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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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habe
ihn nicht umgebracht.»
    «Sie wurden durchnäßt, als Sie
ihn schüttelten, nehme ich an?»
    «Das stimmt. Es spritzte
heraus, aber das habe ich nicht gemerkt, nicht zu diesem Zeitpunkt. Im Dunkeln
wartete ich darauf, daß er etwas unternahm — ich dachte nur an das Programm.»
Jack hob die Stimme vor Entrüstung. «Ich meine, da waren wir, das ganze
Fernsehnetz angeschlossen, mit der höchsten Zuschauerzahl, die Bath
& Wells wahrscheinlich je erreichen wird, und plötzlich liegt der
blöde Scheißkerl mit dem Gesicht nach unten über dem Schreibtisch.
Selbstverständlich drängelte ich mich durch und schüttelte ihn. Das hätte jeder
getan. Ich wußte nicht, daß ein Spieker in ihm steckte», fügte er
unnötigerweise hinzu.
    «Gewiß konnten Sie im Dunkeln
nicht sehen, daß er mit dem Gesicht nach unten lag?»
    Jack runzelte die Stirn. «Ich
glaube, nicht. Ich dachte, ich hätte mich nicht bewegt, bis das Licht wieder
anging — was bedeuten würde, daß ich sehen konnte, wie er mit dem Gesicht nach
unten dalag. Aber der Polizei zufolge haben andere gesagt, ich hätte mich im
Dunkeln bewegt.» Er seufzte. «Ich weiß es nicht. Alles passierte so schnell und
verwirrend. Wie ich schon sagte, ich konzentrierte mich auf den Monitor. Ich
erinnere mich, daß ich mich an jemandem vorbeischob, um zu Christopher zu
gelangen.»
    «An wem?»
    «Ich bin mir nicht sicher, also
muß es gewesen sein, als es dunkel war. Wahrscheinlich Carl oder Rupert, die
waren neben mir. Es muß einer von ihnen gewesen sein, denke ich.»
    «Aber sicher sind Sie sich
nicht?»
    «Nein. Sie waren nur neben mir,
als das Licht ausging.»
    «Zum ersten- oder zum
zweitenmal?»
    Jetzt sah Jack völlig verwirrt
aus. «Ich kann mich nicht erinnern. Man ist total desorientiert, wenn man vom
Dunkeln ins Licht kommt und wieder zurück.» Was Mr. Pringle schon die ganze
Zeit über gedacht hatte.
    Er änderte die Richtung der
Befragung. «Gewiß war Malcolm Gordon sich darüber im klaren, wie unbeliebt sein
Neffe war? Warum machte er ihn unter diesen Umständen zum Regisseur?»
    Jack lächelte kläglich. «Man
muß nicht beliebt oder talentiert sein, jedenfalls nicht, wenn der Onkel das
Programm kontrolliert. Und Malcolm mußte nicht mit Christopher zusammenarbeiten
und wußte vielleicht nicht, wie schlecht er war. Niemand würde es ihm auf die
Nase binden. Christopher tauchte eines Tages einfach auf. Malcolm stellte ihn
vor, sagte, er sei der neue Chef, und das war’s. Malcolm hat keine Kinder.
Jeder dachte, wie schön für ihn, nun doch jemanden zu haben — und dann stellten
wir fest, was für ein Schweinehund das war. Er wurde schnell befördert, und
niemand von uns konnte etwas dagegen tun, jedenfalls nicht, wenn er
Weiterarbeiten wollte.»
    «Was ist mit Dorothy? Was
empfand sie, ihn in ihrem Programm zu haben?» Jack zuckte die Achseln. «Sie hat
nie einen Pieps gesagt. Sie ist nicht so. Stoisch. Ich glaube, sie hoffte, er
werde sich bessern, aber das war nicht der Fall. Er war zu arrogant, wissen
Sie.»
    «Hat sein Tod weitere
stillschweigende Konsequenzen? Hätte er seinen Onkel in bezug auf die Karriere
anderer beeinflussen können?»
    «Oh, ja. Den meisten von uns
hat er mit Entlassung gedroht, wissen Sie.»
    «Wie bitte?» Mr. Pringle war
überrascht.
    «Ja. Sobald er die Leitung
übernommen habe. Niemand zweifelte daran, daß es einmal soweit kommen würde.
Dann wäre es eklig geworden.»
    «Sie selbst?»
    «Ich, Rupert, Carl, bestimmt
alle aus dem alten Team. Freddie Walker, Thelma, Menschen wie sie. Er hatte
Theorien, unser Christopher. Wer es bis zum Alter von dreißig Jahren nicht
geschafft hat, an die Spitze zu kommen, ist es nicht wert, bei Bath& Wells
zu bleiben. Jeder, der dort mit fünfzig noch ist, wird ausgewechselt. Das war
seine Idee von Fortschritt. Gegenseitige Befruchtung nannte er das. Dorothy
hätte gehen müssen. Charles auch. Vielleicht wäre Fitz geblieben, weil er ein
Speichellecker ist. Tja, Nepotismus ist eine üble Sache. Ich nehme nicht an,
daß es so im Finanzamt zugeht?»
    Mr. Pringle gab zu, daß er sich
an keinen einzigen Fall erinnern könne.
    Langsam und sorgfältig
versuchte er, Jack zurück zum exakten Ablauf der Ereignisse während der beiden
Stromausfälle zu führen. «Immer wieder bin ich es mit der Polizei
durchgegangen. Jedesmal erinnere ich mich anders. Dann deuten sie etwas an und
ertappen mich bei einem weiteren Fehler. Ich kann mich an Stückchen erinnern,
aber ich bin mir nicht sicher, in

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