nicht mehr an. Als sie wieder aus ihrem Badezimmer herauskam, stellte ich mich auf beide Hinterpfoten und kratzte an ihrem Knie, was zur Folge hatte, dass sie mich auf der Stelle in mein Körbchen schob. Na ja, nicht jede Nummer kann gleich gut ankommen.
12. November
    Seit Tagen feile ich an einer Entschuldigung für Ginger. Es fällt mir nicht leicht, den richtigen Ton zu treffen. Wie oft im Leben muss man sich auch für sein Jagdglück entschuldigen? Na ja, ich will es auf jeden Fall versuchen. Was hältst du also davon:
    Sehr verehrte Ginger,
    gewähren Sie einem nichtsnutzigen Dummkopf wie mir die Gnade, ihn bis zum Ende anzuhören. Danach mögen Sie mich verdammen und in den Staub treten. Ich werde Ihr Urteil, egal wie es ausfallen mag, annehmen.
    Ich stehe tief in Ihrer Schuld und kann nichts weiter vorbringen, als Ihnen zu gestehen, dass ich an dem Tag der toten Ente nicht ich selbst war. Ich weiß nicht, was über mich gekommen war. Vermutlich der Jagdteufel, der von meiner Seele Besitz ergriffen hatte, als sie so schutzlos war wie ein neugeborenes Baby. Vermutlich haben mir die Schmähungen, die ich durch Jeeves und Wooster erfahren musste, heftiger zugesetzt, als ich wahrhaben wollte. Ich wähnte mich vor meinen Trieben in Sicherheit, schien es doch so, als hätte ich sie schon vor Jahren besiegt. Ich wünsche aus tiefstem Herzen, die Dinge ungeschehen machen zu können. Ich weiß, dass das nicht möglich ist. Also appelliere ich an Ihr Herz: Bitte seien Sie einem armen Sünder gegenüber großzügig. Mein mit Worten nicht zu beschreibender Dank sei Ihnen gewiss. In der Hoffnung auf eine baldige Antwort, vor der ich gleichzeitig zittere, denn ich fürchte, Sie werden mich mit einem Wort vernichten – denn das wäre es, die endgültige Vernichtung, wüsste ich, dass Sie mich Ihrer Gnade nicht für würdig erachten, verbleibe ich, auf ewig Ihr ergebener Diener
    Dom João
    aus Vila do Santo Chouriço
15. November
    Ich bin etwas nervös, Alfonso. Mir liegt sehr viel daran, dass Ginger mir verzeiht. Und wenn

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