Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
«Oh?»
    «Wollen Sie mir einen Gefallen
tun?» fragte Jonathan. «Lassen Sie mich Ihnen wenigstens sein Werk zeigen. Und
Mavis selbstverständlich auch.»
    «Wenn es im Warmen und Trocknen
ist, gerne», antwortete die Dame.
     
     
    Dienstag, 3. April 1984,
nachmittags
    Sie fuhren hintereinander und
schweigend nach Bath zurück. Mrs. Bignall konzentrierte sich darauf, mit ihrem
Renault 5 einem BMW zu folgen, und Mr. Pringle brütete über die Treulosigkeit
der Frauen. Er blieb teilnahmslos, während Jonathan sich die Erlaubnis von dem
Polizisten beschaffte, der die Nottreppe bewachte.
    Jonathan war es gewohnt, sich
einzuschmuggeln, sich über jede Türschwelle hinwegzuschmeicheln. Der Constable
machte das Licht an und hielt die Tür auf. Zu dritt stiegen sie die Stufen
hinauf. Mr. Pringle hielt sich kaum bei den Ansichten von Bath auf. Er
bewunderte Schwung und Stil, aber sonst konnte ihn daran nichts aufregen. Sie
erreichten die letzte Treppenflucht, und sein Blick fiel auf das Porträt. Er
blieb stehen. Einige Augenblicke lang sagte er nichts, dann seufzte er. Er
empfand starke Müdigkeit, was ihn erstaunte. Lag es daran, daß er in die Falle
gegangen war? Er konnte sich immer noch zurückziehen, in den Wagen steigen und
fortfahren. Mavis würde nichts dagegen einwenden. Mr. Pringle sondierte seine
Gefühle weiter. Warum empfand er so? Das Bild war bemerkenswert, warum sollte
es also in dieser Weise auf ihn wirken? Er schob das Problem beiseite und gab
sich dem ästhetischen Genuß hin.
    Mrs. Bignall sprach als erste.
«SIE ist es, nicht wahr?»
    «Wie? Oh, ja, das nehme ich
an.» Mr. Pringle hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Objekt zu
identifizieren.
    «Aber es ist kein richtiges
Porträt.»
    «Es ist eine Allegorie.»
    «Ich verstehe», sagte Mavis,
die es nicht verstand.
    «Es ist Vergangenheit und Zukunft.
Sie fordert dazu auf, sich zu entscheiden, welchem Pfad man folgen möchte.»
Mrs. Bignall suchte seine Hand. «Es ist gut, nicht wahr?»
    «Oh, ja. Vortrefflich.» Und nun
wußte er, warum sich diese Last auf seinen Schultern niedergelassen hatte.
Jetzt, da er das Bild gesehen hatte, blieb ihm keine andere Wahl mehr.
Jonathans Sympathien mochten seinem Freund gelten. Es gab keinen Zweifel, wem
Mr. Pringles galten. Er kapitulierte mit Anstand. «Es wäre mir eine Ehre, den
Künstler kennenzulernen.»
    In einer viel höheren Etage des
Gebäudes klingelte in einem Büro das Haustelefon, es klingelte und klingelte.
Ein Mann starrte es an und wollte, daß es aufhörte zu klingeln. Schließlich
legte der Anrufer auf.
     
     
    Dienstag, 3. April 1984, am
späten Nachmittag
    Im BMW legte Jonathan dar,
alle, die in der Regie gewesen seien und noch verdächtigt würden, hätten sich
in den alten Studios in der Lower Bristol Road eingefunden, um ihn zu treffen.
Mr. Pringle stellte verdrießlich die in dieser Verabredung inbegriffene Zuversicht
fest.
    «Es ist mir nicht gelungen,
jeden einzelnen zu erreichen», räumte Jonathan ein, «aber die meisten sind
dort. Und ich habe mich nicht um jene bemüht, die von der Polizei entlastet
worden sind. Die können Sie ein andermal treffen.»
    Die beiden Redakteure fuhren
zusammen dorthin. Fitz fuhr nervös und ruckartig, während Charles neben ihm
eine Zeitung las und jedesmal übermäßig reagierte, wenn Fitz bremste. An einer
Kreuzung sagte Fitz: «Die fragten mich, was ich gesehen habe...»
    «Ja, alter Freund, das haben
sie jeden gefragt.» Charles’ Ton war alles andere als liebevoll.
    «Nein.» Fitz drehte sich um und
blickte ihn an. «Die fragten mich, ob ich gesehen habe, was du und Dorothy
getan habt...»
    «Ich vertraue darauf, daß du
ihnen die Wahrheit gesagt hast. Daß es zu dunkel war, um irgendwas zu sehen.
Außerdem herrschte drinnen das totale Chaos.»
    Fitz starrte wieder durch die
Windschutzscheibe. «Da waren bestimmte Dinge, die ich glaube gesehen zu haben,
sogar im Dunkeln», murmelte er. «Und ich hörte vertraute Geräusche.»
    «Nämlich?» Charles war jetzt
viel schärfer im Ton, aber Fitz antwortete nicht. Dann sprach Charles wieder.
«Die sind unerfahren», sagte er.
    Das Lagerhaus war mit Brettern
vernagelt worden. Es gab Hinweise mit der Aufschrift zu verkaufen und
noch sichtbarere Schilder mit dem Bild eines Schäferhundes. Jonathan ging
zuversichtlich voraus. «Wir haben ihn gezähmt. Gott weiß, was es kostet, diese
Biester auszubilden, aber Alfie hat das Kunststück fertiggebracht. Er ist aus
dem Kostümfundus.» Jonathan öffnete eine

Weitere Kostenlose Bücher