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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Montag getan haben.»
    Das bezweifle ich, dachte G. D.
H. Pringle.
     
    Donnerstag, 5 . April 1984, später
Nachmittag
    Er beschloß, die restlichen
Formulare bei Artemis abzuholen. Als er durch den Hauptkorridor ging, fand er
sich plötzlich mitten in einem Harem wieder. Studiotüren sprangen auf, und
Frauen in durchsichtigen Pluderhosen und Schleiern strömten vorbei.
    «Ich sagte ja, diese Routine
ist unmöglich, nicht wahr?»
    «Es liegt an deinem Alter,
Maureen.»
    «Quatsch! Ich bekam einen
Krampf, das ist alles. Und wir haben nicht genug Proben gehabt...»
    Die duftigen Schmetterlinge
verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, ihre Befürchtungen hallten im
Garderobengang wider. Dann öffnete sich wieder eine Studiotür, und Alfred
erschien, gefolgt vom Star. An ihm war nichts, das wirbeln könnte. Der Jüngling
war nackt, bis auf ein winziges Höschen aus Lamé. Sein Körper glitzerte von
goldener Farbe und Goldmünzen. Von seiner Hüfte baumelte ein Krummsäbel in
einem, wie Mr. Pringle meinte, unnötig gefährlichen Winkel herab.
    «Was ich jetzt gern hätte»,
sagte der Jüngling, «das wäre ein Teller mit Pommes und ein Guinness.»
    Alfred schaute auf seine Uhr.
«Die Bar ist geschlossen, Blütenblättchen.»
    «Das kümmert mich einen Dreck.
Besorg mir beides!»
    Alfred stieß einen
übertriebenen Seufzer aus und machte sich auf in Richtung Kantine.
    Das ist strahlender Glanz,
sagte sich Mr. Pringle, das ist Leben.
    Ein Schild fiel ihm auf:
HAUPTMASKE. Ihm fiel ein anderer Name auf seiner Liste ein, und ohne
nachzudenken, stieß er die Tür auf. Es war wie eine Rückkehr in den Mutterleib.
Der Raum war warm, rosa, erfüllt von Licht und Wohlgeruch. Mr. Pringle ließ
sich von der Atmosphäre betören.
    «Sind Sie der
Landwirtschaftsminister?» Eine kleine, dicke Frau spähte kurzsichtig auf die an
ein Brett geklammerte Liste.
    «Bestimmt nicht.»
    «Tut mir leid, mein Lieber,
aber heutzutage sehen sie alle gleich aus. Sie werben für Apfelwein, stimmt’s?
Sie sind etwas früh, aber nehmen Sie Platz. Ich schicke gleich jemanden.»
    «Ich soll überhaupt nicht
auftreten», erwiderte Mr. Pringle eilends. «Ich bin auf der Suche nach Miss
Boot.»
    «Ich bin Thelma. Oh, ich weiß,
wer Sie sind», strahlte sie glücklich. «Sie sind der Mann, der Jack loseisen
wird. Wir waren froh, als wir das hörten. Wir mögen hier alle Penelope sehr, wissen
Sie.»
    Mr. Pringle seufzte. «Darf ich
Ihnen einige Fragen stellen? Es wird nicht lange dauern.»
    Thelma Boot war unaufhörlich in
sanfter Bewegung. Sie bewegte sich weder schnell, noch hielt sie inne. Sie gab
Anordnungen nach rechts und links, als sie zu ihrem Büro schlingerte. «Übernimm
für mich, ja? Du kannst die Perücken morgen zu Ende frisieren. Hilf statt
dessen lieber den Tänzerinnen. Und Sharon, geh nicht allein in die Garderobe
von, du weißt schon. Verstanden?» Ihr Ton war scharf. Die wasserstoffsuperoxydblonde
Nymphe lächelte selbstgefällig vor sich hin.
    «Lieber jeden Tag die Rolling
Stones», murmelte Miss Boot. «Die denken jetzt nur noch an ihre Pension, aber
diese neuen Leute... sich Frauenkleider anzuziehen heißt überhaupt nichts, mein
Lieber, da könnte ich Ihnen Geschichten erzählen...» Sie schloß die Tür. «Ja?»
    Es war zu befürchten, daß sie
weiter hin und her rannte und wieder durch die Tür verschwand. Mr. Pringle
fragte schnell, ob sie ein Formular habe.
    «Ausgefüllt und Artemis
zurückgegeben, aber ich werde Ihnen nicht viel nützen. Eine Sicht wie im
Tunnel, wissen Sie. Und an beiden Seiten waren Mr. Lomax und Freddie, beide
größer als ich.» Ihre vergrößerten Augen starrten ihn an. «Darf ich einen
Vorschlag machen?»
    «Ja, selbstverständlich.»
    «Sie haben einen Haarschnitt
nötig. Hinten ist es sehr struppig. Doreen kann das machen. Sie ist sehr
geschickt mit ihrer Schere.» Ehe er protestieren konnte, öffnete sie die Tür
und rief: «Doreen, ein Kunde in fünf Minuten. Schneiden und fönen.»
    Sein Haar war noch nie
künstlerisch gestaltet worden. «Ich könnte unmöglich...»
    «Kostet nichts. Wie ich schon
sagte, wir mögen Penelope alle sehr und wollen sie wiederhaben. Sie hat Jack
geheiratet, was Sie zweifellos wissen, das dumme Mädchen. Sie sollten sie jetzt
sehen, nur noch Babypuder und Gesabber. Sie war eine so gute
Programmassistentin. Sorgen Sie also dafür, daß Jack nicht verhaftet wird, dann
können wir ihn vielleicht überreden, zu Hause bei den Kindern zu bleiben, und
sie kann ihre Arbeit

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