Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
Informationen
verbergen, sind dumm. Mit den Einrichtungen, die der Polizei zur Verfügung
stehen, hätte sie leicht aufgedeckt, daß...»
«Wollen Sie etwa andeuten...»
Wenn die Atmosphäre vorher kalt war, dann war sie jetzt eisig.
«Daß Sie selbst Informationen
verschwiegen haben? O ja, gnädige Frau. Dessen bin ich mir sicher. Hilary hat
es mir gesagt. Sie haben ihr nur die eine Seite des Berichts gezeigt.»
«Das war nur zu ihrem Besten. Ich wollte es ihr ersparen...»
«Leider glaube ich das nicht.
Zuerst war da die Frage des Familiennamens, dann Mr. Gordons Antwort, als Ihre
Tochter ihn mit dem Bericht der Detektei konfrontierte. Ich unterstelle, daß
Sie weit mehr als die wahre Identität des unglücklichen jungen Mannes
verschwiegen haben.»
Ihre Stimme war so rauh und
häßlich wie ihr Gesicht. «Was sagen Sie da? Beschuldigen Sie mich...»
«Daß Sie versuchen, Ihre
Tochter zu schützen? Vielleicht, aber auch, daß Sie sie absichtlich täuschen.
Das kann so nicht weitergehen, das wissen Sie selbst. Die Polizei und ich
ermitteln in einem Mordfall.»
Sie wandte sich ab und schaute
aus einem Fenster nach draußen. «Hilary ist noch so unreif. Sie ist ein Einzelkind,
was einen Teil der Schwierigkeiten ausmacht. Wir schickten sie nach auswärts
auf eine Schule. Wenn ich zurückblicke, würde ich mir wünschen, wir hätten es
nicht getan, aber damals hielten wir es für das Beste. Es war eine
Mädchenschule. Das Ergebnis war...» Ihre Mutter zuckte die Achseln. «Jedes
hübsche Gesicht kann sich Hilarys Zuneigung erschleichen. Es ist traurig.»
«Wenn Sie sie zu sehr bemuttert
haben, dann ist es kein Wunder, daß sie versuchte, so schnell wie möglich
erwachsen zu werden.»
«Aus dem Haus zu ziehen und wie
ein gewöhnliches Mädchen mit einem Schweinehund zu schlafen, heißt das,
erwachsen zu werden? Jetzt ist es zu spät.»
Mr. Pringle verstand das nicht.
«Hilary hätte jeden heiraten
können. Wir hatten solche Pläne mit ihr, aber j etzt...»
Gütiger Himmel, dachte Mr.
Pringle, keine Jungfrau mehr. Wie schrecklich altmodisch.
«Kommen wir auf Christopher
Gordons Herkunft zurück», sagte er. «Ich bitte Sie nicht, mir den Bericht zu
zeigen, sondern nur um eine Kopie der Heiratsurkunde seiner Eltern.»
Sie überlegte kurz, ging fort
und kam mit zwei Blättern Papier zurück. «Dies ist eine Fotokopie der
Heiratsurkunde. Die habe ich Hilary gezeigt. Nun, obwohl der Mädchenname der
Frau als ausgewiesen wird — und sie könnte sehr wohl Malcolm
Gordons Schwester gewesen sein, man hat sich nicht die Mühe gemacht, das zu
überprüfen... Jedenfalls haben weder sie noch ihr Mann Kinder mit in die Ehe
gebracht, die auch später kinderlos blieb, dessen war sich die Detektei sicher.
Und dies habe ich Hilary nicht gezeigt.»
Es war die Kurzform einer
Geburtsurkunde für ein männliches Kind. Mr. Pringle las die Einzelheiten. «Der
Name — Christopher?»
«Ja, er ist es. Die Detektei
versicherte mir, es sei die Kopie der Geburtsurkunde des Mannes, der sich
Christopher Gordon nannte. Wie Sie sehen, der Zuname seiner Mutter war Ellis.
Nichts über einen Vater, also war sie vermutlich ledig. Christopher war nicht
berechtigt, den Namen Gordon zu tragen. Tatsächlich sehe ich nicht, wie er
Malcolm Gordons Neffe sein konnte. Vielleicht sein Schützling.»
Allmählich begann es Mr.
Pringle zu dämmern, wenn dies auch seine früheren Ideen ganz
durcheinanderbrachte. «Vielleicht», stimmte er zu.
«Es gab keine Unterlagen, daß
dies Ehepaar ein Kind adoptiert hätte.» Sie wedelte mit der Heiratskurkunde.
«Ich habe die Detektei gebeten, das doppelt zu prüfen.»
«Dürfte ich mir beide Dokumente
noch einmal ansehen?»
Sie legte sie nebeneinander auf
die Fensterbank.
«Beide Frauen haben denselben
Vornamen?»
«Zufall, denke ich, Sie nicht
auch, Mr. Pringle? Sie deuten doch nicht etwa an, sie seien ein und dieselbe
Person? Daß sie ein illegitimes Kind hatte und einen falschen Zunamen auf
seiner Geburtsurkunde eintragen ließ, um sich zu schützen?»
«Ich weiß es nicht.»
«Nun, ich weigere mich, das zu
glauben. Und selbst wenn es wahr wäre, würde es nicht den Makel der unehelichen
Geburt von Christopher Gordon nehmen. Das ist etwas, das weder mein Mann noch
ich bereit sind zu akzeptieren. In diesen laxen Zeiten, Mr. Pringle, bewahren
einige von uns ihre Grundwerte. Und er war auf Geld aus. Hilary wird eines
Tages wohlhabend sein.»
Er ging nicht darauf ein.
Nachdem er Einzelheiten aus
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