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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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jemand in den Konsum. Zwischendurch stand er ganz allein auf dem Platz. In der Ferne bellte ein Hund. Ein Auto schlitterte vorbei. Der Schnee legte sich auf seinen Kopf und seine Schultern. Er klapperte vor Kälte mit den Zähnen. Seine Füße schmerzten. Es wurde bereits dunkel. Komisch, vorhin erst war es hell geworden, und jetzt wurde es schon wieder dunkel. Er war an einen Ort mit sehr kurzen Tagen gekommen. Er war an einen falschen Ort gekommen. Hier wollte er nicht sein.
    Der alte Mann mit dem Tretschlitten kam zurück, auf dem Sitz stand eine neue Hechtkiste. Er hielt vor Mik an.
    »Auf wen wartest du noch mal?«
    »Auf meine Tante, hab ich doch schon gesagt.«
    »Deine Tante?«
    »Das haben Sie auch schon mal gefragt.«
    »Wie? Ich?«
    »Ja. Vorhin.«
    »Du wirst noch zugeschneit.«
    Der Alte stellte seinen Tretschlitten vor dem ICA-Markt ab und ging mit der Hechtkiste hinein. Mik schaute hinter ihm her. Der hatte mal ein kurzes Gedächtnis. Aber das hatten die Leute hier wahrscheinlich alle. Das Gedächtnis fror ihnen ein. Und wie lange sollte er hier noch stehen bleiben und warten? Wenn er gewusst hätte, wo Lena wohnte, hätte er ja zu ihr nach Hause gehen können. Bald würde ihm sein Gedächtnis auch einfrieren.
    Der Alte kam mit leerer Kiste wieder heraus.
    »Der Kosmos«, sagte er. »Der Kosmos ist nur ein Gedanke. Vergiss das nicht.«
    »Was?«, sagte Mik mit klappernden Zähnen.
    Der Alte hob den Tretschlitten an und wendete ihn.
    »Die Synchronizität.«
    »Die Synchro-was?«
    »Du hast Schnee auf dem Kopf«, sagte der Alte.
    Und damit fuhr er davon.
    Mik trat auf der Stelle und begriff nichts. Seine Füße wurden allmählich gefühllos, hier konnte er nicht länger stehen bleiben. Sonst würde er festfrieren und zu einem großohrigen Schneemann werden, und ein komischer Mensch nach dem andern würde zu ihm herkommen und unbegreifliche Sachen sagen.
    Mik ging in den Konsum und stellte sich in das Warmluftgebläse der Zwischentüren. Die Kassiererin und ein paar Kunden sahen ihn an. Er drehte ihnen den Rücken zu und heftete den Blick auf ein Anschlagbrett. Jemand wollte einen Kinderwagen verkaufen. Ein anderer suchte Winterreifen für einen Saab. Einer, der Tore hieß, vermisste seine Katze, sie war schwarz mit einem weißen Fleck am Hals und einer weißenVorderpfote. Ein Finderlohn wurde nicht erwähnt, also würde Tore seine Katze wahrscheinlich nie wiedersehen. Bea Svensson vermisste ebenfalls ihre Katze, eine grau gestreifte Hauskatze. Als Finderlohn gab es fünfzig Kronen. Eine Lisa Erikson vermisste ihre braun gescheckte Katze, die seit Oktober verschwunden war. Der Finderlohn für Lisas Katze hatte ebenfalls fünfzig Kronen betragen, doch das war durchgestrichen und durch hundert ersetzt worden. Mik las weiter und staunte, denn zwischen den Anzeigen über Tretschlitten, Gefriertruhen, Preiselbeeren, Angelrollen und Autoreifen hingen mindestens zehn Suchanzeigen für entlaufene Katzen. Manche mit Finderlohn, manche ohne. Seltsam. Er sah durch die Glastüren hinaus. Irgendwo hier im Wald musste ein ganzer Verein verirrter Katzen sitzen.
    Mik ging durch die automatische Tür in den Laden, stellte sich vor die Kasse und fragte: »Wann fährt der nächste Bus nach Hause?«
    Die Kassiererin schenkte ihm ein Lächeln.
    »Nach Hause?«, fragte sie.
    »Ja, nach Hause.«
    »Du meinst, wann fährt hier der nächste Bus ab?«
    »Ja.«
    »Am Donnerstag.«
DIE SPERBEREULE
    Ein schmutziger alter Volvokombi kam auf den Platz gerollt. Aus dem Auto stieg eine Frau in einem grünen Anorak. Sie hatte große Augen und lange dunkle Haare. Wenn man ihr Alter hätte erraten müssen, hätte man sie für unter dreißig gehalten, aber in Wirklichkeit war sieschon zweiundvierzig. Die Frau sah sich verwirrt auf dem leeren Platz um. Die Kunden im Konsum starrten zu den Fenstern hinaus.
    Eine Kundin, die an der Kasse stand und ihren Einkauf bezahlte, schnaubte verächtlich: »Sagt, was ihr wollt, ganz normal ist die nicht.« Sie beugte sich zur Kassiererin vor und flüsterte für alle hörbar: »Eine Lesbe.«
    Die Kassiererin gab das Wechselgeld heraus und sagte: »Sie kann sein, was sie will, Hauptsache, sie kauft bei uns ein. Wahrscheinlich ist es sowieso bloß ein Gerücht, boshaftes Gerede.«
    Die Frau nahm ihr Wechselgeld und steckte es sorgfältig in den Geldbeutel.
    »Wenn ich du wäre, wär’s mir lieber, sie würde drüben bei ICA einkaufen. Ist doch offensichtlich, wie die Dinge liegen. Warum sonst würde eine

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