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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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zu kalt und feucht in letzter Zeit.«
    »Dann tu, was du nicht lassen kannst. Aber hör auf zu reden. Das darfst du bestimmt nicht. Wenn Sally dich hört, verpasst sie dir eine.«
    Brezel stieß ein kehliges Lachen aus. »Sally, ja. Sie ist okay. Aber weißt du, niemand macht mir hier Vorschriften. Ich bin der Älteste.«
    Ich vergrub den Kopf in meinen Vorderpfoten und schwieg. Der Mond wanderte weiter. Brezel saß vor mir, unbeweglich wie eine Statue aus Marmor. Nach geraumer Zeit sagte er: »Deine Chefin ist im Urlaub. Du weißt doch, was Urlaub ist?«
    Ich drehte meinen Kopf weg und dachte: Sie ist da, wo der Pfeffer wächst. Sie kommt sowieso nicht wieder. Versucht der Alte etwa, mich zu trösten? Als meine Mutter verschwand, hieß es auch erst: Sie ist bei Freunden; sie ist für ein paar Tage verreist; sie kommt bald wieder …
    Die Schneeflocken fielen dichter, und ein eiskalter Wind kam auf. Vielleicht würde er jetzt endlich seine kalten Knochen wieder in die Gemeinschaftshütte tragen. Besser für seine Gesundheit wäre es allemal.
    »Na gut, ich wollte dir das nur sagen, damit du nicht im Unklaren bist. Deine Chefin war so weise, dir eine Auszeit bei uns zu ermöglichen. Zur Selbstfindung. Und wir sind bereit, dir dabei zu helfen, mit deinem neuen Leben besser klarzukommen.«
    »Ach, Brezel, ich weiß, du meinst es nur gut, aber hör auf, mir Märchen zu erzählen. Ich weiß genau, wie der Hase läuft. Ihr habt gesagt, ihr hättet schon alles gesehen – aber ich, ich habe auch vieles gesehen. Kennst du das Wort ›Desillusion‹? Ja? Und jetzt lass mich bitte in Ruhe.« Ich rollte mich zusammen und hoffte, Brezel würde endlich gehen.
    »Hm. Also: Das ist genau der Punkt, João, so einfach ist das nicht. Ich bin mir sicher, das weißt du auch. Und jetzt möchte ich wissen, ob es wahr ist, was man über dich erzählt«, murmelte er.
    »Wie bitte?« Ich war plötzlich hellwach. »Über mich erzählt? Wer denn? Und was, bitte schön?«
    »Keine guten Dinge.«
    »Ach, du meinst die Sache mit der Ente? Das ist schon so lange her. Ich habe meinen Fehler eingesehen, aber ich kann ihn nicht wiedergutmachen. Meine Madame hackt vermutlich darauf herum, weil sie einen Grund gesucht hat, mich aus dem Haus zu werfen.«
    »Die Sache mit der Ente? Nein, João. Das sind doch Peanuts. Darüber spricht hier keiner, außer dass es wirklich eine Schande ist, dass du sie nicht fressen durftest.«
    Brezel legte sich in voller Länge vor meine Decke und seufzte. Seine Augen leuchteten für einen Moment auf, als erinnerte er sich an lange zurückliegendes Jagdglück. Um ihn loszuwerden, hätte ich mit einem großen Satz über ihn springen müssen. Aber auf der anderen Seite des Gartens sah ich Goucho stehen, der Brezel und mich beobachtete. Also blieb ich, wo ich war, und gab meiner Verwunderung Ausdruck: »Ja, worüber denn dann? Hier kennt mich doch keiner. Worüber sollen sie also reden, außer über Gerüchte, die meine Exmadame über mich in die Welt setzt?«
    »Aha«, grummelte er und hob den Kopf, als wolle er einem bestimmten Stern am Himmel besondere Aufmerksamkeit schenken. »Du fragst dich also nicht, woher Peggy deinen Namen wusste.«
    »Jetzt sag schon«, forderte ich ihn auf. Immerhin hatte Brezel es geschafft, dass ich ihm nun doch zuhörte. Er drehte seinen Kopf, blinzelte und sagte: »Es gibt einen Portugiesen hier, der ab und zu ein paar Tage als Gast bei uns verbringt. Sein Name ist Lopo. Kein wirklich angenehmer Geselle, zugegeben, aber richtigen Ärger hat er noch nie gemacht, also wird er geduldet, weil Miss Boss das so will.«
    In meinem Kopf ratterte es. Lopo, Lopo … »Groß? Schlank? Mit kohlefarbenen Streifen in seinem räudigen Fell? Es fehlt ihm ein Stück von seinem linken Ohr und seine Rute hat einen Knick?«
    »Ja«, sagte Brezel. »Genau so sieht er aus.«
    Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen – Lopo. Er meinte Alfonsos Cousin. Lopo, der Unausstehliche, den ich vor zwei Jahren aus dem Rudel gebissen hatte, weil er es gewagt hatte, Assunta zu belästigen. Mir standen die Nackenhaare zu Berge. »Lopo ist hier? Hier, in diesem Land?!«, knurrte ich.
    »Du kennst ihn also?«
    »Und ob ich ihn kenne! Was also sagt der Mistkerl über mich?«
    Brezel unterdrückte ein Lachen. »Irgendwie hatte ich mir das gedacht. Er hat erzählt, du hättest dein Rudel an die Cães aus der Estrela verraten.«
    Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde vor Zorn auf die Größe eines Kürbisses anschwellen.

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