Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ashley
Fallowfield. Er wurde unruhig. «Kann man es auswaschen?»
    Ihr Lachen gab ihm das Gefühl,
einfältig zu sein. «Wir spülen es alles raus.» Sein Kopf wurde in ein heißes
Handtuch gehüllt. Die Frau am Becken nebenan klopfte ihm auf den Arm. «Wie ist das,
ein Detektiv zu sein?»
    Doreen starrte sein Spiegelbild
an. Er konnte den Blick nur undeutlich erwidern. Auf seinen Brillengläsern
waren Spritzer des Zusatzmittels, und die Hände waren in Schälchen mit warmem
Wasser gefangen.
    «Ich werde sie jetzt abnehmen
und Ihnen die Augenbrauen stutzen. Dann machen wir uns an Ihr Haar.»
    Er wollte Einhalt gebieten.
«Ich muß um sechs im Regieraum sein.»
    «Da ist noch viel Zeit.» Sie
nahm ihm die Brille ab, und ihr Spiegelbild verschwamm.
    Genau um Viertel vor sechs
starrte G. D. H. Pringle den neuen Mann an. Auf einem Sendemonitor meldete
Michael Nicholson das letzte Unglück; Vernon Wilkes stürzte herein, um sich
schnell pudern zu lassen, aber Mr. Pringle bemerkte keinen von beiden. Er war
in gehobener Stimmung.
    «Ich habe den Scheitel höher
gelegt und ihn zurückgeschnitten. Sie müssen die Tatsache nicht verbergen, daß
Sie kahler werden», erklärte Doreen, «weil es Ihnen steht.»
    Er sah, daß sie recht hatte.
«Ich sehe, äh, jünger aus.»
    Sie lächelte und sah nicht mehr
gewöhnlich aus. «Das will ich doch hoffen. Moment noch.» Ein feines Schnippeln
am unteren Schnurrbartrand, und sie trat einen Schritt zurück, zufrieden.
Thelma Boot erschien neben ihr. «Da haben wir’s. Viel besser. Ich hab’s ja
gesagt. Jetzt gehen Sie und zeigen es den Polizisten.»
     
    Donnerstag, 5. April 1984,
früher Abend
    In der Nachrichtenredaktion
verhielten sich als einzige die Polizisten normal. Da es bis zur Sendung noch
zehn Minuten dauerte, herrschte Spannung, aber das war Routine. Es war die Atmosphäre, die sich geändert hatte. Es gab keine Scherze von Schreibtisch zu
Schreibtisch. Die Mitarbeiter murmelten miteinander, darauf bedacht, dem Blick
des anderen nicht zu begegnen. Nicht die Sendung war heute abend wichtig,
sondern was danach kam.
    Mr. Pringle schaute sich um,
hakte alle ab, die er bereits gesprochen hatte. Er versuchte, Gesichter den
verbleibenden Namen zuzuordnen — Freddie Walker, Lomax und Markovitch. Keiner
von den Fremden dort paßte zu den Beschreibungen. Vielleicht waren sie noch
nicht eingetroffen. Schließlich gehörten sie nicht zum Team für die Sendung. An
einem Schreibtisch sah er Fitz, der keinen Versuch machte zu arbeiten, sondern
so tat, als lese er eine Zeitung. Warum hatte er sich geweigert zu sagen, was
er wußte?
    Heute abend gab es keine
Änderungen im Sendeplan. Ein bezwungener Jack Kemp ging die Einzelheiten mit
Dorothy durch.
    «Themen, Polizeivideo, gefolgt
von Dias der Manager beider Fußballvereine, plus Bild mit Texteinblendung
römische Bäder, erster Bericht — Film mit O-Ton des Mieters,
Kurztakes vom Geld, das den Besitzer wechselt, und Off-Sprecher live über
Bestechung.»
    «Hat der Justitiar den Text
geprüft?» Dorothys Stimme klang gelangweilt, die Frage stellte sie automatisch.
    «Er ist okay, vorausgesetzt,
wir ändern kein Wort daran»; erwiderte Charles.
    «Sorge dafür, daß Tom es weiß.
Er spricht den Text.»
    «Weiß jemand die Länge des
Films mit O-Ton?» rief Artemis.
    «Zweisiebenundvierzig, stummer
Teil etwa fünfzig.»
    «Danke.»
    Jack sprach ins Mikro des
Regisseurs. «Technik, könnt ihr bestätigen, welche Kanäle für den ersten
Bericht sind?»
    «Film mit O-Ton auf Maschine 4,
Jack, Kurztakes auf MAZ.»
    Jonathan eilte wichtigtuerisch
herbei und flüsterte, er habe noch keine Verabredung mit Dorothy treffen
können, ob morgen noch reiche? Mr. Pringle nickte. Er hatte an diesem Abend
mehr als genug zum Nachdenken.
    «Ich habe es geändert in jeden
Morgen Freude —es ist ein Arbeitstitel, aber ich glaube, er sagt alles,
nicht wahr?»
    Der Bote steckte allen den
Sendeplan zu, und ein Polizist in der Mitte des Raums bat um Aufmerksamkeit.
    «Nur zur Bestätigung, meine
Damen und Herren, die Rekonstruktion beginnt unmittelbar nach der Sendung.
Machen Sie jetzt weiter mit dem, was Sie üblicherweise tun.» Er entdeckte Mr.
Pringle.
    «Was tun Sie denn hier?»
    Mr. Pringle erstarrte. Seine
neue Frisur hatte offenbar nichts bewirkt. Er hätte um Erlaubnis bitten sollen.
Jetzt würde man ihn rauswerfen.
    «Pringle war am Montag
wesentlicher Bestandteil der Sendung.» Jonathan P. Powers, den Kopf nach hinten
geworfen, die Arme