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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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der glaubt, ich sei ein
Mörder.»
    Mr. Pringle hätte seinen
Vorteil nutzen und eine Fangfrage stellen sollen, aber er tat es nicht. Die
Regeln der Gastfreundschaft hielten ihn davon ab. Statt dessen fragte er: «Wer
hat es nach Ihrer Meinung getan?» Und verfluchte sich, weil er ein Feigling
war.
    Rupert machte eine unendlich
kleine Pause, ehe er antwortete. «Ich habe wirklich keine Ahnung. Als das Licht
das zweite Mal wieder anging, waren die Leute immer noch in Bewegung. Sie
hatten nicht stillgestanden, seit das Licht das erste Mal ausging. Es herrschte
ein buntes Durcheinander. Jack hielt Christopher fest, als das Blut
herausströmte. Aber das wird wohl schon einige Sekunden früher angefangen
haben, nachdem der Mörder den Spieker in ihm versenkt hatte. Nehmen Sie eins
von diesen. Sie sind mit Kaviar gefüllt.»
    Mr. Pringle schluckte die
Bissen herunter, ohne sie zu schmecken. «Hat Christopher Ihnen mit Entlassung
gedroht?» Rupert zog die Augenbrauen hoch.
    «Wer hat gequatscht? Jack?»
    «Er hat zumindest versucht zu
helfen», sagte Mr. Pringle verbittert, «er und Artemis. Alle anderen behaupten,
reiner als frischgefallener Schnee zu sein. Morde passieren nicht einfach,
wissen Sie. Menschen müssen hassen, bevor sie morden können.» Sein erregter
Ausbruch war so schnell vorbei, wie er gekommen war. «Es tut mir leid. Ich
hätte nicht so sprechen dürfen.»
    «Mein lieber Mann, bitte! Aber
stellen Sie sich mal vor, wie es für die Polizisten gewesen ist. Sie, Pringle,
sind bestürzt, die stehen vor dem Schlaganfall. Die schikanieren uns. Die
schreien. Bestehen darauf, unsere Aussagen immer wieder durchzugehen,
versuchen, uns reinzulegen. Aber wir haben denen genau das gleiche wie Ihnen
gesagt. Zumindest nehme ich das von allen an. Weil es die Wahrheit ist. Es mag lästig sein, daß keiner von uns den Mord bemerkte, und langweilig, daß keiner von uns
Gründe nennen kann, aber so ist es nun mal. Und ich wiederhole, ich habe
Christopher Gordon nicht ermordet.»
    «Aber er hat Ihnen mit
Entlassung gedroht?»
    Rupert schnaubte verächtlich.
«Mir, Carl, Jack — allen. Nennen Sie mir eine Person, der er nicht gedroht...»
    «Man hat mir gesagt, daß
Fitz...»
    «Fitz.» Ruperts Verachtung war
grimmig. «Wer ist Fitz? Ein Schatten von einem Mann. drei Beutel voll, Sir.> Fitz können Sie vergessen.»
    «Er war dort.»
    Rupert zuckte die Achseln.
«Dorothy auch. Sogar die Polizei hat sie ausgeschlossen. Kommen Sie, essen wir.
Lassen Sie sich von dieser Angelegenheit nicht den Appetit verderben. Ich habe
etwas Besonderes zubereitet.»
    Er ging zum Eßtisch, und Mr.
Pringle folgte widerwillig. Rupert wechselte geschickt das Thema und plauderte
von Spannungen im Studio, die durch die dauernde Anwesenheit der Polizei
aufgekommen seien. Mr. Pringle war entmutigt. Er hätte dies Gespräch in der
klinischen Atmosphäre eines Büros führen sollen. An diesem Abend würde er keine
Fortschritte mehr machen. Außerdem empfand er, daß er die Gastfreundschaft
mißbrauchte, wenn er auch nur in Erwägung zog, sein Gastgeber könne ein Mörder
sein. Dennoch, er mußte Gewißheit haben. Er mußte diesen Mann behandeln wie
alle anderen. Rupert versuchte doch hoffentlich nicht, seine Liebe zur Kunst
auszubeuten, um ihn zu beeinflussen? Und überhaupt, verbarg die prachtvolle
Ausstattung nicht teilweise die Mittelmäßigkeit der in ihr aufgehängten Kunst?
    Sie hatten den Hauptgang
halbwegs aufgegessen, als das Telefon klingelte. Rupert hatte weitere Fragen
freundlich genug beantwortet, aber nicht zufriedenstellend. Er war bei seiner
Behauptung geblieben, keine Ahnung zu haben, wer der Mörder war, hatte jedoch eingeräumt,
er selbst sei in der besten Position gewesen. In den entscheidenden
Augenblicken jedoch, so behauptete er, sei er von jemandem umgestoßen worden,
der sich vorbeigeschoben habe, und er habe nach anderen gegriffen, um sich
festzuhalten. Nach eindringlichen Fragen meinte er, Freddie Walker, der Chef
der Requisite, könne sich in die Lücke geschoben haben, aber ihm falle kein
Grund dafür ein. «Er ist ein guter Organisator. Alter Soldat. Geht in wenigen
Monaten in den Ruhestand. Ich bin mir sicher, es war ihm schnurzegal, ob er auf
Christophers Hitliste stand oder nicht.» Rupert hielt inne, die Gabel voll
Kalbfleisch. «Jedenfalls ist er nicht der Mörder. Die Polizei hat ihm bereits
Entwarnung gegeben.»
    «Aber war Mr. Walker nicht vor
Ihnen, als das Licht ausging?»
    «Nicht genau. Eher

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