Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
in Ihren Spalten gelesen, daß auf Befehl einer gefühllosen männlichen
Bestie ein unschuldiges geliebtes Kuscheltier ermordet werden soll...
«Das ist erst der Anfang»,
prophezeite Petronella. «Er wird gelyncht, ehe die fertig mit ihm sind.»
«Ja?» Eine Kellnerin in
mittleren Jahren lächelte Mr. Pringle an.
«Äh, danke, ja, drei Kaffee und
eine Auswahl an Kuchen, bitte.»
«Sahnestückchen», fügte Mavis
hinzu.
«Cholesterin ist äußerst
schädlich für Sie.»
Mavis entwickelte ebenso wie
Mr. Pringle eine Abneigung gegen Petronella. Ihr waren ähnliche Mädchen vorher
schon begegnet, gewöhnlich in Geschäften, wenn sie fragte, ob Größe 42 vorrätig
sei. «Hören Sie, meine Liebe, Mr. P. und ich —» wobei sie ihn mit einem
Klimpern ihrer Wimpern einschloß — «haben eine philosophische Einstellung zum
Leben.» G. D. H. Pringle fragte sich, was um Himmels willen als nächstes kommen
werde. «Wir glauben ein wenig daran, was einem gefällt, tut einem gut.» Sie
zwinkerte ihm sehr vertraulich zu. Es wärmte ihn durch und durch bis zu den
nassen Socken. «Wir essen beide keine Kleie», fuhr Mavis unerbittlich fort. «Und
eine Störung unseres Urlaubs mögen wir auch nicht.»
Der Kuchen kam. Mr. Pringle
spürte, daß der Tag sich zu bessern begann. «Was möchtest du heute nachmittag
unternehmen?»
Mavis biß in ein Eclair. «Tja,
wir sollten uns nicht dem Wetter aussetzen. Wie wäre es mit dem Amerikanischen
Museum in Claverton? Winston Churchill hat es oft besucht.»
Mr. Pringle nahm sich ein
Stück, das mit Kirschen garniert war. «Das klingt großartig.»
KAPITEL 4
«Wir
treffen immer den einen oder anderen alten Freund.» Jane Austen, Anne Elliot
Dienstag, 3. April 1984, nachmittags
Seit dem Lunch hatte sich Mavis
Bignalls Entschlossenheit allmählich verflüchtigt. Mr. Pringle hatte es
zunächst nicht gemerkt. In der Weinbar, wo sie Mrs. Pugh zum Lunch getroffen
hatten, war er überwältigt gewesen, zunächst von der Dame selbst — sie sei noch
nie in einem von diesen Lokalen gewesen, wie freundlich von ihnen, sie
einzuladen, sie sei schon oft daran vorbeigegangen und habe sich gefragt, wie
es drinnen sei. Oh, es gibt hier einen süßen Weißwein? Wirklich? Wie schön!
Dann aber ärgerte er sich über den säuerlichen Geschmack eines angeblichen
Aloxe Corton. Dann über den Preis und die Erkenntnis, daß die beiden Damen
vermutlich mehr als ein Glas konsumieren würden. Schließlich, als Mr. Pringle
den effektiven Gewinn des Wirts an diesen weiß eingehüllten Flaschen errechnet
hatte, war seine Laune endgültig verdorben. Er hörte nicht mehr auf das
lebhafte Gespräch, das an seiner Seite geführt wurde.
Er wußte, Mrs. Bignall hatte
erklärt, daß sie beide weiterfahren wollten, woraufhin Florence Pugh zu
protestieren begann. Ihr Gespräch ging über in eine Diskussion über noch
unbekannte Freuden von Bath. Es fielen Worte wie «Liberty’s» und «wundervoller
italienischer Lederladen auf der Poultney Bridge», aber als Mann schaltete
Pringle nun ganz ab. Die Rechnung kam, und er sah, daß die Bedienung nicht
eingeschlossen war. Mr. Pringle saß sehr still da. Sein einziger Trost war der
Gedanke, daß sie morgen fort sein würden.
Als sie Bathwick Hill
hinauffuhren, schien seine Begleiterin in Gedanken versunken zu sein. Er sprach
über die Wirksamkeit der zweistufigen Scheibenwischer, bewunderte, was von den
Universitätsgebäuden zu sehen war, aber erfolglos. Sie fuhren schweigend The
Avenue hinunter nach Claverton. Als sie im Museum waren, verweilte er vor den
Patchworkdecken, in der Hoffnung, sie zu interessieren, aber sie warf kaum
einen Blick darauf. Als der Aprilschauer endlich ein bißchen nachließ, schlug
er vor, auf die Terrasse zu gehen. Sie standen draußen vor den prachtvollen
Verandatüren und spähten in das vom Nebel verhangene Tal. «An einem schönen Tag
muß man hier eine wundervolle Aussicht haben», deutete er vorsichtig an.
«Ich dachte gerade...»
«Ja.?»
«Wir haben bis jetzt noch nicht
viel von Bath gesehen, nicht wahr?»
«Weil es geregnet hat.»
«Aber wenn wir ein oder zwei
Tage warten würden, bis es sich aufklart?»
Ohne bewußt daran zu denken,
was er tat, ließ Mr. Pringle die Münzen in seiner Tasche klingeln.
«Und es würde uns bei unseren
Ausgaben helfen, nicht wahr?»
«Was würde helfen?» Mr. Pringle
war jetzt wachsam und mißtrauisch.
Hinter ihnen erklang plötzlich
eine scheußliche Imitation der berühmten
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