Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
zugeben, daß er auf dem allerletzten Sendeplan beinahe in
Vergessenheit geraten wäre, dafür war er mannhaft genug, aber nicht, daß er
zugunsten eines Katers fallengelassen worden war.
«Am Montag, als er vorgesehen
war, wurde er nicht gesendet, aber heute mittag, weil sie knapp an Material
waren. Petronella sagte es, als sie heute morgen ging. Mittwochs sind sie oft
knapp.» Es war ein dauernder Ärger für Mrs. Pugh. «Man kann es immer
feststellen, weil sie dann viel zu lange über irgendwelchen Krimskrams reden
und das dann gründlich sein> nennen.»
Knapp an Material? Und dann
nicht daran gedacht, ihn hineinzubringen, um über Einkommenssteueränderungen zu
diskutieren? Mr. Pringle schmeckte die Bitternis des Daseins.
«Ich sehe immer noch nicht, was
Sie von mir deswegen erwarten», sagte er kurz. «Wenn Petronella und der
Tierarzt irgendwo hingegangen sind, um Belästigungen zu entgehen...»
«Falls das zutrifft, wird es
Schwierigkeiten geben», sagte Florence nachdrücklich, «weil er eine Frau hat. Und wenn Petronella nicht mit ihm davongelaufen ist, dann glaube ich, ist
sie vergewaltigt worden. Warum sollte sie sonst ihren Tee verpassen?»
«Oh, bestimmt nicht!» Mr.
Pringle dachte an Petronellas Wieselzähne. An wie vielen Morgen hatte er
beobachtet, wie sie sich ihren Weg durch ein Stück Toast schnitten? Konnte
irgendein Sexualtrieb, wie stark er auch sein mochte, ihre Nähe ertragen? Mrs.
Pugh betrachtete ihn unfreundlich.
«Eine so gescheite junge Frau»,
brachte Mr. Pringle lahm heraus. «Sie würde wohl kaum...»
Aber Mrs. Pugh duldete keinen
Widerspruch. «Ich denke, wir sollten die Polizei rufen.»
Mr. Pringle kam ein Gedanke zu
Hilfe. «Nicht jetzt», sagte er. «Nicht, solange sie alle unpäßlich sind.»
Er hatte ihre Aufmerksamkeit
geweckt. Streng vertraulich erläuterte er ihnen das Wesen der Krankheit. Mrs.
Bignall empfand sofort Mitgefühl. «Es kann nicht leicht sein, einen Mord zu
untersuchen, wenn man dauernd aufs Klo muß. Es hält einen davon ab, an etwas
anderes zu denken, nicht wahr?»
«Deshalb glaube ich, wir
sollten ihr Verlangen nach, äh, Zurückgezogenheit respektieren.»
Mrs. Pugh begann sich zu
fragen, welches Eßlokal daran schuld war. Die Liste schien endlos zu sein. Mrs.
Bignall schlug eine Tasse Tee vor. «Du siehst sehr müde aus», sagte sie zu Mr.
Pringle. «Warum nimmst du nicht ein heißes Bad, und ich bringe sie dir dann ans
Bett.» Er zog sich hastig und dankbar zurück. Später, in der von Billy Pugh
hinterlassenen Bettdelle, schlang Mrs. Bignall die Arme um ihn, und er
schmiegte sich an ihren prächtigen Busen. «Wie war der Abend für dich? Du hast
nichts gesagt.»
Er erzählte. Sie hörte zu,
unterbrach ihn nur einmal, um ihre Erschütterung auszudrücken. Als er fertig
war, sagte sie: «Wie boshaft! Der arme, arme Rupert. Es war ein gutes Bild,
nicht wahr?»
«Ausgezeichnet.»
«SIE wird bestürzt sein.»
Er brauchte einige Augenblicke,
um darauf zu kommen, wen sie meinte. Dann sagte sie nachdenklich: «Ich denke,
Rupert erhoffte sich davon viel Publizität, nicht wahr?»
«Möglicherweise.»
«Ja, dessen bin ich mir sicher.
Warum sollte er sonst ein Bild von ihr machen. Er hätte statt dessen jemand
anders malen können.»
«Mmm.»
«Wie war seine Wohnung?» fragte
sie.
Er schwebte am Rande des
Schlafs. «Opulent.» Das Wort kam aus seinem Unterbewußtsein.
«Ich gebe dir mein Wort, er
wird enttäuscht sein.» Mrs. Bignall erläuterte ihre Bemerkung nicht, sondern
fragte: «Gibt es eine Verbindung? Zwischen dem Mord und dem Geschehen von heute
abend?»
«Ich glaube, es muß eine geben,
ja.»
«Jemand muß einen schrecklichen
Haß haben. Welchen Schaden kann so ein hübsches Bild schon anrichten? Du wirst
doch vorsichtig sein, Liebster?» Sie ließ sich sinken, und bald hörte er ihr
rhythmisches Schnarchen.
Er lag noch etwas länger wach.
Er fragte sich, ob Hilary und Christopher wirklich etwas miteinander gehabt
hatten. Er dachte an die verschiedenen Versionen, die man ihm vom Mord selbst
erzählt hatte. Einige schienen übereinzustimmen, andere nach seiner Meinung
nicht. Je früher er die Position eines jeden auf dem Grundriß festhalten
konnte, desto besser. Er fragte sich, ob Rupert fähig wäre, jetzt einen zu
zeichnen. Wohl kaum. Vielleicht sollte er es selbst versuchen. Mr. Pringle
erwog diese Möglichkeit und schlief ein.
KAPITEL 7
«Jeder
Morgen brachte jetzt seine regelmäßigen Pflichten...» Jane Austen,
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