Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
die Flüssigkeit über seine Zunge fließen,
um die Kehle zu beruhigen.
«Also dann», sagte Artemis
drohend, «erzählen Sie.»
Er hob die Hand, um ihre Fragen
abzuwehren, weil er selbst eine wichtige hatte. «War jemand da — als Sie mich
gefunden haben?»
«Nur Fitz. Er war so bleich wie
Sie jetzt. Er kniete neben Ihnen und stammelte irgendwas. Selbstverständlich
hatte er nicht versucht, einen Krankenwagen zu rufen. Er dachte nicht daran,
etwas Praktisches zu unternehmen.» Irgend etwas irritierte sie.
«Was hat er gesagt? Können Sie
sich erinnern?»
«Irgendwas, daß er dort sei, um
jemanden zu treffen. Ich glaube, das war es. Er sagte bestimmt, es sei privat,
und andere sollten sich nicht einmischen. Ich glaube, er deutete an, Sie seien
ihm nach dort gefolgt. Sind Sie?»
Mr. Pringle beging den Fehler,
den Kopf zu schütteln.
Artemis war erstaunt. «Es war
nicht Fitz, nicht wahr? Er hat es nicht getan, oder? Den Mord? Er ist noch so
jung.»
«War sonst noch jemand dort?»
konnte Mr. Pringle schließlich fragen.
«Ich glaube, nicht. Ich habe
niemanden gesehen. Ich fand Ihren Schirm, daraufhin rief ich Ihren Namen. Ich
hörte ein Geräusch und dachte, es käme von oben. Es ist schwer zu sagen, weil
jetzt keine Teppiche mehr da sind. Im ganzen Gebäude hallt es stark wider.
Sagen Sie, sind Sie gegen irgend etwas gestoßen und umgefallen? Fitz hat
nicht... Hat er?»
«Es war dunkel, und ich bin
gestolpert», sagte Mr. Pringle fest. «Sagen Sie das bitte jedem, der anfängt,
Fragen zu stellen.»
Sie glaubte ihm nicht.
Plötzlich sah sie erschrocken aus.
«Es war der Mörder, nicht wahr?
War er dort? Hat er es getan?»
«Ich glaube nicht, daß wir
spekulieren sollten. Es war dunkel, es könnte ein Zufall gewesen sein.» Er
brauchte ihr nichts vorzugaukeln, solange sie es keinem erzählte. Aber er
wollte sie nicht erschrecken, sondern nur, daß sie auf der Hut war. «Betrachten
Sie es von der freundlichen Seite — ich wurde nicht umgebracht.»
«Da haben Sie aber Glück
gehabt. Wenn Fitz oder ich Sie nicht... Selbstverständlich hätte Fitz einen
Krankenwagen gerufen. Irgendwann.»
«Sicher, sobald er bemerkt
hätte, wie dringend es war.»
Sie organisierte schließlich
doch noch ein angemessenes Transportmittel. Er ließ sich vom Fahrer auf das
Trittbrett helfen. Fünf alte Damen funkelten ihn böse an. «Wir nehmen keine
Fahrgäste mit, nicht nach unserer Therapie.» Mr. Pringle hielt den Umschlag
fest, den Artemis ihm mit den restlichen Exemplaren seiner Formulare gegeben
hatte. Die schmerzstillenden Tabletten waren in seiner Innentasche. Der Fahrer
verstaute den Schirm neben ihm.
«Was ist mit ihm passiert?»
fragte eine alte Henne den Mann.
«Er fiel um, als er aus der
Kneipe kam», antwortete er fröhlich und zwinkerte Mr. Pringle zu.
Die Alte zog ihren Mantel enger
um sich. «Es ist abscheulich, wenn sie ihren Schnaps nicht vertragen können.»
Freitag, 6. April 1984, abends
«Du hast uns ziemlich
erschreckt, Liebster. Zieh deinen Pyjama an. Ich habe ihn an der Flasche
gewärmt.» Er bewegte sich sehr vorsichtig. Der Schmerz hatte jetzt seine
Gelenke erreicht. Er spürte jede gestoßene Stelle. Das Bett. Es lockte
verführerisch. Ein elektrisches Feuer brannte im Kamin, und ihm wurde bewußt,
daß er ein Invalide war. Die Nachttischlampe — so gedreht, daß er vor dem Licht
geschützt war — schien auf eine Teekanne.
Er schlüpfte zwischen die
Laken. Zwei Wärmflaschen! Er zog sich Florences alten Schal um die Schultern.
Er fühlte sich — verhätschelt. «Trink deinen Tee und versuche nicht zu
sprechen», befahl Mavis. «Möchtest du noch eine Tablette?»
«Nein, danke.»
«Artemis hat noch einmal
angerufen. Sie hatte vergessen, dir zu sagen, warum sie dich gesucht hat.
Rupert hält sich offenbar bei Carl auf. Er ging gestern abend nach der
Schlägerei zwischen Carl und Charles zu ihm. Carl bat ihn darum und lud ihn
ein, eine Weile bei ihm zu bleiben. Wenn du mich fragst, dieser Carl hat Angst
vor Charles, was ich ihm nicht verdenken kann. Er möchte Rupert zum Schutz bei
sich haben. Glaubst du, daß Charles es getan hat?»
Mr. Pringle antwortete nicht.
Sein Gehirn raste. Rupert war also in Sicherheit, er hätte sich nicht zu sorgen
brauchen. Hinzu kam, daß er nicht im Lagerhaus gewesen war.
«Warum bist du dorthin
gegangen?» fragte Mavis ruhig. «Hast du Rupert gesucht?»
«Ja.»
«Oh.» Sie bemühte sich, die
nächste Frage beiläufig klingen zu lassen. «Bist du
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