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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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hatte er nichts weiter gemacht, als danebenzustehen und die Arkebuse wieder zu
     laden. Wir hatten sehr viel Wein getrunken und wurden immer hitziger, da hab ich ihn erstochen.«
    »Für ein Wams?«
    »Aber es war ein sehr schönes Wams, aus echtem Büffelleder und mit Taschen in den Armausschnitten!«
    »Wo ist es?«
    »Der Gefängniswärter hat es mir weggenommen«, jammert Barca verzweifelt, und die Tränen kullern ihm über die Backen. »Dazu
     hatte er kein Recht, Signor Bargello! Nein, dazu hatte er kein Recht. Ich kenne die Bestimmungen. Meine Sachen gehören bis
     zu meiner Hinrichtung mir. Danach fallen sie dem Henker zu und nicht dem Sbirren! Was für eine Schande, Signor Bargello! Der
     Sbirre hat einen doppelten Coup gelandet: er hat mich bestohlen und bestiehlt auch noch den Henker!«
    »Darüber reden wir später«, sage ich ungerührt. »Nun noch einmal zu den Fakten. Erzähle, wie ihr Peretti ermordet habt.«
    Daraufhin gibt mir Barca mit sanfter Stimme einen Bericht, der sich in allen Punkten mit dem von Filippo deckt. Als er geendet
     hat, frage ich:
    »Du hast also Signor Peretti getötet, um ihn zu berauben?«
    »Nein, Signor Bargello!« ruft Barca schockiert. »Ich bin kein Dieb, sondern Soldat, wenn auch zur Zeit außer Dienst. Ich töte
     nur auf Befehl.«
    »Und wer hat dir diesen Mord befohlen?«
    »Ein Mönch in einer Taverne.«
    »Kanntest du ihn?«
    »Nein, Signor Bargello.«
    »Beschreibe ihn mir.«
    »Das ist schwierig. Ich habe ihn nie ohne Kapuze gesehen. Er war klein und mager. Seinen Namen kenne ich nicht.«
    »Warum hast du ihm gehorcht?«
    »Er hat mir Geld gegeben.«
    »Wieviel?«
    »Hundert Piaster.«
    »Und für hundert Piaster hast du einen Menschen umgebracht?«
    |260| »Als Soldat habe ich für viel weniger Geld getötet. Außerdem war ich entlassen, und meine Taschen waren leer. Unsereins muß
     auch essen.«
    »Bei wem standest du als Soldat in Dienst?«
    »Beim Fürsten Orsini. Er hat mich und Machione vor zwei Monaten entlassen.«
    »Warum?«
    »Er verdächtigte uns der Unsittlichkeit.«
    »Wieso?«
    »Das könnt Ihr Euch doch denken, Signor Bargello.«
    »Stimmte es?«
    »Nein.«
    »Das klingt nicht sehr überzeugend.«
    »Was wollt Ihr denn noch, Signor Bargello?« ruft Barca heftig. »Reicht Euch der Galgen noch nicht? Was braucht es weiter,
     damit Ihr zufrieden seid? Daß ich wegen Sodomie verbrannt werde?«
    »Aber nein, nicht doch! Beruhige dich, Barca. Das alles bleibt unter uns. Glaubst du, daß dein früherer Herr diesen Mord durch
     Vermittlung des Mönchs befohlen haben könnte?«
    »Das habe ich zunächst vermutet, wegen der schönen Witwe und der unhöflichen Bemerkung des Mönchs. Aber bei genauerer Überlegung
     glaube ich es nicht.«
    »Warum?«
    »Der Fürst hätte sich für einen Mord keine Soldaten ausgewählt, sondern Banditen. Daran mangelt es nicht in Montegiordano.
     Der Hof ist voll davon.«
    »Warum Banditen?«
    »Die machen so was besser als wir. Das ist ihr Beruf.«
    »Du meinst, du hast dich ungeschickt angestellt?«
    »Sehr ungeschickt: die Arkebuse war keine gute Idee, Signor Bargello. Hätte Signor Peretti ein Paar Pistolen gehabt, wären
     Machione und ich schon beim Näherkommen reif für den Friedhof gewesen.«
    Er hatte recht. Die Arkebuse war die Idee eines Soldaten. Und höchst unzweckmäßig. Laut und über die Maßen unsicher, vor allem
     nachts wegen der schlechten Sicht. Banditen hätten sich in einem Hauseingang versteckt, Peretti von hinten erdolcht und auch
     nicht vergessen, den einzigen Zeugen, den Fackelträger, ins Jenseits zu befördern. Und außerdem hätte |261| man, falls sie geschnappt worden wären, ihren Auftraggeber nicht ausfindig machen können, ihre Zahl in Rom ist Legion. Dagegen
     bedeutete der Einsatz eines Soldaten oder eines ehemaligen Soldaten soviel, wie mit seinem Namen für das Attentat einzustehen.
     Sollte der Fürst so dumm gewesen sein? Oder sind nicht vielmehr diese beiden ehemaligen Soldaten ganz absichtlich vom eigentlichen
     Anstifter ausgewählt worden, um Orsini zu kompromittieren? Meiner Ansicht nach gibt es in dieser Sache zu viele Fingerzeige,
     die auf ihn und Marcello verweisen. Mein Verdacht soll offenbar in eine bestimmte Richtung gelenkt werden.
    »Nun, Barca, ist das alles?«
    »Nein, Signor Bargello. Ich möchte Euch, wie gesagt, um eine Gunst bitten.«
    »Sprich.«
    »Ich möchte mein Wams zurückhaben.«
    »Entschuldige, daß ich dich daran erinnere, Barca, aber du kannst es nur

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