Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede
Churchills: «Wir werden sie, äh, bekämpfen an den Stränden, in der Luft und in
unseren Heimen, aber wir werden niemals, niemals, äh, besiegt werden.» Echt war
daran nur das Klicken schlecht passender Zahnprothesen. Mrs. Bignall schnaufte
vor Überraschung, ihre Hand fuhr zum Herzen. Mr. Pringle sagte mürrisch: «Das
sind nicht die richtigen Worte.» Aber niemand hat jemals einen Auftritt von
Jonathan P. Powers vereitelt.
«Pringle, mein lieber Freund,
wie geht’s?» Die Begrüßung war zu pompös und bieder geraten und sollte
lediglich die Aufmerksamkeit auf den Sprecher richten. Außerdem war sie dazu
ausersehen, jeden möglichen Widerstand zu ersticken. Mr. Pringle stellte fest,
daß seine Hand auf und ab gepumpt wurde, während vorbeischlendernde Touristen
einander anstießen und murmelten: «Ist das nicht, wie heißt er doch noch?»
«Guten Tag», sagte G. D. H.
Pringle kühl.
«Es ist wundervoll, Sie
wiederzusehen — Sie sehen gut aus. Und wer ist diese reizende Dame?» Jonathans
überfreundlicher Bariton war atemlos vor Aufregung. «Pringle, ist es möglich?
Haben Sie sich gebunden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?»
«Meine Freundin, Mrs. Bignall.
Mavis, darf ich dir Mr. Powers vorstellen?»
«Jonathan, Mavis. Nennen Sie
mich Jonathan. Ich darf Sie doch Mavis nennen, nicht wahr?»
Mrs. Bignall hatte überhaupt
nichts dagegen. Mit neunundvierzig Jahren — das Alter, das sie gegenwärtig
eingestand — war eine kleine Schmeichelei durchaus akzeptabel. Sie mochte Mr.
P. sehr, aber er war wirklich übermäßig zurückhaltend. Mr. Pringle schaute
mürrisch zu, wie Jonathan Mrs. Bignalls Fingerspitzen küßte. Dies Ritual hatte
er auch bei ihrer ersten Begegnung vollzogen, wie er sich erinnerte, und er sah
mit Eifersucht, daß es immer noch wirkte. Mavis blühte auf.
Er stellte auch fest, daß
Jonathan sich verändert hatte. Der Mann hatte zugenommen, aber es stand ihm
gut. Trotz des Wetters hatte er eine goldbraune Haut. Sein Haar, voller als in
Mr. Pringles Erinnerung, war nicht mehr schwarzbraun, sondern es glänzte blauweiß.
Es war eine Mähne, auf die er stolz sein konnte, und Jonathan warf sie jetzt —
fast unbewußt — nach hinten, als er sagte: «Pringle, ich wende mich mit einer
verzweifelten Bitte an Sie. Es tut mir sehr leid, daß ich heute morgen dieses
unsensible Mädchen als Abgesandte schicken mußte, aber ich wurde noch —» er
drehte sich um und vergewisserte sich, daß die zuschauenden Touristen noch in
Hörweite waren — «von der Polizei als Tatverdächtiger vernommen.» Sein
dramatisches Flüstern war im Tal und jenseits davon zu hören. Dann breitete er
die Arme aus, als er rief: «Vor weniger als einer Stunde wurde mir erklärt, ich
sei unschuldig. Was für eine Erleichterung! Ich wußte natürlich, daß ich
unschuldig bin, aber es ist doch ein großartiges Gefühl, einen fleckenlosen
Charakter zu haben und frei zu sein.» Man hatte ihm dies schon in der
vergangenen Nacht gesagt, aber da er nun einmal Regisseur war, hatte er
automatisch den Instinkt zur Wiederholung. Er machte eine Pause, aber es kam
kein Applaus. Mr. Pringle entschied, dies habe jetzt lange genug gedauert.
«Mrs. Bignall und ich verlassen Bath.»
«In ein oder zwei Tagen»,
ergänzte Mavis.
Er starrte sie an. Sie war doch
wohl nicht auf diesen Scharlatan reingefallen? Jonathan nutzte seine Chance.
«Mavis, ich flehe Sie an,
bringen Sie ihn dazu, es sich noch einmal zu überlegen. Wir haben unsere ganze
Hoffnung auf Pringle gesetzt. Hören Sie...» Er legte seine Arme um die beiden
und führte sie in einen ruhigen Winkel, da er die Touristen nicht mehr
benötigte. «Ich mag frei sein, aber mein bester Freund ist es nicht.
Außerdem droht ihm, völlig zu Unrecht, eine Mordanklage. Jetzt frage ich Sie,
wie kann ich mich auch nur einen einzigen Augenblick lang freuen, während Jack
Kemp Gefahr läuft, eingesperrt zu werden. Wir haben doch zusammen bei der BBC
gelernt.»
Es war eine stärkere Bindung
als die von Roland an Oliver, von Rosenkranz an Güldenstern, von Pat an
Patachon — es war Blutsbrüderschaft. Mr. Pringle war ungerührt. Er mißbilligte
freimaurerische Riten in jeder Form.
«Ich sehe keine Möglichkeit,
wie ich Ihnen helfen kann.»
Aber Jonathan kannte Mr.
Pringles kleine Schwäche. «Jack ist nicht der einzige Unschuldige, der Gefahr
läuft, angeklagt zu werden. Da ist noch einer, ein bildender Künstler.» Mr.
Pringle sammelte Bilder.
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