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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Das passt schon in der Küche.«
    Und damit folgte sie der dunkelhaarigen Frau durch die Tür ins Haus. Der Mann holte sein Hemd, das an einem Apfelbaum hing. Oder vielleicht auch an einem Birnbaum.
    Der Junge klappte das Luftgewehr auf, lud es, zielte in eine Baumkrone und schoss. Ein Vogel flatterte auf und und fiel auf die Erde, zuckte kurz mit den Flügeln und wurde dann ganz still.
    »Guter Schuss, Niklas«, sagte der Mann und knöpfte sein Hemd zu.
    Der Junge musterte den Vogel, hielt ihn an der einen Kralle hoch. Der Vogel war ziemlich groß. Die Flügel hingen ausgestreckt, und vom Auge tropfte Blut über den Schnabel.
    »Eine Wacholderdrossel.«
    »Die ist tot«, sagte Mik.
    »Klar ist sie das, ich hab sie ja abgeknallt.«
    »Und warum?«
    »Warum nicht?«
    »Streitet euch nicht«, sagte der Mann. »Die fressen später im Sommer die Kirschen und kacken alles voll.«
    Auf dem Küchentisch stand ein Riesenteller voller Rosinenschnecken.
    »Bitte, greift zu!«
    Mik zögerte.
    »Nimm dir ein paar.«
    Mik zögerte.
    »Na, lang doch zu!«, sagte die Papageienfrau. »Sei nicht so schüchtern.«
    Er nahm eine Schnecke.
    »Wir sollten uns vielleicht vorstellen«, sagte die dunkelhaarige Frau mit dem Kuchenteller. »Ich heiße Eva, und das hier ist unser Sohn Niklas.«
    »Und ich bin Niklas’ Vater und heiße Rikard. Wir haben Pferde und Hunde und zwei Ziegen.«
    Mik bekam ein Glas Saft und nahm sich noch eine Schnecke. Die Tür flog auf, ein Mädchen kam herein und setzte sich an den Küchentisch.
    »Das hier ist Louise, unsere Sechzehnjährige, die …«
    »Hör auf!«, sagte Louise.
    Das Mädchen nahm eine Schnecke und warf Mik einen finsteren Blick zu. Sie war blond und hatte kristallklare blaue Augen.
    Mik hörte auf zu kauen. Sie war so schön, oder hübsch, nein, nicht hübsch, was anderes. Sie sah so fantastisch aus, dass es sich nicht beschreiben ließ, so fantastisch, dass man es sofort wieder vergaß, wenn man wegschaute oder die Augen schloss. Dafür reichte das Gedächtnis irgendwie nicht.
    »Was gibt’s da zu glotzen?«
    Sie trug eine dünne helle Bluse, und ihre Brustwarzen zeichneten sich gegen den Stoff ab. Mik wurde es schwindlig, er bekam Angst, senkte den Blick auf seine Rosinenschnecke und begriff überhaupt nichts.
    »Das hier ist Mik«, sagte die Papageienfrau und tätschelte Mik den Kopf. »Er wird hier bei euch wohnen.«
    »Aha«, sagte Louise. »Hauptsache, ich brauch ihn nicht zu sehen.«
    Sie nahm zwei Schnecken, stand auf und verließ den Tisch.
    Die Mutter mit Namen Eva wackelte komisch mit dem Kopf und schnitt ein Gesicht.
    »Hormone. Noch etwas Kaffee?«
    »Ja, gern«, sagte die Papageienfrau. »Schön habt ihr’s hier. Eigentlich sollte man so leben, so wohnen. Und nicht in einer Wohnung in der Stadt.«
    »Ja, aber alles hat seinen Preis«, sagte der Vater, der Rikard hieß. »Manchmal wird einem auch das hier zu viel.«
    »Was meinst du damit?«, fragte seine Frau.
    »Was ich damit meine? Ach, gar nichts.«
    Die Papageienfrau redete mit Eva und Rikard über amtliche Dinge, ging mit ihnen Papiere durch und schlürfte dabei Kaffee.
    »So, jetzt aber«, sagte sie schließlich. »Ich muss los, sonst komm ich nicht rechtzeitig vor Büroschluss nach Solna zurück. Überstunden sind bei uns unerwünscht.«
    Sie stand auf.
    »Ich bedanke mich erst mal und hoffe, dass alles klappt. Sonst müssen wir die Sache eben gemeinsam angehen.«
    »Kein Problem«, sagte Rikard und streckte ihr seine Riesenhand hin.
    An der Tür blieb die Papageienfrau stehen und drehte sich um.
    »Ach ja, hast du noch was auf dem Herzen, Mik? Irgendwelche Probleme? Oder ist alles okay?«
    »Okay«, sagte er.
    Sie lächelte.
    »Das hier wird gut«, sagte sie. »Wirst schon sehen.«
    Vom Hof aus winkte sie in Richtung Küchenfenster, stieg ins Auto, ließ den Motor an und fuhr davon.
    Mik streckte die Hand nach einer Schnecke aus.
    »Nein«, sagte Eva. »Jetzt ist erst mal Schluss.«
    Damit stellte sie den Teller mit den Rosinenschnecken weg.
     
    Das, was sein Zimmer werden sollte, lag im Keller. Schmale kleine Fensteröffnungen direkt unter der Decke. Die Wände mit einer Waldtapete tapeziert. Tannen, unendliche Reihen von Tannen.
    »Was hast du da?«, fragte Eva und deutete mit einem Kopfnicken auf seinen Arm.
    Mik sah auf sein Kissen hinab.
    »Mein Kissen.«
    »Ein Trostkissen oder …« Eva nahm das Kissen und fuhr fort: »So was haben bloß kleine Kinder, stimmt’s? Ich nehm das mal an mich.«
    Sie ging mit den

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