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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hineineilte. Zoom-Objektive glitten in ihren
weitesten Winkel, Blenden öffneten sich, um sein Vordringen in den dunklen
Empfang zu verfolgen, Tontechniker hielten ihre Mikrophone mit ausgestrecktem
Arm, und Jonathan zeigte instinktiv seine Schokoladenseite.
    Der Motorradfahrer riß sich den
Helm herunter, ergriff Jonathans Arm und keuchte: «Wo ist das Klo für Männer?»
    «Dort hindurch. Die letzte Tür
links.»
    Die Tür klemmte, aber der Mann
warf sich dagegen. Jonathan sah, wie er verschwand. «Wissen Sie, ich denke, die
gesamte Polizei hat gestern abend im selben Lokal gegessen. Er ist der fünfte,
der es eilig hatte, seit ich hier bin. Meinen Sie, ich darf ihn fragen, wo das
war?»
    «Lieber nicht.»
    «Nein. Ich vermute, Sie haben
recht.»
    Draußen wuchs die Spannung.
Kameramänner prüften auf den Zählern die verbliebenen Filmmeter und legten neue
Kassetten ein Neue Tonbänder wurden auf die Nagra-Geräte gespult. Schließlich
kam der Motorradfahrer zurück. Jonathan und Mr. Pringle beobachteten, wie den
Journalisten befohlen wurde, ihre Wagen wegzufahren, wie die Straße vor dem
Gebäude für eine weite Strecke gesperrt wurde und man an beiden Enden Schilder
postierte mit der Aufschrift:
     
    NUR FÜR POLIZEIFAHRZEUGE
    PARKEN VERBOTEN
     
    «Die müssen Fisch gegessen
haben», sagte Jonathan.
    Artemis war in ihrem Büro. «Sie
sagt, heute morgen kann sie alles für Sie tippen, was Sie wollen», rief
Jonathan und ging voraus, «aber heute nachmittag macht sie mit George die
Tonmischung für das Landwirtschaftliche Tagebuch.» Mr. Pringle, um
nichts klüger geworden, folgte ihm den blassen Glaskorridor hinunter. Bürotüren
standen offen. Angesichts der Aufregung, verursacht sowohl durch den Mord als
auch durch Hornseys Programm, hatten die Rechnungsprüfer eine Sitzung
einberufen, um zu diskutieren, ob die Programmacher ganz abgeschafft werden sollten.
Sie waren erstaunt, als sie feststellten, wie kostenwirksam dies sein würde.
Sie schauten Jonathan herablassend an, als er vorbeiging — seine Zeit war
abgelaufen. Mr. Pringle nahmen sie überhaupt nicht wahr.
    Artemis goß einen wild
aussehenden Kaktus. Sie grüßte verärgert. «Dieser hat als einziger überlebt.
Schauen Sie nur diese armen Dinger an.» Die toten Exemplare waren an einer Wand
aufgereiht. «Soviel zum technologischen Wunderwerk von Bath & Wells»,
wütete sie. «Diese Arbeitsumgebung kann töten.» Mr. Pringle hoffte nur, daß man
ihm dafür keine weiteren Beweise liefern würde.
    «Macht nichts, Artemis,
Schätzchen», polterte Jonathan. «Wenn alles vorbei ist, kaufe ich dir einen
giftigen Efeu. Nun, hast du alles für Pringle?»
    Sie ging zu einem Schreibtisch.
Heute trug sie Fliegerkluft und sah aus, als wolle sie jeden Moment davondüsen.
Der Anzug hob ihre muskulösen Arme und Oberschenkel hervor. Sie streckte den
Zeigefinger aus. «Notizbücher, Bleistifte, Radiergummi, Anspitzer, Papier in
Größe DIN A 4, Kohlepapier. Möchten Sie eine Schreibmaschine? Leider ist es nur
eine manuelle.» Mr. Pringle schaute sie verwirrt an.
    «Während Sie Ihre Ermittlungen
vornehmen?»
    Er schüttelte heftig den Kopf.
«Ich brauche hiervon nur einige Kopien.» Er gab ihr sein sorgfältig
geschriebenes Formular. «Etwa eineinhalb Dutzend, wenn es möglich ist?»
    «Auf weißem Papier?»
    «Einerlei, was am bequemsten
ist.»
    «Es dauert nicht lange. Nehmen
Sie sich einen Kaffee.» Sie eilte hinaus.
    Jonathan goß aus der
Kaffeemaschine auf dem Aktenschrank zwei Tassen voll. «Lassen Sie sie nur
machen. Das macht sie glücklich.» Mr. Pringle wunderte sich über diese
Verschwendungssucht. «Ich benutze nie neues Papier», murmelte er, «nur
gebrauchtes. Ausgenommen, wenn ich mir nach einem abgeschlossenen Fall meine
Notizen mache.»
    «Das ist schon in Ordnung.» Mit
einer übermäßig lässigen Geste schob Jonathan den ganzen Stapel in seine
Aktentasche. «Eine der Strafen für mich als freier Mitarbeiter ist», erläuterte
er, «daß mir ständig das Schreibpapier ausgeht. Sie haben keine Ahnung, was es
kostet.» Mr. Pringle hatte sie. Außerdem erkannte er einen Diebstahl, wenn er
einen sah. Er wandte den Blick entschlossen ab und nippte an seinem Kaffee.
     
     
    Mittwoch, 4. April 1984,
vormittags
    Für Männer, die unmittelbar vor
einer Verhaftung standen, stimmten die Polizisten einem Gespräch mit Mr.
Pringle überraschend schnell zu. Vielleicht wollten sie sich eines lästigen
Kerls entledigen, ehe sie die Hauptaufgabe des Tages

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