Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
zu erschrecken?
Aber wen? Rupert? Ihn selbst? Fitz?
Er stand früher auf, als er es
hätte tun sollen, seine Knie zitterten noch. Rupert würde ein Büro in der
obersten Etage gehabt haben, wegen der günstigen Lichtverhältnisse. Wenn er
hier war, dann oben. Mr. Pringle machte sich auf den Weg. Seine Schritte hallten
laut auf dem nackten Beton wider.
Erst hinterher konnte er sich
zusammenreimen, was geschehen war. Er erreichte die oberste Etage. Im Dunkeln
streckte er die Hand nach der Schwingtür aus. Sie öffnete sich und traf sein
Gesicht mit solcher Wucht, daß er den Schlag eher hörte als fühlte. Er hörte
auch das Knacken seiner Brille, als sie auf dem Nasenrücken in zwei Hälften
zerbrach. Dann spürte er den Schmerz, eine große Welle, als das Flimmern vor
seinen Augen zu tiefer Dunkelheit verlosch, die ihn verschlang.
Freitag, 6. April 1984, früher
Abend
Der Lärm über seinem Kopf war
zu laut. Warum stellte ihn nicht jemand ab? Die Sirene war direkt über ihm. Er
versuchte zu sprechen, bemühte sich, den Kopf zu drehen. Er wurde von Seite zu
Seite gerüttelt. Er lag auf einer Trage. Warum war Artemis hier? Sie sprach,
aber er konnte sie nicht hören. Seine Arme waren am Körper, eingeschlagen in
eine Decke. Er konnte sich nicht bewegen. Warum stellte nicht jemand den Lärm
ab?
Freitag, 6. April 1984, abends
Er lag in einem
hellerleuchteten Raum, der für Besucher zugänglich war. Er konnte Artemis immer
noch sehen, wenn er den Kopf etwas drehte. Sie war weiter entfernt, aber sie
war es, dessen war er sich sicher. Vor Schmerz wurde ihm übel. Artemis saß am
Ende eines Betts, seines Betts, schaute auf irgendwas. Er war im Bett. Und sie
sah fern.
Er war auf einer Unfallstation,
schloß er aus den Schildern an der Wand. SPENDE BLUT, stand dort. Er fragte
sich, ob er überhaupt noch welches hatte, es fühlte sich nicht so an. Neben Artemis
saß eine Krankenschwester. Er schnappte Fetzen ihres Gesprächs auf. Sie sahen
eine Sendung auf dem kleinen Gerät in der Zimmerecke, und Artemis erläuterte,
wie es gemacht wurde. Er könnte sterben, aber sie würden es nicht merken.
Vielleicht starb er bereits, die Kopfschmerzen waren so qualvoll. Irgend etwas
ging schief auf dem Bildschirm. Artemis stöhnte.
«Ich hätte diese Sendung machen
sollen. In letzter Minute mußte ich Geraldine bitten, sie für mich zu
übernehmen, während ich nach...» Sie drehte sich um und zeigte auf Mr. Pringle.
«Oh, hallo. Sie sind wach? Was ist eigentlich passiert?»
Er öffnete den Mund, um zu
sprechen. Sofort schob ihm die Krankenschwester einen nierenförmigen Napf unter
den Schnurrbart.
Eine halbe Stunde später gaben
sie ihm eine Tasse Tee. Jetzt hätte er einen Eimer voll gebraucht. Sein Mund
war ausgedörrt, der Kopf schmerzte vor rotglühender Pein. Sie hatten seine
Brille repariert, wie man es nur in einem Krankenhaus kann — mit dickem rosa
Heftpflaster. Sie saß locker auf dem Verband, der den größten Teil seiner Stirn
bedeckte. Er wollte nachfühlen, aber sein Arm war zu schwer.
Die Krankenschwester sprach mit
Artemis, als sei er nicht im Stande, sie zu hören. «Er wird später einige
Beschwerden haben, deshalb gebe ich Ihnen diese. Lassen Sie ihn davon nicht
mehr als zwei alle vier Stunden einnehmen, nicht in seinem Alter, ja?»
Die Schwester war dick, sie
würde nie hübsch sein — wie ihn das freute! Artemis nickte. «Wann kann er
raus?»
O Gott, mußte er auf dem
Soziussitz ihres Motorrads mitfahren?
Die Dicke schaute auf ihre Uhr.
«Warten Sie noch eine halbe Stunde, dann kann er versuchen, seine alten Stelzen
zu gebrauchen. Wir wollen ja nicht, daß er noch einmal umfällt, nicht wahr?»
Weiter hinten im Raum rief ein
anderer Leidender. «Bleiben Sie bei ihm!» befahl die Schwester und ging.
«Falls Sie sich das fragen
sollten», sagte Artemis, «ich habe Mrs. Bignall angerufen und gesagt, sie
brauche sich nicht zu sorgen. Ich sagte, Sie hätten einen leichten Fall
erlitten und ich brächte Sie zu einer Untersuchung hierher.»
Leichter Fall! Sein Kopf war
gespalten. Eine Hälfte war bestimmt größer als die andere, und sein Schädel
konnte keine von beiden mehr umfassen. «Mehr Tee», bettelte er.
«Erst wenn Sie mir erzählt
haben, was passiert ist.»
«Bitte!»
«Oh, schon gut.» Sie schaute
sich verstohlen um, um zu sehen, ob die Schwester sie beobachtete. «Sie sagte,
sie dürften keinen mehr haben. Trinken Sie den Rest von meinem, denn der
Teewagen ist verschwunden.» Er ließ
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