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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Kemp eingequetscht. Auf Penelopes Verlangen trug Jack seinen
einzigen Anzug. Gekauft worden war er für eine lange vergangene Hochzeit, als
die Rockaufschläge breit und die Hosenbeine weit waren und Jack viel schlanker,
aber da die Möglichkeit bestand, daß er nach der Verhandlung verhaftet wurde,
wollte Penelope, daß ihr Mann anständig gekleidet war.
    Die Fernsehleute saßen dicht
gedrängt im Zuschauerblock. Alfie und Bertie hatten in weiser Voraussicht
belegte Brote mitgebracht. Alfie hatte Erfahrung mit solchen Veranstaltungen,
die auf der Teilnahme an Spätvorstellungen im Kino basierte. Er betrachtete
prüfend die Geschworenen und befand, das Besetzungsbüro habe angemessene Arbeit
geleistet. Jemand fragte, ob dem Ereignis die Nationalhymne vorausgehe, und Alfie
verneinte es voller Verachtung. Zur festgesetzten Zeit nahm auf dem Podium
unten ein älterer Mann Platz.
    «Das ist er», flüsterte er
aufgeregt. «Er spielt die Rolle von Henry Fonda.»
    Die gerichtliche Untersuchung
erwies sich als Enttäuschung. Nur Malcolm entsprach den Erwartungen. Als er die
Identifizierung bezeugte, machte er mächtig Eindruck. Mr. Pringle kam es vor,
als sei der Tod des Opfers nebensächlich, worauf es ankam, war offenbar Malcoms
Kummer.
    Als er schon gehen wollte,
hielt Malcolm plötzlich inne. «Ich möchte noch ein Wort hinzufügen. Das
Fernsehen — mein Gewerbe— hat einen sehr begabten jungen Mann verloren, der
eine große Zukunft gehabt hätte...» Er starrte auf den Gerichtshof. Mr. Pringle
bemühte sich zu erkennen, auf wem Malcolms Blick ruhte, aber es gelang ihm
nicht. «Eine große Zukunft», wiederholte er, nahm sich zusammen und ging wieder
an seinen Platz.
    «Man sollte glauben, Gott würde
ihn erschlagen, stimmt’s?» sagte Bertie etwas zu laut und fügte hinzu: «Dieses
verlogene Arschloch.»
    «Ruhe im Gericht!»
    Jack Kemp war hingerissen. «Die
sagen das. Die sagen tatsächlich diese Worte.»
    Die medizinische Beweisaufnahme
war schnell vorbei. Der Leichenbeschauer, ein Arzt im Ruhestand, hatte keinen
Geschmack an Theatralik. Der Mann sei bei seinem Eintreffen tot gewesen, der
Spieker habe noch gesteckt. Chirurg und Leichenbeschauer hatten eine kurze
Diskussion über die Tiefe der Wunde und welches der vielen lebenswichtigen
Organe in dem Bereich durchstochen worden war. Die Waffe sei mit ausreichender
Wucht eingerammt worden, erfuhr das Gericht, um eine Arterie zu treffen, daher
der beträchtliche Blutverlust. Unter diesen Umständen sei der Tod
unausweichlich gewesen. Mr. Pringle stellte fest, daß er entgegen seiner
Überzeugung Jacks plumpe Hände betrachtete. Er hatte nur eine Frage im Sinn.
Die Antwort darauf kam am Schluß.
    «Hatte der Mörder nach Ihrer
Meinung medizinische Kenntnisse, um die Tat auf diese Weise zu begehen?»
    Der Chirurg antwortete kurz:
«Ich würde sagen, nein. Die Waffe war lang genug. Fest in diesen Bereich in
ungefähr diesem Winkel gestoßen, war eine tödliche Verletzung überaus
wahrscheinlich. Es war ein Zufall, diese Arterie zu treffen, aber wäre sie es
nicht gewesen, hätte es eine andere lebensbedrohliche Verletzung gegeben.»
    «Ich danke Ihnen, Mr. Squires.»
    Dem Polizeibeamten, der folgte,
müsse man seine Rolle umschreiben, befand Alfie. Trotz umfangreicher
Untersuchungen am Holzständer der Waffe, sagte der Beamte dem Gericht, habe
dieser keine überzeugenden Informationen erbracht. Nach Auffassung der
Untersucher sei der Holzständer irgendwie bedeckt gewesen. Vielleicht mit
Papier oder Plastik. Leider sei die Abdeckung nicht gefunden worden.
    Der Leichenbeschauer hob den
Blick von seinen Notizen. «Warum nicht? Haben Sie keine genauen Durchsuchungen
vorgenommen?»
    «Doch, Sir. Niemand durfte
gehen, bevor wir fertig waren. Aber Tatsache ist...» Er zögerte. «Nachdem alle
ihre blutverschmierte Kleidung ausgezogen hatten, durften sie die Toiletten
benutzen. Wir sahen keinen Grund, das zu verweigern.»
    «Weggespült», zischte Bertie.
«Welch ein Glück.»
    Der Leichenbeschauer blickte
ernst drein. «Ich werde diese Nachlässigkeit ins Protokoll aufnehmen.»
    Weitere Aufregungen gab es
nicht. Die Geschworenen zogen sich so lange zurück, daß Alfie gerade noch seine
Gurke und den Lachs essen konnte, ehe sie verkündeten, Christopher Gordon sei
das Leben rechtswidrig von einem oder mehreren Unbekannten genommen worden. Der
Leichenbeschauer sagte kurz und bündig, bei solchen Gelegenheiten habe er es
sich zur Gewohnheit gemacht, der Polizei bei ihren

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