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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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nicht …
18. November
    Scooter ist, wie ich es erwartet hatte, noch nicht wieder da. Wie gerne hätte ich ihm erzählt, was ich durchmache. Er hätte mir vielleicht sagen können, ob er von dieser seltsamen Verhaltensweise der Zweibeiner schon mal gehört hat oder von dieser Frau aus dem Wald. Ich kann die anderen nicht fragen, ohne Gefahr zu laufen, mich zum Gespött des Parks zu machen. Ich habe den Eindruck, dass sogar die Enten und Frösche auf dem Teich mich auslachen.
    Alfonso, ich verstehe es nicht, wie Madame es schafft, plötzlich meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich kann mich dem überhaupt nicht widersetzen. Seit sie nicht mehr mit mir spricht, muss ich sie beobachten, auf Schritt und Tritt. Es ist wie ein Fluch! Dabei sollte es doch andersherum sein!
19. November
    Kein Lebenszeichen von Ginger …
20. November
    Alfonso, ich habe es gewusst. Scooter kommt nicht zurück. Das ist die große Neuigkeit, über die sich die Hunde auf der oberen Wiese das Maul zerreißen. Allen voran natürlich Felix, der die Geschichte sekündlich ausschmückt, um ja nicht die Aufmerksamkeit aller zu verlieren. Das, was ich an seiner Schilderung für wahr halte, ist schnell erzählt: Scooter ist mit seiner Familie nach Mallorca geflogen. Kaum hatte er das Meer gesehen, war er wieder ganz er selbst. Angeblich hat seine Familie drei Tage lang am Strand auf ihn gewartet, aber er kam nicht mehr zurück. Ob ihm klar ist, dass Mallorca eine Insel ist? Und bei allem, was ich darüber weiß, ist sie voll mit Touristen. Aber er ist ja cool. Mit denen kann er umgehen. Er wird sich eine gute Zeit machen. Sosehr ich ihn auch vermisse, kann ich doch sagen: Wenigstens einer, der wieder auf eigenen Pfoten steht.
    Leider kommt Scooters ehemalige Chefin jetzt auch nicht mehr in den Park. Also laufen die gnädige Frau und ich ganz allein unsere Runden. Ich vermeide es, einen Blick auf die Enten zu werfen, um Madame nicht aufzuregen, aber sie scheint über etwas nachzugrübeln und beachtet mich nicht. Manchmal wünsche ich mir, sie würde wenigstens »Pelzpest« zu mir sagen.
22. November
    Alfonso, mein Freund, so unvermutet, wie der Schnee in die Berge kommt, war die Zeit des Schweigens plötzlich vorbei. Madame sagte gestern Abend die ersten Worte zu mir. »Herr Schröder«, sagte sie. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Kaum hatte – und ich gebe es nur ungern zu – der Optimismus von mir Besitz ergriffen, hallten ihre letzten Worte in meinen Ohren nach. Überraschung, Alfonso, eine Überraschung kann schließlich alles bedeuten: Schnee im Mai, Oliveira vergisst, seinen Kühlschrank zu verschließen, oder aber auch – ein Schuss aus dem Nichts.
23. November
    Ich hasse Überraschungen. Ich hasse, hasse, hasse sie. Madame hat mich in der Obhut dieser Waldfrau einfach zurückgelassen. Ich wurde abgeliefert wie ein Paket mitsamt Körbchen und Futtersack. Die gnädige Frau sagte »Tschüss«, das ist das hiesige Wort für »Adeus«, und rumms, die Tür schlug zu, und weg war sie. Und dann stand ich da. Allein. Der Waldfrau auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie wollte meine Leine nehmen, aber ich habe sie angeknurrt. Wenig beeindruckt von meiner Drohung, klemmte sie mich einfach unter ihren Arm und trug mich hinaus. Und was soll ich dir sagen, Alfonso, im Garten erwartete mich ein Rudel, das aus den seltsamsten Gesellen bestand. Zu meiner Begrüßung hatten sie sich in einer Reihe aufgestellt, als hätten sie mich bereits erwartet. Die Frau ließ mich von der Leine, stellte sich in gebührendem Abstand an die Seite und wartete ab. An Flucht war nicht zu denken, denn der Garten war eingezäunt. Das Rudel blieb still. Keiner trat auf mich zu oder richtete das Wort an mich. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und sagte: »Guten Tag. Ich bin … Schröder.«
    »War sein Name nicht João?«, wurde ich sofort von einer krummbeinigen, schokoladenfarbigen Mischlingshündin unterbrochen. Ihre Beine waren kurz und schief gewachsen, ihr Rücken viel zu lang, so dass ihr Bauch beinahe auf dem Boden hing. Ich räusperte mich und begann von neuem, wurde aber sofort wieder ausgebremst. Eine struppige, hochbeinige, honigfarbene Hündin trat vor. »Lass gut sein, Peggy«, sagte sie zu dem Krummbein und wandte sich wieder mir zu. »Wir wissen, wer du bist, und heißen dich in unserem Rudel trotzdem willkommen. Vorausgesetzt, du benimmst dich.«
    »Benimmst dich«, echote ein zitternder Galgo-Rüde, um dann in ein Gemurmel zu

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