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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Zuvor aber wünsche ich mir nur noch eines: Lopo. Ich will ihm die Kehle zerfetzen und mich dann frohgemut auf den Weg zu dir machen, ohne zu zagen, ohne zu zweifeln, ohne einmal zurückzublicken.
    Die Tage vergehen, und ich hoffe, dass er auftaucht. Wann immer ich ein Geräusch höre, hebe ich den Kopf, bin gespannt bis in die letzte Faser meines abgemagerten Körpers, um ihm sofort an den Hals zu fahren. Aber bis jetzt hoffte ich vergeblich.
30. November
    Die Stunden, die nutzlos vergehen, lasten wie Blei auf mir. Meine Brust ist bereits kahl, so kahl wie der Kopf des alten Oliveira. Es wurde sogar schon ein Arzt geholt, aber er stellte nichts fest. Wie auch? In diesem Land kennen sie die Macht der Saudade nicht. Sie können mir so viele Spritzen geben, wie sie wollen. Aber für ein wehes Herz gibt es keine Medizin.
    Seit meinem Gespräch mit dem Ältesten sind die anderen nett zu mir. Jaqueline bringt mir täglich ihre schönsten Spielzeuge, und sogar Goucho bot mir an, neben ihm in der Gruppe zu gehen. Aber es ist zu spät. El-Rei Dom João existiert nicht mehr. Verraten von einem ehemaligen Rudelmitglied. Die Heimat fern und unerreichbar, die Freunde tot, erwarte ich nichts mehr. Ab und zu erscheint Madame in meinen Träumen. Wenn ich an unsere gemeinsame Zeit zurückdenke, dann kann ich doch sagen, dass nicht alles an dem Zusammenleben mit ihr schlecht gewesen ist. Wir haben zusammengearbeitet, und wir hatten Applaus. Das ist doch schon was. Und sie hat mir schließlich auch ein Geschirr gekauft, damals in diesem Hundeparadies. Es war weich gepolstert, und unter den Läufen kniff und kratzte es nicht wie das andere, das sie mir im Gefängnis angelegt hatten. Sie stellte mir ab und zu ein Sofa zur Verfügung, und wann immer mir danach war, kraulte sie mir den Bauch. Auch wenn sie nicht perfekt war und den Gang der Könige noch nicht einmal imitieren konnte, ist sie jede Nacht mehrmals aufgestanden, als mich die Unpässlichkeit erwischt hatte. Und wie sie gerannt ist, als ich mich mit Armani geprügelt hatte …
    Warum hat sie das getan? Vielleicht war Scooters Eindruck von ihr doch nicht falsch gewesen. Und vielleicht hat auch der alte Brezel Recht: Es gibt gute Menschen hier. Und vielleicht hat sie mich sogar ein bisschen gemocht und konnte es nur nicht richtig zeigen, außer auf ihre doch so unzulängliche menschliche Art. Sie hätte sich wenigstens ordentlich von mir verabschieden können. Aber sie ist fort und wird nicht wiederkommen. Du, Alfonso, würdest sicherlich sagen: »João, du hattest deine Chance.«
    Und ich müsste dir antworten: »Ja, mein Freund, nach allem, was ich jetzt weiß, ja, die hatte ich. Aber ich war zu dumm, um sie zu nutzen. Ich hab’s von vorne bis hinten vermasselt. Meinst du, mein Freund, der Stolz hat mich am Ende des Tages in die Knie gezwungen? Ist er mir in all den Jahren, die ich in Vila do Santo Chouriço geherrscht habe, ins Gemüt geschlichen und allmählich zur zweiten Natur geworden? Hat er mich blind werden lassen und mich in die Irre geführt?«
    Du darfst ruhig nicken, mein Freund, es ist sowieso zu spät, um wegen verschütteter Milch zu weinen. Nicht wahr?
    Wir sind wie   Schiffe, die in der Nacht vorüberziehen,   hat Pessoa gesagt. Nun, ich hatte aus Unwissenheit ein paar Kollisionen, und jetzt sinkt mein leckgeschlagener Kahn unaufhaltsam auf den Meeresgrund. Wen interessiert das schon? Da wird im nächsten Augenblick vom Schicksal eine Seite umgeschlagen und einfach ein neues Kapitel begonnen, bevor wir überhaupt verstanden hatten, dass wir existierten.
    Mein Vater, El-Rei Dom João 27, würde bittere Tränen weinen, sähe er seinen Sohn auf diese Weise abtreten. Ein solches Ende hätte er, der stolze Mops-König von Vila do Santo Chouriço, wohl nie für möglich gehalten.
    Ja, Alfonso, jetzt geht sie unter, meine Welt – wer ist es nun, der eines Mopses Pfote hält?

Kapitel 7
    …
    Ich fiebere. Es kann nicht mehr lange dauern …
    …
    Die Schneeflocken fallen dichter … Die Geräusche sind dumpf, und mein Auge nimmt nur noch verschwommen wahr, dass sich irgendwo eine Welt befindet. Ich weiß nicht mehr, welcher Tag heute ist. Bedeutungslos ist alle Zeit. Allein die Tatsache, dass ich meinen Haaren beim Ausfallen zusehen kann und ein gewisses Bedauern darüber empfinde, nackt vor meinen Schöpfer treten zu müssen, zeigt mir, dass noch Leben in mir ist. Wie ist es im Himmel, Alfonso? Kann Assunta wieder hören?
    …
    … verloren in der Erstarrung

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