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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Miene.
    »Warum?« fragte Raimondo. »Paolo ist unser Cousin und Familienoberhaupt. Er läßt uns zwar nicht mehr an seinen Geldbeutel
     heran, aber er ist uns gewogen.«
    »Wenn ich mich heute nach Montegiordano begebe, kann das für mich gefährlich werden.«
    »Gefährlich?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es würde zu lange dauern, dir das zu erklären.«
    »Ich weiß, ich bin ein Idiot.«
    »Laß gut sein,
carissimo
, ärgere dich nicht. Ich habe meine Gründe, dir nichts zu sagen. Und für dich ist es auch besser, wenn du nichts weißt. Trotzdem
     würde ich mich sicherer fühlen, wenn du mich nach Montegiordano begleiten wolltest.«
    »So groß ist die Gefahr?«
    Man kann nicht behaupten, Raimondo sei schön, dennoch |274| ist seine grobe Visage nicht ohne Ausdruck, und an der Art, wie er mich ansah, merkte ich, daß er unzufrieden mit meiner Heimlichtuerei
     und besorgt um meine Sicherheit war.
    »Carissimo«
, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter, »verzeih, daß ich dich so im dunkeln tappen lasse. Jedenfalls habe ich
     ein bißchen Machiavelli gespielt. Ich werde dir das später erklären.«
    »Wer ist das, Machiavelli?«
    »Das erkläre ich dir auch später. Willst du mir inzwischen eine starke Eskorte zusammenstellen?«
    »Wie stark?«
    »Ungefähr dreißig Mann.«
    »Ungefähr dreißig Mann?«
    »Bitte, Raimondo, hör auf, mein Echo zu spielen. Ich brauche auch einige Nobili. Wer ist heute da?«
    »Silla Savelli (den nannte er zuerst, weil das sein Busenfreund ist), Pietro Gaetano, Emilio Capizucchi, Ascanio di Ruggieri
     und Ottavio di Rustici.«
    » Tutta la crema!
1 Wieso sind sie heute so zahlreich?«
    »Wir haben gestern mit ein paar Mädchen gefeiert, und sie sind über Nacht geblieben, weil sie betrunken waren.«
    »Da also geht unser Geld hin!«
    »Du bist ja selbst so sparsam!«
    »In der Tat! Würdest du ihnen bitte sagen, Raimondo, daß sie sich vorbereiten sollen? Ich will sie alle dabeihaben.«
    »Außer deinem Bruder brauchst du fünf der vornehmsten Adelssprößlinge Roms, um Paolo entgegenzutreten?«
    »Ja.«
    »Was hast du ihm angetan, daß du ihn so fürchtest?«
    »Nur Gutes. Aber er sieht das ganz anders.«
    »Schon wieder Rätsel über Rätsel«, sagte Raimondo.
    Mir schlug das Herz, als ich im Hof von Montegiordano meine Eskorte zurückließ und mit Raimondo, der mir wie ein Schatten
     folgte, in den ersten Stock stieg, um Paolo in dem von ihm bevorzugten kleinen Saal zu treffen. Paolo stand am Fenster und
     sah in den Hof hinab.
    »Wie ich sehe«, sagte er trocken und wandte sich um, »hast du außer einer starken Eskorte noch die vornehme Welt mitgebracht. |275| Silla Savelli! Pietro Gaetano! Emilio Capizucchi! Ascanio di Ruggieri! Ottavio di Rustici! Aber was hast du dir gedacht, Raimondo?
     Wir werden doch diese vornehmen jungen Leute nicht im Sattel hängen lassen, bis unsere Unterredung beendet ist! Raimondo,
     geh bitte zu meinem Majordomus und sage ihm, er solle Wein und ein kleines Mahl für sie vorbereiten und sie im Festsaal bewirten.«
    Diesem Befehl – denn es war einer, wenn auch liebenswürdig vorgetragen – kam Raimondo augenblicklich nach, so gern er auch
     erfahren hätte, was wir besprechen würden. Und ich blieb, sehr gegen meine Absicht, mit Paolo allein.
    »Du bist also gekommen!« sagte er. Sein Mund lächelte, aber sein Blick war kalt. »Ich danke dir. Du siehst mich in größter
     Bedrängnis, Lodovico. Der Papst hat mich beleidigt.«
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an, und er fuhr fort:
    »Der Papst hat Vittoria festgenommen.«
    »Wichtig ist, daß er nicht dich festgenommen hat«, erwiderte ich.
    »Er hat es nicht getan, weil er genau weiß, daß ich Peretti nicht habe ermorden lassen. Aber durch die Festnahme Vittorias
     macht er alle Welt glauben, ich sei der Mörder. Dadurch hat er mich beleidigt.«
    »Wie willst du die Leute überzeugen, daß du nicht der Mörder bist? Deine Expedition nach Santa Maria hat sich zweifellos herumgesprochen.«
    »Ein Gerücht ist kein Beweis. Ich habe mir eine Abschrift des Untersuchungsberichts von Della Pace beschaffen können. Mit
     diesem Mord, schlußfolgert er, sollten Marcello und ich als die Schuldigen hingestellt werden, doch nach Auffassung von Della
     Pace sind wir es nicht.«
    »Della Pace ist ein schlauer Mann«, sagte ich mit einem schiefen Lächeln. »Du bist nun also von jedem Verdacht reingewaschen.«
    »Nur, daß der Papst durch Vittorias Festnahme mich
urbi et orbi
für schuldig erklärt. Dadurch

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