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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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verfallen, das mich auf der Stelle an die unglückliche Fluse erinnerte: »Ich weiß nicht. Kann ich nicht sagen. Kenn ich nicht. Ooops … Entschuldigung …« Er trippelte von einem Bein auf das andere, verrenkte sich in alle Richtungen, so dass ich den Eindruck bekam, er würde sich in der nächsten Sekunde in alle Einzelteile zerlegen wollen, nur um nicht anwesend zu sein.
    »Psst, Hoody, entspann dich, keiner will was von dir«, sagte die struppige Hündin in sehr sanftem Ton. Dann kamen alle auf mich zu, und einer nach dem anderen beschnupperte mein Fell.
    »Dürfte ich mal fragen, wo ich hier überhaupt gelandet bin?«, wagte ich mich einzumischen. Die gesamte Truppe trat einen Schritt zurück, und einer nach dem anderen sagte seinen Namen: Hoody, der sich beinahe auf die Pfoten pinkelte vor Angst, Peggy, die noch nicht einmal ein Lächeln zustande brachte, Jaqueline, die dagegen über beide Ohren grinste und erklärte: »Also, ich bin immer aufgelegt zum Spielen, falls du also … Nur so als Angebot, versteht sich«, und unter dem strengen Blick der Struppigen verstummte. Der Senior stellte sich mir als Brezel vor, ein Podenko-Rüde mit argen Hüftproblemen und eingefallenen Wangen. Er war der Einzige, vor dem ich mich verneigte – dem Alter gebührt schließlich Respekt. Und dann stellte sich die Letzte im Bunde vor: »Und ich bin Sally. Wenn Miss Boss nicht da ist, habe ich die Oberaufsicht.« Mit Miss Boss meinte sie wohl die Waldfrau.
    Alle nickten zustimmend. »Ja, wir machen, was die Miss Boss sagt. Und wenn sie nicht da ist, machen wir das, was Sally sagt. Ja, ja …«
    Wie auf ein Stichwort kam aus dem hinteren Bereich des Gartens noch ein Rudelmitglied gemessenen Schrittes auf uns zu; ein gefleckter Galgo-Rüde. Er stellte sich neben Sally und sagte: »Und ich, mein Lieber, ich reite allein. Und das bleibt auch so. Lass mich also in Ruhe. Merk dir meinen Namen – ich heiße Goucho. Sprich mich nie an, wenn ich dich nicht zuerst frage. Leg dich nie auf meine Decke, und wenn du irgendein krummes Ding mit Hoody versuchst, dann kriegst du es mit mir zu tun.« Dann drehte er ab und verschwand in einer großen Hundehütte. Vermutlich die Gemeinschaftsunterkunft für das Rudel.
    »Was hat der denn?«, fragte ich.
    »Die Nase voll von asozialen Aufschneidern«, erklärte Peggy.
    »Ho, ho, ich bin also asozial, willst du das damit sagen?« Mir sträubten sich die Nackenhaare. Aber schon spürte ich die Aura von Miss Boss in meinem Nacken und schluckte meinen Ärger herunter.
    »Sonst wärst du ja nicht hier, Schröder. Oder João, oder wie auch immer du heißen willst. Name, Rasse und Herkunft sind Schall und Rauch. Hier zählt deine Bereitschaft zur Integration. Egal was du vorher gemacht hast – kapiere Regel Nummer eins: Das Rudel ist alles – der Einzelne ist nichts. Geht es dem Rudel gut, wird es auch dir gut gehen.«
    »Was ist das denn hier? Ein Umerziehungslager?! Macht ihr Gehirnwäsche oder so was Ähnliches, wie in einem Gulag?« Mir war es peinlich, dass sich meine Stimme vor Erregung beinahe überschlug.
    »Du kannst es nennen, wie du willst«, sagte Peggy gelangweilt. »Wir sind für die nächste Zeit deine Bewährungshelfer. Du bist hier, um von uns zu lernen, ein Hund zu sein.«
    In mir bäumte sich alles auf, und ich trat einen Schritt auf Sally zu, streckte meine Brust heraus, um sie zu beeindrucken, und sagte: »Aber ich bin ein Mops! Glaubst du, ich weiß das nicht? Also doch Gehirnwäsche! Wollt ihr, dass ich vergesse, was ich bin? Da, wo ich herkomme, hatte ich ein eigenes Rudel, ich war König von …«
    Alle legten die Köpfe schief. Jaqueline blähte die Wangen und war kurz vor einem Lachanfall. Goucho streckte seinen Kopf aus der Hütte und rief: »Hört, hört!« Dann verschwand er wieder. Hoody wisperte: »Oh, oh, ein König, oh, oh, wo ist mein Knochen … Oh, ein Knochen für den Mops-König …«
    Sally sagte ungerührt: »Schall. Und. Rauch.«
    »Vermutlich verstehe ich, was du meinst, kann aber noch keinen Sinn darin erkennen. Wie lange muss ich nun Hund spielen?«, erwiderte ich und hoffte, meine Stimme würde eiskalt klingen.
    »Das liegt ganz an dir«, antwortete Sally. »Nur an dir.«
    »Und wo, bitte, finde ich die Hausordnung, gnädigste Sally? Damit ich die Fettnäpfchen, die von dir oder deiner Miss Boss aufgestellt werden, weiträumig umgehen kann.«
    Die anderen lachten. Einen Punkt für mich, verbuchte ich im Stillen. Aber Sally baute sich vor mir auf. Ich

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