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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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tapfer ein Lächeln zustande zu bringen und sagte zu Scooter: »Urlaub. Cool. Mit deiner Familie etwa?«
    »Mit meiner Familie.«
    »Und wohin?«
    »Nach Mallorca. Das ist in Spanien.«
    »Dann pass auf dich auf, mein Freund. Nicht dass du auf die Idee kommst, gleich dazubleiben.«
    »Man kann nie wissen, João. Man sieht sich.«
    »Man sieht sich«, antwortete ich und spürte eine gehörige Portion Neid in mir aufsteigen. Ich sah den Glanz in Scooters Augen und wusste, dass wir uns nie wiedersehen würden. Ich wusste, dass er ein Idiot wäre, würde er die Chance, die sich ihm da bot, nicht nutzen. Und er wusste das auch. Und so, Alfonso, bin ich wieder ganz auf mich allein gestellt.

Kapitel 6
10. November
    Scooter ist ein unverbesserlicher Optimist. Von wegen »Die Menschen vergessen schnell«. Wenn das so ist, ist meine Madame doch kein Mensch. Offensichtlich hat sie nichts vergessen.
    Sie spricht nicht mehr mit mir. Überhaupt nicht. Gar nicht. Kein einziges Wort, und das seit Tagen. Was mich beunruhigt, sie guckt sich auch keine Hundeerzieher im Fernsehen mehr an. Sie ist wieder bei ihren Serien gelandet, und ich darf nicht mit auf die Couch. Das Bett ist für mich tabu. Sie gönnt mir nur noch einen einzigen Schlafplatz – das Körbchen im Arbeitszimmer. Auch die letzte Gewitternacht musste ich alleine dort verbringen.
    Tagsüber befestigt sie meine Leine an ihrem Gürtel, und ich muss ihr überallhin folgen. Nur wenn sie will, dass ich in meiner Ecke verschwinde, macht sie mich los und zeigt mit dem Finger auf das Körbchen, und wenn ich nicht sofort mache, was sie von mir verlangt, dann packt sie mit der einen Hand mein Nackenfell und mit der anderen meinen Hintern und schiebt mich dorthin.
    »Diese Methode habe ich im Fernsehen aber nicht gesehen«, hatte ich das erste Mal noch zu protestieren gewagt, aber die gnädige Frau bleibt immer stumm und setzt mich ins Körbchen, ob ich knurre oder nicht. Ich vermute, dass diese Methode von einer Frau stammt, die mich zittern lässt, seit ich sie das erste Mal gesehen und ihre Aura gespürt habe! So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Nichts an ihrem sichtbaren Äußeren lässt darauf schließen, dass man es mit jemandem zu tun hat, der einen das Fürchten lehrt. Aber Alfonso – ihr Blick – mit dem könnte der alte Oliveira Nägel in die brüchigen Wände seines Museums schlagen.
    Sie hat mich nur kurz angeschaut, und dann sind mir die Knie weich geworden, Alfonso, mir, dem Exkönig von Vila do Santo Chouriço. Erzähle es bitte niemandem. Selbst dir würde mulmig zumute, einfach aus dem Grund, weil in ihrem Wesen nicht der Hauch von Furcht zu spüren ist. Ich wage es sogar zu behaupten, dass selbst mein Vater, Dom João, 27. ratlos gewesen wäre. Der ihr angeborene Rudelführer-Geist ist stärker als alles, was mir bis jetzt begegnet ist.
    Aber der Reihe nach: Wenige Tage nachdem ich mich von Scooter verabschiedet hatte, fuhren Madame und ich in einen Wald. Dort trafen wir auf diese Frau. Zunächst hatte ich noch gedacht, dass sie zufällig dort herumsteht und ein Schwätzchen mit der Madame beginnen möchte, was sie auch tat, aber dann wurden wir sie nicht mehr los. Sie begleitete uns auf unserem Spaziergang. Ich hielt mich fern von ihr, wie du dir vorstellen kannst, und so entging mir einiges von dem Gespräch, das geführt wurde. Irgendwie ahnte ich, dass die beiden etwas ausheckten. Aber da die Frau weder mit Regenschirmen oder Kinderrasseln auf mich zukam noch auf einem Fahrrad um mich herum fuhr, redete ich mir ein, dass dies eine einmalige Begegnung sein würde. Auch machte sie keine Anstalten, mit mir Kontakt aufzunehmen, nachdem sie einen ersten kurzen Blick auf mich geworfen hatte. Und während wir durch den Wald liefen, wurde auch weiterhin nichts von mir verlangt.
    Ich war erleichtert, als wir wieder in den Wagen stiegen und davonfuhren. Ach, hätte ich doch nur versucht zu verstehen, was sie miteinander beredet haben. Denn als wir wieder zuhause waren, verstummte die gnädige Frau und legte mich an die Leine. In den ersten Tagen habe ich gedacht, dass sie vielleicht krank sein könnte – etwas mit den Stimmbändern, man hört das ja immer wieder, dass die Zweibeiner sehr anfällig sind. Aber sie telefonierte wie immer täglich mehrmals. Auch mit anderen Menschen auf der Straße konnte sie sich unterhalten. Es musste also mit mir zu tun haben. Wollte sie mich etwa bestrafen, indem sie ihr Kauderwelsch nicht mehr über

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