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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich herausgehackt, ich wollte nicht, dass sie dort liegen bleibt. Dann hab ich sie hier hinterm Hof verbrannt.«
    »Was? Du hast den Hund verbrannt?«
    »Der Boden war gefroren, und der Frost bleibt hier bis Anfang Juni.«
    »Frost?«
    »Ja, der Boden ist hart gefroren. Da kann man weder graben noch begraben.«
    »Du hast den Hund wirklich verbrannt?«
    »Findest du das schlimm?«
    »Nein, bloß … Ich weiß nicht. Du verheizt Bücher, und du verbrennst Hunde.«
    Lena lachte.
    »Wenn du die Zimtschnecken aufgegessen hast, kannst du was für mich erledigen.«
    Mik nickte mit vollem Mund. Lena legte eine rote und eine blaue Schachtel auf den Tisch. Die Schachteln hatten kleine Fächer mit durchsichtigen Deckeln, auf denen Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So stand. Sie erinnerten an die Schachteln, die es für die Plastikfischchen zum Angeln gab. In jedem Fach lagen Tabletten, die Buchstaben bezeichneten Wochentage.
    »Das sind Bengts und Bertils Dosierschachteln, damit sie ihre Medikamente richtig einnehmen. Bringst du sie zu ihnen runter? Dann kann ich fertig backen.«
    »Ja.«
    »Nimm für jeden eine Tüte mit Zimtschnecken mit. Bengt wohnt in dem linken Haus und kriegt die blaue Schachtel. Bertil im rechten Haus kriegt die rote. Du kannst einfach reingehen, brauchst nicht anzuklopfen.«
     
    Mik zögerte, als er auf Bengts Haustreppe stand. Einfach reingehen, ohne zu läuten? Das kam ihm komisch vor. Konnte man so was machen? War doch fast ein Einbruch. Er sah sich um. Der Schneehaufen neben der Tür war gelb von gefrorener Pisse. In den würde er nicht reinfallen wollen. Er musste klingeln, klar. Man konnte nicht einfach so reinmarschieren. Die Leute konnten ja nackt sein oder schlafen. Zu Hause in Solna rief man vorher an und fragte, ob es okay war, dass man kam. Dann ging man hin und klingelte an der Tür. Und derjenige, der aufmachte, hatte Zeit gehabt, aufzuräumen und leere Flaschen zu verstecken. Mik tastete den Türrahmen ab. Nirgends eine Klingel. Er klopfte an. Zuerst ganz leicht. Niemand machte auf. Dann etwas kräftiger. Totale Stille. Dann klopfte er fest und energisch und hörte eine dumpfe Stimme:»Wer klopft denn da? Idiot! Komm doch rein.«
    Bengt saß in einer verlotterten Küche am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel. Tunkte einen Zwieback in Kaffee und murmelte, ohne den Kopf zu heben und den Besucher anzusehen: »Papyrusboot, zwei Buchstaben?«
    »Ra«, sagte Mik.
    Bengt schaute über den Rand seiner Brille.
    »Ra?«
    Er senkte den Blick auf das Kreuzworträtsel und schrieb.
    »Stimmt, hol’s der Henker! Seit einer Stunde sitz ich hier und zerbrech mir über dieses veflixte Papyrusboot den Kopf. Ra, dann klappt das auch senkrecht. Propst heißt das hier.«
    In Bengts Küche roch es muffig und leicht säuerlich. Auf der Spüle lagen drei Hechte und stierten mit starren Augen an die Decke. An der Wand tickte eine Uhr mit goldenem Pendel, unter der Uhr hing ein Wandbehang mit Elchen.
    »Ich bringe Zimtschnecken von Lena und Tabletten.«
    »Stell’s auf die Spüle!«
    Mik stellte die Tüte neben die Hechte.
    »Große Fische«, sagte er.
    »Quatsch, Kroppzeug.«
    »Wiedersehn!«
    »Wiedersehn«, sagte Bengt, ohne von seinem Kreuzworträtsel aufzuschauen. »Gehst du jetzt zu Bertil?«
    »Ja.«
    »Hör bloß nicht auf den Irren.«
    »Verkauft er seine Hechte an den ICA-Markt?«
    »Ja.«
    »Und Sie an den Konsum?«
    »Ja. Aber er angelt ohne Angelschein, der Lump.«
     
    Auch bei Bertil gab es keine Klingel. Mik überlegte. Sollte er einfach reingehen? Sollte er anklopfen? Unschlüssig blieb er auf der Treppe stehen. Konnte er die Tüte mit den Schnecken und die Tabletten einfach auf der Treppe abstellen? Nein, das wäre nicht gut. Er hob die Hand, und die Tür ging auf. Vor ihm stand Bertil. Er sah aus wie Bengt, nur etwas magerer. Buschige Augenbrauen und dicke Nase.
    »Du brauchst nicht anzuklopfen. Komm einfach rein.«
    »Ich hab nicht angeklopft. Hab’s bloß vorgehabt.«
    »Das hat vielleicht gereicht.«
    Mik folgte Bertil in die Küche. Dort war es adrett und ordentlich und roch trotzdem sauer. Das Geschirr war gespült. Sonst sah es genau gleich aus wie bei Bengt. Die Wanduhr hing am gleichen Platz. Teppiche, Stühle, Tisch und Küchenbank, alles genau gleich. Nur dass hier alles irgendwie farbiger war. Unter der Uhr hing ein Wandbehang mit Elchen drauf.
    »Alles dreht sich um die Synchronizität«, sagte Bertil.
    »Was ist das?«
    Bengt starrte ihn an.
    »Das ist ein tiefer liegender

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