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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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suchte eifrig in seinen Taschen.
    «Das Essen machte 12,63 Pfund,
einschließlich des Weins.» Jack ging hinüber, um sich die Flasche anzusehen.
«Ein schönes Etikett.» Ihm kam ein trauriger Gedanke. «Ich nehme an, im
Gefängnis muß ich ihn mir selbst machen, wie es die Mönche tun.» Er ging zum
Kleiderhaufen zurück. «Jodhpurs, indische Reithosen — das ist ja toll!»
    Artemis hatte recht. Sie hätten
nicht mit ihm die Straße hinuntergehen können. Nicht in Bath.
    Es war ein lustiges Essen.
Später überlegte Mr. Pringle, daß er ernstere Fragen hätte stellen sollen, aber
das war nicht möglich. Jack betörte ihn mit einer Reihe von Anekdoten, jede
neue spaßiger als die vorangegangene. Mr. Pringle versuchte erfolglos, sein
Lachen zu unterdrücken. Schließlich schaute Artemis auf ihre Uhr.
    «Ich muß gehen. Ich muß um halb
in der Tonmischung sein.» Jack nickte verständnisvoll.
    «Ich gebe Fitz ein Formular»,
sagte sie zu Mr. Pringle, «und sage ihm, Sie bleiben in Verbindung.»
    «Danke.» Mr. Pringle fiel ein,
daß er Ermittlungen vornahm. «Ich rufe später an und verabrede mich mit ihm.»
    «Gut. Jack, Penelope fragte, ob
du heute abend kommst. Sie hat es geschafft, die Presseleute loszuwerden.
Jedesmal, wenn einer von denen klopfte, gab sie ihm Ben zu halten, während sie ging
und eine saubere Windel suchte. Sie hat sie erst gewechselt, als der letzte
gegangen war. Es funktionierte.»
    «Das glaube ich. Hat der Arzt
schon herausgefunden, ob Sophie die Masern hat?»
    «Keine Ahnung. Warum rufst du
Penelope nicht an?»
    «Mach ich», sagte Jack
behaglich. «Wir wollen doch nicht riskieren, Parkhurst zu infizieren, oder?»
    Mit zärtlichem Blick schaute er
Artemis nach. «Liebe kleine Artie. Ich hab sie mal gefragt, ob sie mich
heiraten will, wissen Sie.» Mr. Pringle versuchte, Überraschung zu heucheln.
    «Ja, nach Pamela und vor
Penelope. Aber sie sagte mir, sie ziehe Frauen den Männern vor.» Jack seufzte.
«Ich war immer noch scharf auf sie, konnte mich aber nicht dazu durchringen...»
    «Nein. Natürlich nicht.»
    Jack strahlte ihn plötzlich an.
«Wohlgemerkt, Pringle, wenn jemand Artemis überreden könnte, ihre Einstellung
zum Sex zu ändern, dann sind Sie der Mann.»
    «Ich?»
    «Nach dem zu urteilen, was
Mavis uns gestern abend erzählt hat.»
    Auf Mr. Pringles Stirn brach
Schweiß aus. Schlagartig war ihm elend zumute. Er wußte, wie sich der Genuß von
Gin auf Mrs. Bignall auswirkte.
    «Sie erzählte uns —» Jack
senkte die Stimme, obwohl sie allein waren — «sie sei splitterfasernackt
gewesen, als Sie sie das erste Mal sahen...»
    «Mrs. Bignall war als Modell in
einem Ölmalereikursus für Anfänger eingesprungen», protestierte Mr. Pringle
heftig, aber Jack nickte nur.
    «Das sagte sie. Und Sie malten
sie als Venus und schleppten sie vor den Augen aller Kursusteilnehmer ab und
nahmen sie am selben Abend mit ins Bett.» Er lehnte sich zurück und schüttelte
den Kopf, immer noch verwundert. «Ich muß zugeben, Pringle, wir, die wir etwa
in Ihrem Alter sind, wir haben solche Treffer seit den sechziger Jahren nicht
mehr gelandet.»
    G. D. H. Pringle hätte sich
geschmeichelt fühlen sollen, aber sein Gesicht war ziegelrot.
    «Sind die von der Steuer alle
so wie Sie?» fragte Jack sehnsüchtig. «So etwas gibt es beim Fernsehen nicht,
jedenfalls nicht, wenn man über fünfundvierzig ist.» Mr. Pringle fiel noch
immer nichts Passendes ein.
    «Mavis erzählte uns auch», fuhr
Jack fort, «Sie hätten ihr einige andere Venusgemälde gezeigt, aber keins sei
so gut gewesen wie das von Ihnen.» Mr. Pringle hatte Mrs. Bignall einmal zur
National Gallery mitgenommen, um Bilder von Rubens zu betrachten.
    «Ich wollte, ich könnte malen»,
seufzte Jack. «Ich wäre lieber künstlerisch tätig, als beim Fernsehen zu
arbeiten. Rupert ist ganz gut, nicht wahr?»
    «Ausgezeichnet.» Mr. Pringle
war dankbar für die Ablenkung. «Sein Porträt ist bemerkenswert. Aber können wir
jetzt bitte auf die Ereignisse vom vorigen Montag zurückkommen?» Jack machte
ein enttäuschtes Gesicht. «Ehe die Polizei kommt», drängte Mr. Pringle.
    «Ich nehme an, die werden mich
verhaften?»
    «Ich fürchte, wir müssen dies
als Möglichkeit in Betracht ziehen.»
    «Ich weiß. Meine Kleidung war
mit Blut getränkt. Andere Leute waren bespritzt, aber ich war durchnäßt. Aber
ich habe es nicht getan. Ehrlich, Pringle, das könnte ich nicht.
Selbstverständlich habe ich Christopher gehaßt, das taten alle, aber ich

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