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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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falsche
Paar?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Oh,
nein, es gab Fotos. Eins davon war das gleiche, das Chris mir zeigte, als er
von seiner Mutter sprach. Und es gab ein Bild von deren Haus in Warwickshire.
Es gehörte den Leuten, von denen er sagte, es seien seine Eltern. Nur
konnten sie das nicht sein.»
    «Und wer von den beiden war
angeblich verwandt mit Malcolm Gordon?»
    «Die Frau. Ihr Mädchenname war
Gordon. Das stimmte, weil es auf der Heiratsurkunde stand.»
    «War sie Malcolms Schwester?»
    Hilary starrte, die Augen weit
offen. «Meine Güte, das weiß ich nicht. Chris und ich haben nicht darüber
gesprochen, wir hatten Streit miteinander. Und Malcolm hätte ich unmöglich
fragen können.»
    «War das, nachdem Sie den
Bericht gesehen hatten? Dieser Streit?»
    Sie nickte. «Es war nicht sehr
fein. Ich war allein in der Wohnung. Mama hatte die Seite des Berichts bei mir
zurückgelassen, und als Chris kam, zeigte ich sie ihm.» Hilary zögerte jetzt.
Mr. Pringle wartete geduldig. Wieder rannen Tränen, diesmal weinte sie leise.
«Er machte mir eine Szene... beschimpfte mich... sagte, ich solle lernen,
Menschen zu vertrauen. Er sagte, Mama sei — nicht sehr fein. Dann knallte er
die Tür hinter sich zu und warf den Schlüssel in den Briefkasten. Dann
funktionierte die Zentralheizung nicht. Ich wußte nicht, was ich tun sollte —
mir war so kalt und elend — , also ging ich zu Bett. Ich konnte mich nicht dazu
aufraffen, zu meinen Eltern zu gehen, nicht an dem Abend. Chris schickte am
nächsten Tag ein Taxi, um seine Sachen holen zu lassen. Es war schrecklich. Der
Mann wartete, während ich packte. Hier stieß ich selbstverständlich immer
wieder auf Chris in den Korridoren. Wir sprachen nicht miteinander. Bis Montag
abend habe ich auch nicht mehr mit ihm gearbeitet. Ich glaube, er war da so
ekelhaft zu mir, weil er sich an mir rächen wollte.» Sie unterbrach sich und
wischte die Tränen ungeduldig weg. «Aber ich hätte ihn nicht umbringen können,
warum sollte ich mich also wegen des Geschehens schuldig fühlen?»
    «Ich glaube, Sie sollten der
Polizei erzählen, was Sie mir soeben erzählt haben. Wissen Sie, als Artemis
Ihre Freundschaft erwähnte, war auch Charles dabei.» Hilary ließ sich
zurücksinken.
    «Oh, nein! Er ist schrecklich
gehässig. Immer stichelt er, als freue es ihn, einen bluten zu sehen... Oh, so
war das nicht gemeint.» Sie war jetzt bleich, nicht rot.
    «Ich bin mir sicher, daß es so
nicht gemeint war», beschwichtigte Mr. Pringle. «Aber Charles könnte es als
seine Pflicht betrachten, die Polizei zu informieren. Das verstehen Sie, nicht
wahr? Sie sollten es selbst der Polizei mitteilen, bevor er es tut.» Oder bevor
ich es selbst tun muß, wenn ich ehrlich bin, dachte er.
    «Die Polizei hat mich heute
schon einmal gefragt. Über meine schriftlichen Aussagen. Sie hat jeden noch
einmal überprüft. Die Beamten waren sehr freundlich.» Ihr Blick flehte ihn an.
    «Sie haben die Unwahrheit gesagt.»
    «Aber nur teilweise. Kann das
nicht bis nach der Sendung warten? Ich bin heute abend wieder Bildmischerin. Es
ist meine erste Live-Sendung seit Montag.»
    «Tun Sie es jetzt. Seien Sie so
ehrlich, wie Sie es zu mir gewesen sind. Die Polizei wird selbstverständlich
ihre Mutter und Ihren Vater sprechen wollen...»
    «Mama wird mich umbringen. Und
Papa sitzt im Kuratorium der Schule meines Bruders.»
    «Ich zweifle nicht daran, daß
die Polizei verschwiegen sein wird.»
    «Das hoffe ich.» Hilarys
Gesicht war faltig vor Sorge. «Papa mißt so einer Funktion großen Wert bei. Er
sagt, das gehöre zu den gesellschaftlichen Verpflichtungen.» Sie sah Mr.
Pringle unsicher an.
    «Nur zu», drängte er. «Gehen
Sie, bringen Sie es hinter sich.»
    Sie holte tief Atem und stand
auf. «Ich bin schon unterwegs.»
    «Gut.» Als sie ihre Tasche in
die Hand nahm, fragte er. «Hilary, haben Sie im Regieraum, nachdem es geschehen
war, geschrien?»
    «Ich glaube, nicht. Ich habe
irgendwie geschnauft. Artemis hat geschrien. Ich kann mich nicht erinnern, ob
sonst noch jemand.»
    «Und Sie haben überhaupt nichts
gerufen?» Er wollte ihr keine Ideen einflößen.
    «Ich bin mir ehrlich nicht
sicher, aber ich glaube, nicht. Es vergingen ein oder zwei Sekunden, bevor ich
den Blick von den Monitoren abwandte, nachdem Artemis das Wort
ausgerufen hatte.»
    «Ja.» Er lächelte ermutigend.
«Ich dachte mir, daß es so war.»
    «Sie werden es heute abend
selbst sehen. Wir werden alle genau das machen, was wir am

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