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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zusammenhang, der uns noch nicht bekannt ist. Es gibt andere Zusammenhänge als die, die auf Ursache und Wirkung bauen. Es geht darum, dass die Zeit und der Raum zweckmäßig miteinander verbunden sind.«
    Mik kapierte nicht, was der Alte sagte. Aber bestimmt war es besser zuzustimmen. Er nickte und sagte: »Ich hab die Tüte auf den Tisch gelegt.«
    »Es gibt Kreuzpunkte, wo eine Menge Faktoren so zusammenkommen, dass etwas Neues entsteht. Der eine Zeitpunkt ist ganz verkehrt, ein anderer ganz richtig. Wir haben mit formenden Faktoren Kontakt, die jenseits unserer Einteilung von Zeit, Raum und Materie existieren.«
    »Genau«, sagte Mik. »Die Zimtschnecken liegen auf dem Tisch.«
    »Zimtschnecken, wie schön. Dann stell ich jetzt den Kaffee auf. Willst du auch welchen?«
    »Nein, ich muss noch Hausaufgaben machen. Wiedersehn!«
     
    Auf dem Heimweg überlegte Mik, ob er es richtig gemacht hatte. Hatte Bengt die blaue Schachtel bekommen und Bertil die rote? Oder hatte er es falsch gemacht? Vielleicht hatte Bengt die rote bekommen und Bertil die blaue. Er wusste es nicht. Spielte das eine Rolle? Und wenn Bengt jetzt eine Pille nahm, die nur Bertil vertrug, und Bertil vielleicht von Bengts Pille krank wurde, oder …
    Nein, sie haben die richtigen Schachteln bekommen, dachte Mik. Eine so einfache Sache musste er doch schaffen. Zwei Schachteln in unterschiedlichen Farben. Und wenn es jetzt doch falsch war, macht das dann einen Unterschied? Alle Tabletten in den Fächern sahen doch gleich aus.
     
    Die Matheaufgaben waren nicht schlimm. Er saß in seinem Zimmer und versuchte zu rechnen, dachte aber vor allem an Pi.
    »Du bist witzig«, hatte sie gesagt.
    Es gefiel ihm, dass sie das gesagt hatte. Es gefiel ihm, dass sie ihn so sah.
    Er musste die Matheaufgaben machen, weil die Lehrerin feststellen wollte, was er konnte und wie weit er gekommen war. Idiotische Textaufgaben über Lisa, die viereinhalb Kilo Käse kaufte, und über Claes, der an seinem Geburtstag allen Gästen Saft einschenkte: Wie viel Saft bekam dann jeder in sein Glas? Mik löste die meisten Aufgaben, obwohl es ihm schwerfiel,sich zu konzentrieren. Er spähte zum Fenster hinaus, um zu sehen, ob die Gebrüder Selström ihre Nachttöpfe ausleeren würden. Noch hatten sie es nicht getan. Und wenn sie jetzt tot in ihren Häusern lagen? Vielleicht hatte er die Schachteln doch verwechselt? Er versuchte sich zu erinnern und sich die Farbe der Schachtel, die er bei Bengt neben die Hechte gelegt hatte, vorzustellen. Zuerst sah er sie blau vor sich, danach grün und dann rot. Er wusste nicht mehr, welche er wem hatte geben sollen.
    Bald müssten sie rauskommen und die Nachttöpfe ausleeren.
    Vielleicht waren sie tot. Tablettenvergiftung.
    Mik versuchte zu rechnen, sah aber nur, wie die beiden Alten Tablette um Tablette in sich hineinstopften. Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So.
    Die nächste Textaufgabe hieß: Sven hat einen vollen Tank in seinem roten Auto. Der Tank fasst 62 Liter Benzin. Er fährt so lange, bis ihm das Benzin ausgeht. Wie weit ist er dann gekommen? Das Auto verbraucht 0,76 Liter pro zehn Kilometer.
    Und wenn sie jetzt in ihren Betten lagen, Blut pissten und sich in Todeskrämpfen wanden? Der Pillenmörder hatte das Dorf heimgesucht. Er versuchte still zu sitzen und eine Aufgabe nach der anderen zu lösen. Stina kauft Erdbeeren. Wenn ein Kilo 24 Kronen kostet, wie viel kosten dann siebenhundert Gramm?
    Es kribbelte am ganzen Leib. Ihm war übel, er hätte sich am liebsten übergeben. Sein Magen verknotete sich, als würde jemand einen Eisbohrer darin herumdrehen. Er fühlte sich, als hätte er eine Tablettenvergiftung. Wie sollten die Brüder ihre Nachttöpfe ausleeren können, wenn sie tot in ihren Häusern lagen?
    Mik fuhr so heftig hoch, dass der Stuhl umkippte, raste dieTreppe nach unten und an Lena vorbei, die in der Küche das Geschirr spülte.
    »Wohin willst du?«, rief sie, aber da war er bereits draußen.
     
    Er rannte, schlitterte den Weg hinunter und stürzte zu Bengt hinein, der verwirrt von seinem Kreuzworträtsel am Küchentisch aufsah.
    »Haben Sie irgendwelche Tabletten genommen? Ich glaub, Sie haben die von Bertil gekriegt. Ich glaub, Sie müssen sterben.«
    »Quatsch, die verdammten Pillen nehm ich sowieso nie. Die schmeiß ich weg. Weißt du ein Kriechtier mit elf Buchstaben? Fängt mit N und I an und dann, eins, zwei, drei, vier Buchstaben vor dem Ende, ein O.«
    »Nilkrokodil.«
    »Gut. Dann heißt es hier senkrecht Kryptogramm.

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