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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn ich türkische, albanische und was weiß ich für einen Scheiß mitzähle.«
    »Das sind viele«, sagte Mik.
    »Aber ich guck mir meistens Videos an. Doris Day, da in dem Regal hab ich alle ihre Filme auf Video.«
    »Doris wer ?«
    »An irgendeinem Abend können wir uns einen angucken«, sagte Bengt und stellte eine Schüssel mit Nüssen auf den Tisch. » April in Paris ist der beste. Was für ein Weib!«
    Es wurde drei Uhr, und Ahörnchen und Behörnchen ärgerten Pluto, und Donald Duck regte sich im Dschungel auf.
    »Dieses verrückte Federvieh ist lustig«, bemerkte Bengt.
    Aber Ferdinand den Stier mochte er nicht.
    »Irgendjemand müsste die Korkeiche da mal umsägen.«
    Der Stier roch an den Blumen.
    »Der ist doch schwul.«
    Aber einen der Pikadores fand Bengt komisch. Er erinnerte ihn an Bertil.
    Dann stimmte Balu sein Lied an.
    »Das hier ist das Beste«, sagte Bengt und sang ein paar Zeilen mit, bis er den Text nicht mehr konnte.
    Bengt war in Ordnung, dachte Mik. Bengt war einfach so, wie er war. Nichts anderes versteckte sich dahinter. Nichts, was plötzlich hervorspringen und einem Angst machen konnte. Wenn Bengt sagte, dass er wie ein Hecht dachte, meinte er damit, dass er immer wusste, wo, wann und wie sie gefangen werden mussten. Aber eigentlich dachte er wohl mehr so wie Balu, der dusslige Dschungelbär, an den er ziemlich stark erinnerte.
    Aus der Super-Triton-Bildröhre kam Weihnachten herausgeflimmert.
    Robin Hood stahl das Geld des Königs. Als Susi und Strolch lief, musste Mik plötzlich an Pi denken. Und er verstand sehr gut, warum.
    »Siehst du den Stern dort am Himmelszeeeelt, wünsche dir alles, was dir gefäääällt.«
    Das Wachs lief an der Kerze herunter. Und dann war Weihnachten vorbei.
    »Geh jetzt nach Hause und warte auf den Weihnachtsmann«, sagte Bengt und schaltete den Fernseher aus. »Ich muss noch ein schwieriges Kreuzworträtsel knacken.«
    Er erhob sich steif aus dem Sessel und hustete heftig. Er räusperte sich und sagte: »Morgen früh gehen wir angeln. Du wirst wieder den größen Hecht rausholen.«
    »Ich glaub nicht an den Weihnachtsmann, und wünschen tu ich mir auch nichts.«
    »Du wünschst dir nichts? Was? Jeder wünscht sich doch einen Haufen Blödsinn. Letzten Endes läuft alles darauf hinaus, die Erde für einen Haufen buntes Plastikspielzeug auszuplündern. Das ist der Sinn des Lebens. Und da kommst du daher und wünschst dir gar nichts? Wie soll das denn gehen? Wenn das Schule macht, stoppt noch die ganze Maschinerie. Die Börsen stürzen ab, Leute werden arbeitslos, es wird Selbstmorde geben und eine Weltwirtschaftskrise.«
    »Ich will trotzdem nichts.«
    Bengt lachte.
    »Bist du Kommunist?«
     
    Draußen war es dunkel, die Sterne funkelten am Himmel. Kein Wind, kein Laut. In allen Häusern leuchtete es. Lämpchen glitzerten in den Gartenbäumen, an den Hausdächern liefen blinkende Lichtergirlanden entlang. Vor den Häusern standen leuchtende Weihnachtsmänner und lichtpumpende Frohe-Weihnachten-Schilder. Das ganze Dorf sprühte wie ein Feuerwerk in der winterlichen Dunkelheit. Und drüben am anderen Ufer des Flusses begann der Wald. In dieser Nacht würde kein einziger Troll sich ins Dorf herunterwagen. Mik sang: »Siehst du den STEEERN dort am HimmelsZEEEEEEELT.«
    Er schrie: »Siehst du den STEEERN dort am Hemmels-ZIIIIILT.«
    Er brüllte: »Siehst du den HinTEEERN dort am HummelsZÖÖÖÖÖÖÖLT.«
    Gustavssons Hund begann zu bellen, Synchron-Bertil öffnete seine Tür und trat auf die Treppe heraus.
    »Es ist Weihnachten«, sagte er.
    »Ja«, sagte Mik.
    »Magst du einen Kaffee?«
    »Nein danke.«
    »Na, dann frohe Weihnachten!«, sagte Bertil.
    »Ebenfalls frohe Weihnachten!«
     
    Mik und Lena zündeten Kerzen an, aßen Pizza und warteten nicht auf den Weihnachtsmann. Sie verheizten Bücher und spielten Stern von Afrika .
    »Diesen Tag heiligen wir, indem wir mit guter Literatur heizen«, sagte Lena und legte einen Stoß Bücher in den Kachelofen. »August Strindberg, Vilhelm Moberg und hier ein Josef Conrad, aber in schlechter Übersetzung. Ich glaube, zum Glühwein nehmen wir dann ein wenig Hemingway. Der hat eine trockene Sprache und brennt gut.«
    »Glühwein?«
    »Aber alkoholfrei, du kriegst auch was davon.«
    »Nein.«
    Lena sah ihn an. Der Tisch war voller Kerzen, deren Licht in ihren Augen glitzerte. Es war ruhig und schön, alles war gut. Nichts würde passieren. Nichts konnte passieren. Lena beugte sich über den Tisch und fuhr ihm

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