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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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eine Vielfalt von Dingen, die den
ganzen Tag lang gesehen und getan werden müssen... Oh, wer kann von Bath je
gelangweilt sein?» Jane Austen, Northanger Abbey
     
    Mittwoch, 4. April 1984,
vormittags
    Der Regen drohte aufzuhören.
Der blaue Spalt inmitten aufgetürmter Wolken war kaum zu übersehen. Es
bekräftigte Mr. Pringles neue praktische Vernunft. Er hatte zu arbeiten. Er
begann, indem er Mrs. Pugh überredete, für ihn kein Frühstück mehr
zuzubereiten. Schon fühlte er sich weniger träge. Sie hatte jedoch nicht
kampflos aufgegeben. Sie deutete auf seine kärgliche Portion Cornflakes und
sagte: «Das wird Sie nicht in Gang halten, nicht jetzt, da Sie bei Ihren
Ermittlungen sind.»
    «Aufspüren ist keine
Schwerarbeit, Mrs. Pugh. Nur der Verstand muß aktiv bleiben.»
    «Dennoch...»
    «Eine Tasse Kaffee, vielleicht
etwas Obst, das ist alles, was ich morgens als erstes verlange.» Sie seufzte.
Sie genoß es, einen Mann zu mästen. Ihr Billy war ein herzhafter Esser gewesen
— fünfunddreißig Kilo Übergewicht, als er starb, sagte der Arzt. Jetzt stand
sie vor einer Niederlage. «Ich hole Ihnen ein paar Birnen. Es sind
südafrikanische, aber sie schmecken recht gut.»
    «Vielen Dank.»
    Hilary erwartete ihn. Mr.
Pringle ging mit federndem Schritt über das Straßenpflaster, vorbei an den
Bäumen. Wie seine Gefühle gegenüber Jonathan P. Powers auch sein mochten, der
Blick in die Zukunft schien verheißungsvoll. Er ließ sich im niedrigen Fiat
nieder. Er war erstaunt, welchen Wagentyp Hilary sich ausgesucht hatte. Sie
schaltete glatt und schnell, schoß nach vorn und reihte sich in den Verkehr
ein.
    «Sie fahren gern?»
    «Oh, ja.»
    Sie sprach erst wieder, als sie
an die Spitze des Verkehrsstroms in der Prior Park Road geflitzt war. «Vater
hat mich ermutigt. Ich machte den Führerschein an meinem siebzehnten
Geburtstag.»
    Es war nicht prahlerisch, nur
eine Erläuterung. Mr. Pringle zeigte auf den Wagen. «Und hat Ihr Vater Ihnen
auch...»
    «Nein. Er schenkte mir einen
MG, als ich einundzwanzig war. Den tauschte ich gegen diesen ein. Nicht
schlecht, wie?» Sie bog in die Claverton Street ein und erschreckte einen
Busfahrer.
    «Zweifellos ist die
Versicherung nicht preiswert?»
    «Ja, das ist das Pech.
Selbstverständlich ist es jetzt günstiger, seit ich mit den Rallyes Schluß
gemacht habe.»
    «Ah, ja.» Er sah im Rückspiegel
ihr Gesicht, das jetzt zornig gerötet war. Ihre Erinnerungen an Rallyes waren
offenbar weniger erfreulich.
    «Wir wollen zu den neuen
Studios in der Charlotte Street, nicht wahr? Nicht zum Lagerhaus?» Hilary mußte
Mr. Pringle zweimal fragen, weil er in Gedanken versunken war. «Wie?
Entschuldigung. Zu den neuen Studios, ja.»
    «Jonathan sagte, er werde Ihnen
einen Passierschein verschaffen. Damit Sie eingelassen werden.» Mr. Pringle
fragte sich arglos, warum es da eine Schwierigkeit geben könnte.
    Als er die Journalisten vor dem
Haupteingang sah, begann er zu verstehen. Hilary hielt an, damit er aussteigen
konnte, dann fuhr sie davon. Mr. Pringle bewegte sich unaufdringlich an den in
dichten Reihen stehenden Leuten im Anorak vorbei und durch die Drehtür im Stil
des 19. Jahrhunderts hindurch. Christopher Gordons Ermordung mochte Bath &c Wells Television ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt haben — Hornsey
hatte dafür gesorgt, daß diese Fernsehgesellschaft nie mehr in Vergessenheit
geriet.
    Jonathan lehnte mürrisch an der
Wand des Empfangsraums und wartete auf irgend jemanden, der ihn interviewen
wollte, aber niemand kam.
    «Hornsey ist verschwunden»,
verkündete er mürrisch. «Und nicht nur das, er hat es geschafft, 263 Pfund an
Spesen herauszuschinden. Weniger als zwölf Stunden, soviel Zeit hat er hier
verbracht, zwölf Stunden, um ein halbstündiges Programm zu verpfuschen. Es macht
einen krank. Und wir haben noch nicht zum letztenmal von ihm gehört», fügte er
hinzu. «Irgendwo wird jemand schließlich einen ausreichend hohen Etat zur
Verfügung haben, um ihn aus seiner Kloake zu locken.»
    Lichter glänzten im
regnerischen Sonnenlicht, als draußen Handscheinwerfer angeknipst wurden und
ein Japaner seinen Kommentar zuversichtlich in Richtung Kamera sprach.
    «Worauf warten all diese Leute?
Die erwarten doch wohl nicht noch einen Zwischenfall?»
    «Die wollen den Schluß erleben,
wenn die Polizei Jack verhaftet.»
    Wie auf ein Stichwort hielt
draußen mit Getöse ein Motorrad der Polizei, dessen Fahrer an den wartenden
Journalisten vorbeilief und

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