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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht weichen. Niemals. Aber diese Augen. Die hatten was an sich. Er spürte ein Ziehen im Bauch. Und das dritte Auge, das sah einfach durch ihn durch. War das Hypnose, oder hatte er Fieber? Tatsächlich, er zitterte. Vielleicht hatte er sich erkältet, als er so lange auf Lena gewartet hatte. Oder war es was ganz anderes? Eine Krankheit, die es nur hier oben in den Wäldern gab und die bei allen Neuankömmlingen zum Ausbruch kam? Oder war Pi selbst die Ursache für seinen Zustand?
    Pi beugte sich rasch zu seiner Schulter herunter und sog sein Ohrläppchen in den Mund. Plötzlich schoss ihm ein kräftiger Blitz durch den ganzen Körper bis in die Beine und gleich wieder zurück ins Gehirn. Er hörte auf zu atmen.
    »Der wird ganz rot!«, rief Filip.
    Miks Herz raste.
    Pi ließ das Ohrläppchen los und sah ihn an.
    »Er atmet nicht.«
    »Jetzt wird er blau.«
    Mik fiel um.
     
    Er war weit weg in einer anderen Welt. Er lag in einem warmen Meer, wurde weich von den Wellen geschaukelt. Ein paar Fische kamen und beguckten ihn. Rote und blaue, manche gestreift mit spitzem Maul. Andere mit weichen, runden Lippen. Er sank tiefer und sah den Himmel über sich, und die Sonne ließ einen goldenen Vorhang durchs Wasser fallen.
     
    Mik wachte auf, Pis Gesicht befand sich dicht über ihm. Sie blies ihm Luft in den Mund, die nach Erdbeerkaugummi schmeckte. Er lag ganz still, hielt die Augen geschlossen und hörte Oskar sagen: »Ist er tot?«
    »Atme, bitte, bitte!«, sagte Pi, füllte die Lungen mit Luft und blies in seinen Mund.
    Er fühlte ihre Zunge und berührte sie mit seiner eigenen. Pi fuhr zurück.
    »Er lebt.«
    Mik schlug die Augen auf. Es läutete, die Pause war zu Ende.
DER PILLENMÖRDER
    Mik lief über die Brücke, seine Schritte fühlten sich unglaublich leicht an, und er selbst fühlte sich auch ganz und gar leicht. Wie mit Sauerstoff angefüllt. Irgendwie hatte sich etwas in ihm gelöst. Er hing übers Geländer und spuckte ins Wasser. Kickte ein paar Schneefladen hinunter, die mit der Strömung davonsegelten, dann lief er weiter.
    »Rrr-wau!«
    Mik bremste jäh und schlitterte noch ein Stück weiter.
    Der Hund mit dem Hirnschaden saß da und wartete auf ihn.Glotzte mit kalten hellblauen Augen. Aus dem Maul kam Gekläff, in der Kehle gurgelte es.
    »Verreck!«, sagte Mik und rannte los.
    Die Laufleine sauste laut. Der Hund holte ihn ein. Direkt hinter ihm schnappte er zu.
    TSCHÄNG!
    Der Hund überschlug sich und landete auf dem Rücken.
    Miks Thermohose hatte ein Loch. Der Hund trottete davon. Mik schmiss einen Eisbrocken hinter ihm her, traf ihn aber nicht. Der Hund knurrte, ohne ihn anzusehen.
    Der alte Gustavsson kam auf die Haustreppe heraus und schrie: »Was machst du da? Ärgerst du den Hund?«
    »Ich hasse Hunde!«, schrie Mik und lief davon.
    » Ich hasse Kinder!«
     
    Lena backte Zimtschnecken. Das ganze Haus duftete danach. Sie gab ihm einen gefüllten Teller. Er futterte drauflos.
    »Ich kann nicht besonders gut backen«, sagte Lena. »Hab’s seit Ewigkeiten nicht mehr getan …«
    »Du backst ganz prima.«
    »Wie war’s in der Schule?«
    Mik kaute ein Stück Zimtschnecke und schluckte. Biss wieder ein Stück ab.
    »Ich war witzig. Schau mal, ich hab eine Sperbereule gezeichnet.«
    Er zeigte ihr seine Zeichnung. Lena bewunderte sie und pinnte sie neben dem Foto eines Hundes an die Wand.
    »Ist das Gustavssons Hund?«
    »Nein.«
    Mik sah sich das Foto näher an. Der Hund darauf sah genauso aus wie Gustavssons doofer Köter.
    »Das ist Decca. Mein Hund.«
    »War der genauso bösartig wie der von Gustavsson?«
    »Nein. Lieb, aber dusslig. Ein dussliges Hundemädchen. Sie ist oft hinter unsichtbaren Sachen hergejagt. Mit lautem Gebell einfach drauflos. Ich glaube, sie hatte den Kopf voller Gespenster. Aber manchmal bildete ich mir ein, dass Decca tatsächlich Dinge sah, die sonst niemand sehen konnte. Ja, und eines Tages ist sie draußen auf dem Selet hinter irgendwas hergejagt.«
    Lena schüttelte den Kopf.
    »Ich konnte sie nicht aufhalten. Mitten auf dem Eis ist sie eingebrochen, und die Strömung hat sie dann mitgerissen. Später im Winter hab ich sie gefunden, weit unten im Fluss. Sie lag unterm Eis, festgefroren. Die Schule hatte einen dieser Schlittschuhtage, und ich war dabei und half beim Würstchengrillen und so. Hab selbst auch eine Runde gedreht, und da lag Decca dann plötzlich unterm blanken Eis, wunderschön und ganz so, als würde sie noch leben. Es war schrecklich. Bengt hat sie für

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