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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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dieser Blödmann bei der IBA, der einen Onkel hatte...»
    Charles warf eifrig ein:
«Damals wurde alles vertuscht, denn Nepotismus ist nicht erlaubt — haha.
Jedenfalls dieser Kerl, dieser Onkel, meinte, Fußballreporter zu sein sei ein
leichter Job. Tatsächlich ein Kinderspiel. Also ließen Bath &c Wells
es ihn versuchen.»
    «Das kann man wohl sagen!»
Jonathan schüttelte bei der Erinnerung daran den Kopf.
    Sie schauten Mr. Pringle erwartungsvoll
an. Der nahm das Stichwort auf. «Was ist passiert?»
    «Er kam, ausgerüstet mit
allem.»
    «Voll bepackt, sozusagen.»
    «Fernglas, Reiseflasche, Brote
mit Gänseleberpastete...»
    «Ein Exemplar des Jahrbuchs Whitakers
Almanach ...»
    «Oh, sei fair, Jonathan.
Bestimmt war es ein Buch über Fußball?»
    «Es war die Autobiographie von
Stanley Matthews.»
    «Der Mann war ziemlich alt»,
sagte Artemis. «Er hatte sich sogar eine Decke und einen Jagdstock
mitgebracht.»
    «Das einzige, was er tatsächlich
vergessen hatte», krönte Jonathan die Aufzählung, «war seine Bifokalbrille.
Ohne sie konnte er die Namen der Spieler nicht lesen. Er hatte versäumt, sie
auswendig zu lernen.»
    «Selbstverständlich», fuhr
Charles fort, «konnte er die Rückennummern nicht erkennen, als die Spieler
herumrannten. Alles in allem war es vermutlich die denkwürdigste Übertragung,
die dieser Sender je ausgestrahlt hat.»
    «Bis zu Ashley Fallowfield und
Hornsey.»
    «Sehr wahr.»
    «Ah, ja, glückliche Tage waren
das. Und jetzt ist einer von uns ein Mörder. Kommt mit, Leute. Über die
Seufzerbrücke.»
    Mr. Pringle umfaßte das
Geländer des Laufstegs sehr fest. Durch das Metallgitter war unten der Fußboden
zu sehen. Als sie über die Brücke gingen, schwankte sie leicht, und er konnte
sich vorstellen, wie es jeden Abend sein mußte, wenn die Leute hinübereilten.
Das leere Studio roch schal und nach Kälte. Kameras standen aufgereiht auf
vorgezeichneten Positionen. In einer anderen Ecke standen zwei Mikrofongalgen
wie verlassene Kraniche. Die Zuschauersitze wirkten unter der
Arbeitsbeleuchtung nicht sehr einladend, auch der Stuhl des Programmleiters sah
schmierig aus. Wie ein Theater braucht das Studio Wärme und Glanz, dachte er,
um Leben hineinzubringen. Gegenwärtig war es eine tote Sache.
    « Avanti !» rief Jonathan
und stieß die Tür zum Regieraum auf.
    Drinnen war es genauso, wie Mr.
Pringle es sich nach Petronellas Beschreibung vorgestellt hatte, aber etwas
kleiner. Wie vollgestopft mußte es hier am Montag abend gewesen sein. Mehrere
Monitore zeigten stille, nicht gesendete Bilder. Die Schiefertafel von Studio 3
bedurfte keiner Erklärung.
     
    W. WOMB SPIELT
    PROG. 11
    BEGINN AUFNAHME 39
    KURZSZENE 6
     
    Mr. Pringle sah fasziniert zu,
wie jemand, vermutlich Hilary, einen Kameraschnitt machte, weg von der Tafel,
um einen leeren Rahmen zu zeigen. Ein müde aussehender Wombat kam darin langsam
nach oben. Sein linkes Auge fehlte. In dem Loch wackelte blöde der Finger des
Puppenspielers.
    Sofort verschwand dieses Bild
und wurde wieder durch die Schiefertafel ersetzt. Kurz und bündig wischte eine
Hand die 6 weg und schrieb mit Kreide eine 7 auf die verschmierte
Stelle.
    Abgesehen von den Monitoren,
war es dunkel in der Regie. Mr. Pringle streckte die Hand aus, um sich
festzuhalten. Irgend etwas auf dem kleinen Tisch hinter ihm fiel um.
    «Das ist Dorothys Spieker»,
sagte Artemis. Pringle bemühte sich, seine Hand nicht wegzureißen. «Sie meinen,
es ist die...»
    «Oh, nein. Die Mordwaffe hat
die Polizei. Dies ist ein Ersatzspieker. Davon gibt es hier viele.»
    Mr. Pringle hob ihn auf und
betrachtete ihn. Artemis ging hinüber, schaltete das Licht ein und kam zum
Stuhl der Programmassistentin zurück. War sie bedrückter jetzt, da sie wieder
am Tatort war? Er fand es schwierig, das zu beurteilen. Die Teppichfliesen
unter dem mittleren Stuhl waren auffallend neu. Überall war ein bedrückender
Geruch nach Karbol. Mr. Pringle stellte fest, daß er sich bemühte, nicht zu
schnüffeln.
    «Die Bildmischerin sitzt hier.»
Jonathan hockte vor dem Schaltpult und bemühte sich, ein aufmerksames Gesicht
zu machen. Seine Hand schwebte über den Knopfreihen. «Dies sind ihre Regler,
die auf und ab gehen.» Schnell ließ er den Worten die Tat folgen.
    «He!»
    Der Schrei kam aus weiterer
Entfernung. Füße stampften, und ein zornig aussehendes Individuum warf die Tür
auf, die hinunter ins Studio führte.
    «Haben Sie das Pult berührt?»
    Jonathans Augen verengten sich.
«Ich habe

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