Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
treffen. Er verließ Jack,
der über seinem Formular brütete. «Äh, Pringle, wo Sie nach dem Namen der
Ehefrauen fragen...»
«Einer reicht. Die gegenwärtige
Mrs. Kemp.»
Draußen hatte es wieder zu
regnen begonnen. Mr. Pringle schaute auf die weite Fläche rissigen Asphalts
zwischen ihm und dem Zaun. Rinnsale hatten sich zu mehreren Zoll tiefen Pfützen
vereinigt. Schwere Regentropfen schlugen mit solcher Wucht auf, daß sie wieder
hochspritzten. Winifred war nirgendwo zu sehen. Sie war intelligenter als man
glaubte, dachte er. Er knöpfte den unzulänglichen Freizeitregenmantel zu. Warum
nur hatte er sich von dem Wort «wasserdicht» betören lassen?
Als Mr. Pringle die Prior Park
Road erreichte, hatte der Regen den letzten Glanz der Zivilisation abgewaschen.
Warum den Avon auf der Brücke überqueren? Er hätte nicht nasser werden können,
wenn er geschwommen wäre. Und warum in Bath bleiben und auf Wink und Ruf von
Jonathan P. Powers und den anderen warten? Er benutzte nicht seinen Schlüssel,
sondern klingelte — aus einem kindlichen Bedürfnis nach Mitgefühl. Mrs. Bignall
öffnete die Tür.
«Oh, da bist du ja, Liebster.
Regnet es wieder? Zieh die Sachen aus, du könntest den Teppich ruinieren. Wir
haben einen herrlichen Vormittag gehabt. Weißt du, es ist mir gelungen, das
perfekte Gegenstück zu den Vorhängen zu finden. Stell dir vor, man fährt so
weit, um die richtigen Kissenbezüge zu finden.» Sie verschwand wieder in der
Küche und ließ ihn stehen. Er riß sich zornig den Hut vom Kopf. Wasser rann von
der Krempe in den Nacken.
«Ist Tee da?» krächzte er
pathetisch.
«Sobald du trockene Sachen
angezogen hast. Ich habe die Einkäufe für dich auf das Bett gelegt.»
Er schnürte die Schuhe auf, zog
die Socken aus und ging nach oben. Einkäufe! Das war alles, was diese Frauen im
Kopf hatten. Mrs. Bignall war da leider keine Ausnahme. Er warf den durchnäßten
Mantel auf den Treppenabsatz, ließ seine Hose auf dem Badezimmerschemel liegen
und hüllte sich in ein Badetuch, ehe er ins Schlafzimmer marschierte.
Auf dem Bett lagen zwei
scharlachrote Unterhosen, neue Oberhemden und Unterhemden, aber Mr. Pringle sah
sie kaum an. Scharlachrot! Einmal war er in seiner leichtsinnigen Jugend bis zu
Hellblau gegangen, aber rot hatte er nie erwogen. Er hielt eine ans Licht. Sie
schien die richtige Größe zu haben. Erwartete Mavis von ihm, daß er so etwas
trug? Er setzte sich hin. Was würde jetzt passieren, wenn er im Waschsalon
vergaß, am Temperaturregler zu drehen?
«Der Tee ist fertig.» Mavis’
Stimme, herzlich und freundlich, schwebte die Treppe hinauf. «Möchtest du
warmes Teegebäck dazu?»
Die zweite Tasse versöhnte ihn
wieder mit der Menschheit. Mrs. Pugh machte viel Aufhebens um ihn. Seine beste
Flanellhose wurde ausgelüftet, seine Tweedjacke hing über dem Küchenstuhl, und
er war eingehüllt in den Morgenrock des gestorbenen Billy Pugh. Mavis entfernte
die letzte der neunzehn unsichtbaren Nadeln aus einem seiner neuen Oberhemden.
Mr. Pringle erinnerte sie an Ruperts Einladung. «Ich glaube nicht, daß ich
mitkomme, Liebster, wenn es dir nichts ausmacht?»
«Er hat dich ausdrücklich mit
eingeladen.»
Sie runzelte die Stirn. «Ich
möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich glaube, es ist besser, wenn du
allein gehst. Um über Kunst und so zu sprechen. Außerdem können Florence und
ich mal wieder ein nettes Schwätzchen halten.»
Das erstaunte ihn. Was auf
Erden hatten die noch übriggelassen, worüber sie sprechen konnten? Dann
dämmerte es ihm. «Du glaubst, Rupert könnte der Mörder sein, nicht wahr?» Er
sprach leise. Florence war am anderen Ende der Küche außer Hörweite. «Warum
glaubst du das?»
«Ich weiß es nicht, Liebster,
aber du hast recht. Ich glaube es.» Mrs. Bignall sprach ebenfalls leise und
bedauernd. «Nicht, weil er schwarz ist. Im Bricklayers sind wir über so
was erhaben. Ich finde ihn tatsächlich ziemlich sexy, aber», sagte sie
achselzuckend, «er ist ein so kräftiger Mann, verglichen mit den anderen. Die sind
irgendwie ein bißchen süßlich, einige jedenfalls. Ich denke, das kommt von
dieser Arbeit beim Fernsehen. Mir fiel auf, daß er anders ist.»
«Er hat nichts gesagt, das dich
überzeugte...»
«Oh, nein. Ich hatte kaum die
Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. Und ich habe mit keinem über den Mord
gesprochen, das überlasse ich dir. Aber ich habe sie beobachtet. Man erfährt
eine ganze Menge, wenn man beobachtet, ohne die Stimmen zu
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