Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
ausgebreitet, gab ihnen sein Ganzes. «Pringle war am Abend
des Mordes hier.» Gott helfe uns, dachte Mr. Pringle, wenn die fragen, wo
genau. Im Grünen Zimmer war er so isoliert gewesen wie der Mann auf dem Mond.
Er wollte mit diesem Gespräch nichts zu tun haben.
    Artemis wedelte mit einem Bogen
Papier. «Hier, der Sendeplan von Montag. <5 (i), live G. D. H. Pringle.>»
Es war die rosa Version, nicht die allerletzte, aber das brauchte der Polizist
nicht zu wissen. Er schaute darauf, war völlig verwirrt und zuckte die Achseln.
Mr. Pringle hielt den Atem nicht mehr an. Er durfte bleiben.
    Rupert kam herein. Mr. Pringle
war erschüttert über dessen Veränderung. Artemis hatte ihn nicht darauf
vorbereitet, wie niedergeschlagen er war. Rupert stand nicht mehr aufrecht. Er
war jetzt kein Krieger, der sein Volk führt, sondern ein kriechender Sklave,
der erwartet, getreten zu werden. Carl ging zögernd auf ihn zu, aber Rupert
schien ihn nicht zu bemerken. Mr. Pringle fragte sich, ob er je wieder ein Bild
malen würde.
    Es kam etwas in Bewegung.
Dorothy ergriff ihre Krücken. Jack fragte mitfühlend: «Habe ich noch Zeit zum
Pinkeln?» Seine Finger hatten unbewußt ein unsichtbares Glas umklammert.
    «Nein.»
    Jack ließ den Kopf hängen.
«Gehen wir rüber», seufzte er.
    «Das war knapp», murmelte
Jonathan. «Hätte sie ihn gehen lassen, wäre er vielleicht nicht
wiedergekommen.»
    Der Polizist sprach noch
einmal: «Nur die direkt an der Sendung Beteiligten dürfen in den Regieraum
gehen. Die anderen bleiben hier.» Sie folgten seinem Blick. Uniformierte hatten
beiderseits der Tür Stellung bezogen — sie saßen in der Falle.
    «Fünf Minuten», mahnte Artemis,
und Jack führte den Auszug an.
    Jonathan schob Mr. Pringle
vorwärts. Er protestierte nicht, er gehörte jetzt dazu, er mußte weitermachen.
Erregung erzeugt ihre eigene Elektrizität. Er sprang fast, als Jonathan seinen
Arm ergriff. Sie folgten Dorothy. Auf dem Laufsteg hatte Mr. Pringle Zeit,
unter sich das nach oben starrende Team zu beobachten. Kameraleute,
Tontechniker und Studiopersonal, Zuschauer sie alle, gebannt von dem Wissen,
daß sie einen Mörder sahen.
    Dorothy bahnte sich vorsichtig
ihren Weg. Aus Feingefühl blieb Mr. Pringle weiter zurück. «Es erstaunt mich
immer wieder, wie sie weitermacht», murmelte Jonathan. «Jedesmal, wenn ich nach
Bath komme, geht es ihr schlechter. Offensichtlich gibt es keine Heilung.»
    «Wie schrecklich für sie.»
    «Ich erinnere mich, als sie bei
dieser Gesellschaft eingestellt wurde — so hübsch! Man kann es kaum mehr
glauben.» Dorothy verschwand. Er und Mr. Pringle gingen weiter.
    Jack, Hilary und Artemis
probten bereits. Rasch und flink, sie sprachen mit dem Studio, mit Vernon und
den Technikern an den Apparaten, prüften und überprüften. Alles klappte
reibungslos, ganz anders als am Montag abend, da war Mr. Pringle sich ganz
sicher. Jack hatte seine Lethargie überwunden. Vom Stuhl des Regisseurs aus
hatte er alles unter Kontrolle.
    Artemis begann mit dem
Countdown. Das Arbeitstempo steigerte sich. Eine Maskenbildnerin wischte Vernon
den letzten Schweiß ab. Er las die Einleitung zur Probe für den Ton. Die
Werbung begann. Keine zwei Minuten mehr.
    Die Ansagerin des nächsten
Programms hatte bereits Haltung angenommen, ihr Lächeln erstarrte. Alle sahen
auf die Monitore, nur die Polizisten schauten sonstwohin. Der leitende Beamte
war in der Zuschauergalerie. Über der abgeschirmten Schreibtischlampe hing sein
Gesicht wie das eines Gespenstes. Hoffte er darauf, die Mitglieder der
königlichen Familie hätten etwas sehen können? Damit er auf der Suche nach Zeugen
zum Palast eilen konnte?
    «Dreißig Sekunden — dreißig
Sekunden.»
    «Vorsicht vor dem Blackout»,
murmelte ein Witzbold.
    «Halt’s Maul!» sagte Jack
scharf.
    «Das ist überhaupt nicht
komisch», rief Dorothy.
    Ein Augenblick absoluter
Stille.
    «Fünfzehn.»
    Über die Sprechanlage rief die
Stimme des Studioleiters: «Fünfzehn Sekunden. Alles auf die Plätze.»
    «Dreizehn... zwölf...»
    Jack sagte ruhig: «Maschine 3
und 4, bereithalten, Filmgeber 1 und 4.»
    «Auf Sendung in zehn
Sekunden...»
    Hilary griff nach ihren Reglern
und blickte stur nach vorn.
    «Fünf...»
    «MAZ 3 — ab.»
    «Drei... zwei... eins... Null!»
    «Die Programmansagerin
verschwand, sie grinste immer noch wie ein Honigkuchenpferd. Die
Erkennungsmelodie ertönte, und Vernon sprach:
    «Gewalttätigkeiten bei
Fußballspiel — beide Manager bestreiten, daß

Weitere Kostenlose Bücher