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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Charles zu distanzieren. Bestimmt war er viel
nervöser. Charles, mit fleischigem Gesicht, zuversichtlich, protestierte, weil
er seine Kleidung zur gerichtlichen Untersuchung hatte aushändigen müssen. «Man
hat mir gesagt, daß ich sie vielleicht nie wieder zurückbekomme. Ich weiß, sie
war mit Blut bespritzt, aber, du lieber Gott, das waren wir doch alle. Glauben
Sie, es besteht die Möglichkeit auf Schadenersatz?» Mr. Pringle beachtete die
Frage nicht. Er wollte mit Fitz sprechen, kam aber zu dem Schluß, dies sei
nicht der rechte Ort. Er ließ sich von Jonathan weiterführen. Der nächste war
Carl, Beleuchterchef, der ebenfalls Abstand von Charles hielt, jedenfalls
schien es so.
    «Ich bin ein
Hauptverdächtiger», sagte Carl fröhlich. «Denn ich hielt mich an Christophers
Stuhl fest, als die Lampen wieder angingen.»
    «Oh?»
    «Ja. Wegen des Drängelns und
Schiebens im Dunkeln und weil Dorothys Tisch mich fast umgestoßen hätte. Die
Polizei scheint das leider nicht zu glauben.» Er versuchte zu grinsen, aber
sein Gesicht war angespannt. Der große, anständige Mann, der sich zwingt,
wohlgemut zu erscheinen, urteilte Mr. Pringle.
    «Du warst nicht der einzige,
der sich daran festhielt, Carl. Ich stand ebenfalls an dem Stuhl.» Der Sprecher
trat vor. Mr. Pringle zuckte überrascht zusammen. Noch ein großer Mann, aber
ganz anders. Schwarz, blauschwarz, mit einer Würde, die Mr. Pringle an Sir
Laurence Oliviers Othello erinnerte. Ein edler Mohr, aber er hatte keine
blutrote Nase. Er war elegant und kostspielig gekleidet. Die Hand, die er Mr.
Pringle gab, war fest. Auch im Ärmel hatte er harte Muskeln und Sehnen.
    «Ich stelle Ihnen unseren
Künstler vor, Rupert Asante», sagte Jonathan, «Bühnenbildchef bei Bath
& Wells. Pringle hat dein Meisterwerk gesehen, Rupert.»
    «Ich bin froh, daß die Polizei
Sie durchgelassen hat. Ich zweifle, ob sie es mir erlauben würde.» Dichtes Haar
verdeckte kaum seine Schädelform und fiel in den Nacken. Mr. Pringle hatte
plötzlich eine Vision von einem Krieger, der seine Mannen anführt, aber er
schob sie beiseite.
    «Eine sehr gute Arbeit», sagte
er zu Rupert. «Darf ich mir gestatten, Ihnen zu gratulieren?»
    «Gewiß.» Der Krieger war
verschwunden, ersetzt durch einen normalen, großen schwarzen Mann, der erfreut
aussah. «Das dürfen Sie, so lange Sie wollen.»
    Zwei Frauen standen
beieinander, offenbar nicht, weil sie sich von den Männern distanzierten,
sondern weil die jüngere Schutz bei der anderen suchte. Die ältere Frau war
kräftig und trug einen Overall. In seiner Einfalt fragte Mr. Pringle sich nach
dem Grund. War sie eine Arbeiterin?
    «Das ist Hilary, unsere neue
Bildmischerin.» Die jüngere Frau murmelte etwas. «Und Artemis, unsere
Programmassistentin», sagte Jonathan.
    «Wir saßen zu beiden Seiten von
Christopher», sagte Artemis. «Darf ich Ihnen etwas anvertrauen?»
    «Bitte, gern.»
    «Ich weiß nicht, ob es schon
jemand gesagt hat, aber obwohl wir ihn nicht umgebracht haben, sind wir äußerst
froh, daß es jemand getan hat.»
    «Na, na», warnte Jonathan.
    «Es ist gleich soweit!» rief
Jack und schaute auf seine Uhr. «Kommt her und füllt eure Gläser.» Er drehte
die Lautstärke des kleinen Fernsehgeräts auf, das auf der Bar stand.
    «Es sind die Nachrichten»,
erläuterte Jonathan, «das gleiche Programm, an dem gestern abend alle
gearbeitet haben, als es passierte. Wir möchten heute abend zuschauen. Sie
haben nichts dagegen?»
    Mr. Pringle begriff, daß die
Reihenfolge der Prioritäten beim Fernsehen anders war. Mord konnte warten. Jack
nötigte ihn noch einmal zu einem Drink. «Es ist alles gratis. Meine Freunde
dachten, ich bräuchte eine Aufmunterung.» Mr. Pringle schaute auf die
trostbringenden Flaschen. Sie repräsentierten die Sonderangebote aller
Weinläden in Bath von diesem Monat. «Das anständige Zeug ist alles im Whizz-Bang»,
räumte Jack ein.
    «Einen kleinen Sherry
vielleicht?»
    «Oh, so etwas haben wir nicht.
Wie wäre es mit einem jugoslawischen Riesling? Er hat ein sehr hübsches
Etikett.» Mr. Pringle akzeptierte den Plastikbecher.
    Er stand hinter der Gruppe. Die
gleiche Werbung wie am Vorabend erschien, die junge Frau, voller Glückseligkeit
wegen ihres flüssigen Reinigungsmittels. Die Gruppe schwatzte untereinander und
ignorierte Mr. Pringle völlig. Das Bild wechselte über zur Programmansage.
Heute abend saß da eine strahlend junge Blondine, die zu viele Zähne zeigte.
    «Was ist aus Ashley

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