Ihr Kriegt Mich Nicht!
Oskar. »Er ist ein Komiker.«
Filip starrte Mik mit saurer Miene an. Mik hatte den Mund voller Gummibananen und begriff gar nichts.
Die stillgelegte Möbelfabrik war ein großer Backsteinbau am Ufer des Flusses. Die Fenster waren mit Brettern zugenagelt. Oskar und Filip öffneten eine Blechklappe am Schornstein der Fabrik. Pi packte Mik, drehte ihn zu sich um, packte ihn an beiden Ohren und blickte ihm tief in die Augen.
»Versprichst du, nichts zu sagen, auf Ehre und Gewissen?«
»Ja«, sagte Mik.
»Auf Ehre und Gewissen.«
»Ich verspreche es auf Ehre und Gewissen.«
»Gut.«
» Was sag ich eigentlich nicht?«
Sie krochen durch die Klappe und durch ein enges Rohr, dann befanden sie sich in der Fabrik. Pi machte das Licht an. Leuchtröhren summten blinkend unter der Decke. Überall standen Tischlermaschinen: Hobel, Bohrer und Sägen. Der Fußboden war von Hobelspänen bedeckt. Auf einem Tisch stand eine Kaffeetasse mit eingetrocknetem Kaffee neben einer aufgeschlagenen Zeitung. Es sah aus, als wären die Arbeiter nur zur Pause hinausgegangen, um gleich wieder zurückzukommen.
»Mein Vater hat hier gearbeitet«, sagte Oskar. »Aber in China machen sie jetzt billigere Möbel.«
Mik stieg ein starker, herber Geruch in die Nase. Die ganze Fabrik roch nach Katzenpisse. Auf einem Regal saß eine Katze, die sich putzte. Weiter weg auf einer Hobelbank lag eine weitere Katze und schlief, eine dicke, weiße. Plötzlich strichen zwei um seine Beine. Überall Katzen. Das hier war eine Katzenfabrik.
»Das ist unsere Geschäftsidee«, sagte Pi und hob die dicke weiße Katze hoch. »Wir sorgen für die Katzen, bis der Finderlohn passt.«
»Geschäftsidee?«, fragte Mik.
»Ja, ist doch logisch, oder?«, sagte Filip. »Die Katzen hier sind entlaufen. Die Besitzer wollen sie wiederhaben, aber das kostet.«
»Klar«, sagte Mik.
»Hier geht’s ihnen gut«, sagte Pi. »Die Heizung ist an, damit die Tischlermaschinen nicht hops gehen.«
»Irgendwann werden die dann nach China geschickt«, erklärte Oskar.
»Und jeden Tag kriegen sie gekochten Fisch«, sagte Pi. »Synchron-Bertil gibt uns seine Mickerhechte.«
Oskar lockte Gretas grau gestreifte Katze mit den weißen Pfoten zu sich her, streichelte sie und sagte: »Du bist lang genug entlaufen gewesen. Deiner Besitzerin bist du dreihundert Kronen wert. Du bist ein echter Hauptgewinn!«
Pi deutete auf eine andere Katze, einen grauen, zottigen Kater.
»Der hier heißt Nisse, er ist schon lange hier. Nisse ist kein gutes Geschäft. Er gehört Krähen-Lars, und der hat noch nicht mal einen Zettel ausgehängt. Bevor die Katze verschwindet, muss man unbedingt wissen, wem sie gehört. Familien mit kleinen Kindern und ältere Tanten sind am besten. Alte Knacker kannst du total vergessen. Denen sind ihre Katzen egal. Solchen Leuten sollte es verboten sein, Katzen zu haben.«
Mik hob eine pechschwarze Katze mit gelben Augen hoch.
»Die da hätten wir überhaupt nie nehmen sollen«, sagte Filip.
»Warum nicht?«
»Weil sie Maria gehört, und die ist …«
Filip verstummte. Niemand sagte etwas. Mik sah die anderen fragend an.
»Was ist mit Maria? Wer ist das?«
»Niemand«, sagte Pi.
Die schwarze Katze schnurrte.
Greta wohnte in einem gelben Haus, einen Steinwurf von der Kirche entfernt. Pi trug die Katze. Sie blieben auf der Straße stehen und schauten zu dem Haus hinüber. Filip und Oskar begannen über die Vorgehensweise zu diskutieren. Wie, wo und wann sie die Katze gefunden hätten.
»Im Wald«, sagte Filip.
»Nicht so gut«, sagte Pi.
»In einer Fuchsfalle im Wald«, schlug Oskar vor.
»Schon besser«, sagte Pi. »Aber auch nicht richtig gut. Zu kompliziert.«
»Auf einem Baum«, sagte Mik. »Sie hat hoch oben auf einem Baum gesessen und konnte nicht mehr runter. Hat gemaunzt und geschrien.«
»Was?«, sagte Oskar. »Soll sie etwa zwei Wochen oben in einem Baum gehockt haben?«
»Keine Ahnung, wann sie da raufgeklettert ist«, sagte Mik.
»Das ist gut«, sagte Pi. »Auf einem Baum. Wir können ja nicht wissen, was sie vorher gemacht hat. Vielleicht ist sie vor ein paar Stunden erst raufgeklettert.«
»Ja, aber wo war sie vorher?«, fragte Filip.
»Woher sollen wir das wissen?«, sagte Pi. »Wir haben sie doch gerade erst gefunden, und mehr haben wir nicht zu sagen. Das wird sonst bloß kompliziert.«
Greta, eine dicke alte Frau mit leuchtend roten Backen, freute sich so sehr darüber, ihre Katze wiederzusehen, dass ihr die Tränen
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