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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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erledigten. Mr. Pringle
verrückte seinen Stuhl, damit dieser nicht zwischen irgendeinem Polizeibeamten
und dem direkten Weg zur Tür stand, und holte seine Visitenkarte hervor. Man
winkte ab und forderte einen Identitätsbeweis. Sein Führerschein wurde
untersucht. Nach einem geflüsterten Gespräch verließ ein Beamter den Raum,
vermutlich, um weitere Prüfungen bei den Behörden in Swansea vorzunehmen. Mr.
Pringle begann sich zu fragen, ob es klug gewesen sei, um diese Begegnung zu
bitten. Der Inspektor starrte auf eine Flasche, die zwischen ihnen auf einem
Tisch stand, und fragte sie präzise, was sie nach ihrer Ansicht bei Bath
& Wells zu suchen habe.
    Mr. Pringle gab eine höfliche,
kurze Antwort. Er sei, sagte er, von einigen Belegschaftsmitgliedern beauftragt
worden, festzustellen ob jemand von ihnen in das Verhängnis verwickelt sei, und
jene zu entlasten, die es nicht seien.
    Es war ein rotes Tuch. Der
Stier stieß mit den Hörnern nach ihm. Niemand, wurde die Flasche belehrt, habe
die Erlaubnis, sich in den Lauf der Gerechtigkeit einzumischen oder die
Ermittlungen der Polizei zu behindern. Die Mitglieder der Polizei seien die
einzigen zuständigen Leute, um Mörder zu ergreifen, und er, der Inspektor,
werde es nicht dulden, daß Amateure hier alles verwirren. Was wolle Mr. Pringle
ihn überhaupt fragen?
    Mr. Pringle verwarf alle Fragen
auf seiner vorbereiteten Liste, bis auf eine. Aber er blieb höflich. Ob der
Inspektor so freundlich sein würde, ihn zu informieren, wann die gerichtliche
Leichenschau sein werde, das sei alles. Schweigen breitete sich aus. Dort
hinein ließ Mr. Pringle eine sanfte Bemerkung fallen. Er verwies darauf, daß er
auch die Vertreter der Medien, die gegenwärtig das Gebäude belagerten, fragen
könne, aber er ziehe es vor, sich auf eine offizielle Quelle zu verlassen. Man
wisse, daß Zeitungen Fehler machten.
    Diesmal schauten sie ihn scharf
an. Alle erinnerten sich an die Schlagzeilen dieses Morgens: Spott über das
Programm vom Vorabend, verbunden mit der zuversichtlichen Behauptung des Inspektors,
in Kürze werde eine Verhaftung vorgenommen. Es war ein sorgsam gehütetes
Geheimnis, daß diese Aussage mehr auf Hoffnung als auf Gewißheit beruhte, aber
der Inspektor war davon überzeugt, es müsse ein Kinderspiel sein, einen Mörder
aus einem Haufen von Fernsehidioten herauszufinden. Mr. Pringle bot einen
farblosen Anblick. Nicht ein Jota von Sarkasmus war hinter seinen
Brillengläsern zu erkennen.
    «Freitag, um zehn Uhr dreißig.»
Der Inspektor zwang sich zu diesen Worten. Mr. Pringle widerstand dem Impuls,
nach dem Ort zu fragen, dankte ihm einfach und fügte hinzu, wenn der Inspektor
keine Einwände habe, werde er jetzt mit der Befragung jener beginnen, die sich
im Regieraum aufgehalten hatten. Er ging zur Tür. «Sollten meine Ermittlungen
irgendeine relevante Information aufdecken, dann seien Sie bitte versichert,
daß ich sie Ihnen zugänglich machen werde.» In dem rüden Gelächter, das hinter
ihm den Korridor entlangwogte, glaubte er, ein leichtes Zögern ausmachen zu
können.
     
     
    Mittwoch, 4. April 1984,
vormittags
    Jonathan und Artemis füllten
ihre Formulare aus. Artemis tippte ihre Antworten wie rasend und hielt nur
inne, um ein Tipp-Ex einzulegen.
    «Ich kann Hilary ihr Formular
geben, wenn Sie wollen. Sie arbeitet in Studio 3 an der Sendung Wackel-Willie.»
    «Wackel ...?»
    «Offiziell bekannt als Willie,
der Wombat, spielt, aber der Mann, der die Sendung präsentiert, ist Kokser.
Er wird high und zerschlägt dann die Puppe. In der vorigen Woche hat er während
der Show Willie den Schwanz abgerissen. Einige Kinder unter den Zuschauern
wurden hysterisch. Wir hatten verdammt viel Arbeit, die Show danach
zusammenzuschneiden. Gut.» Sie versetzte dem Zeilenschalthebel einen kräftigen
Schlag, und das Formular flatterte heraus. «Möchten Sie, daß ich
unterschreibe?»
    «Wenn Sie wollen.»
    Eine kräftige Rechtshänderin,
wie er feststellte. «Darf ich Sie nach Ihrer Arbeit fragen? Wie sitzen Sie zum
Beispiel in der Regie?»
    «Sie meinen, mit meiner
Stoppuhr?» Artemis legte sich automatisch die Schnur um den Hals und griff mit
der linken Hand nach der Uhr. «Ich habe den Sendeplan auf ein Brett vor mir
geheftet, Bleistift und Radiergummi daneben.» Sie nahm Haltung an und starrte
auf imaginäre Monitore vor sich. «Ich will Ihnen mal was sagen. Warum gehen wir
jetzt nicht in die Regie? Dann können Sie genau sehen, was wir tun.»
    «Großartige Idee!»

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