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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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nicht. Gewohnheitsmäßig zog er einen
Kugelschreiber heraus und fummelte daran herum.
    «Ein Mann wurde brutal
erstochen. Weil man ihn nicht mochte. Jeder bei Bath& Wells, einschließlich
Sie, scheint zu glauben, es wäre nicht weiter schlimm, wenn der Mörder
ungestraft davonkäme. Ich kann Ihnen versichern, daß weder die Polizei noch ich
dieser Ansicht sind. Wir werden weitermachen, bis wir die Wahrheit entdecken.»
Und möge das bald sein, dachte Mr. Pringle. Seine Krampfadern machten sich
bereits bemerkbar.
    «Ich weiß — nichts.»
    Mr. Pringle stand kurz vor
einem Wutausbruch. «Dann haben Sie etwas gesehen», beharrte er. «Warum drücken
Sie sich sonst weiterhin zu Hause herum und verstecken sich hinter den
Unterröcken Ihrer Frau? Sie kann Sie nicht ewig schützen, wissen Sie.»
    «Ich bin krank! Der Arzt hat
das bestätigt.»
    «Unsinn. Sie sind so fit wie
irgendeiner. Kommen Sie jetzt, die Zeit drängt.»
    Seine dunkle Drohung gründete
sich eher auf Instinkt als auf Tatsachen, aber das brauchte Fitz nicht zu
wissen.
    «Ich sage Ihnen, ich weiß nicht
mit Bestimmtheit, was passiert ist.»
    «Aber Sie glauben, etwas zu
wissen. Was?»
    Fitz schaute auf die Haustür,
als hoffe er, daß seine Frau hereinkommen würde, um ihn zu retten. Vielleicht
war es Müdigkeit, die Mr. Pringle veranlaßte, zu hastig zu sein. «Hat
Christopher gedroht, Sie zu entlassen, wie er es bei den anderen getan hatte?»
Er schaute Fitz an und erkannte seinen Fehler.
    Die Angst war jetzt weg. «Ja,
er hat», antwortete Fitz zungenfertig.
    «Aber was ist Ihnen
aufgefallen?»
    «Nichts.» Fitz hatte seinen Mut
wiedergefunden. «Es war die Drohung der Entlassung. Ich dachte, wenn die
Polizei das entdeckt...» Seine Stimme verlor sich, die Ausrede war zu schwach.
    Mr. Pringle unternahm noch
einen nutzlosen Versuch. «Die Polizei wird es dabei nicht bewenden lassen,
wissen Sie.»
    Aber Fitz öffnete bereits die
Tür.
    «Sie können sich nicht auf ewig
verstecken», beteuerte mir. Pringle. Es war sinnlos. Er machte einen letzten
Versuch. «Was macht Sie so sicher, daß Charles es nicht auch gesehen hat?»
    Fitz brüllte plötzlich vor
Lachen, heisere, hysterische Schreie vor Lachen. «Gehen Sie. Sie wissen nicht,
wovon Sie reden», rief er. «Gehen Sie, belästigen Sie mich nicht mehr.» Am
Gartentor warf Mr. Pringle einen letzten Blick nach hinten. Das Haus sah
unscheinbar aus. Er glaubte, das Lachen von Fitz immer noch hören zu können.
     
    Freitag, 6. April 1984, am
Nachmittag
    Er blieb stehen, um Artemis
anzurufen. Niemand wußte, wo Rupert war. Er war nicht in den Studios gewesen,
in seiner Wohnung meldete sich keiner.
    «Sie sorgen sich wirklich um
ihn, nicht wahr?»
    «Wenn Sie gestern abend gesehen
hätten... Mrs. Bignall und ich dachten... Er war so deprimiert, Artemis, so
hoffnungslos. Deshalb mache ich mir Sorgen.»
    «Ja, ich verstehe. Hören Sie,
warum versuchen Sie es nicht im alten Lagerhaus. Das ist ein Ort, wo sich alle
verstecken.»
    «Ein guter Gedanke», stimmte
Mr. Pringle zu. «Ich sehe Sie nachher. Oh, Artemis...» Aber sie hatte
aufgelegt. Das machte nichts. Er würde sie bitten, den Namen zu überprüfen,
wenn er sie aufsuchte.
    Es regnete so heftig wie bei
seinem ersten Besuch. Er fand das Loch im Zaun und eilte zuversichtlich über
den rissigen Asphalt. Winifred war sicher in der Prior Park Road angebunden. Zu
spät entdeckte er, daß sie ersetzt worden war. Durch ein Monstrum, das Alfie
noch nicht gezähmt hatte. Er erreichte die Stufen nur knapp vor dem geifernden
Maul und warf sich nach drinnen. Erst später wunderte er sich, daß die Tür
offen war.
    Sein Herz klopfte laut. Er
versuchte, die Nässe vom Regenschirm zu schütteln, aber seine Hände waren zu
schwach. Er ließ ihn fallen. In der Dunkelheit konnte er die Wände und Türen
kaum erkennen, es flimmerte ihm vor den Augen. Er setzte sich abrupt hin. Er
war zu alt für solche Dummheiten. Und er war bestimmt zu alt, um ohne
Mittagessen auszukommen. Eine heiße Tasse Tee brauchte er jetzt. Sobald er
nachgeschaut hatte, ob Rupert hier war, würde er ein Café aufsuchen und dann in
die Pension gehen, um sich auszuruhen. Jack Kemp war in der Polizeiwache sicher
aufgehoben, vorausgesetzt, er schlug keinen. Außerdem war er in seiner Zelle
nicht zu erreichen. Es war besser, er blieb dort. Einer weniger, um den man
sich sorgen mußte. Mr. Pringle war überzeugt, daß immer noch Gefahr bestand.
Warum war das Bild wohl sonst zerstört worden, wenn nicht, um

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