Ihr Kriegt Mich Nicht!
Worten: »Mach’s dir erst mal gemütlich.«
Mik öffnete seine Tasche. Er hatte drei Hosen dabei, zwei Pullis,vier Paar Socken, fünf Unterhosen, fünf T-Shirts, einen Gürtel, Zahnbürste, Zahncreme, sein Handy, das Messer und die Wohnungsschlüssel. Das Messer steckte er sich in den Gürtel. Die Hausschlüssel versteckte er unter den Pullis. Aber dann überlegte er es sich anders und steckte sie in die Tasche. Er bezog sein Bett mit der Bettwäsche, die bereitlag, und als er damit fertig war, hockte er sich auf die Bettkante und starrte in den Wald auf der Tapete. Er hatte das starke Gefühl, dass ihn hier niemand witzig finden würde.
Rikard und Niklas kamen ins Zimmer.
»Aha, hier steckst du«, sagte Rikard. »Ein eigenes Zimmer und alles, na, das ist doch prima. Also, ein paar Sachen musst du wissen. Hier auf dem Hof müssen wir alle mitarbeiten. Da darf sich keiner drücken, denn dann klappt das alles nicht. Außerdem haben wir ein paar Regeln, aber die kann Niklas dir sagen. Wir haben vierzehn eigene Hunde und fünf, die als Pensionsgäste hier sind. Das bedeutet viel Arbeit, und wenn du Niklas mit den Hunden hilfst, ist das natürlich toll. Ihr füttert sie, und dann mistet ihr die Zwinger aus und sorgt dafür, dass es im Hundehaus sauber ist.«
»Hundekacke«, erklärte Niklas grinsend.
»Ihr könnt schon mal runtergehen und die Hunde begrüßen.«
EINGESPERRT MIT EINEM NACHTTOPF
Vor dem Hundehaus lagen ungefähr zehn Hundezwinger mit rostigen Gitterzäunen. Es sah aus wie ein Gefängnis. Roch nach Hundescheiße und Pisse. Hinter dem Gitter eines Zwingers knurrten zwei große dunkle Hunde und begannen dann zubellen. Andere Hunde strichen schweigend an den Gittern hin und her. Die meisten Zwinger schienen leer zu sein.
»Die Übrigen sind im Hundehaus«, sagte Niklas. »Tagsüber sind sie hier draußen, nachts holen wir sie rein. Jeder hat einen eigenen Zwinger, damit sie sich nicht gegenseitig zerfleischen. Wir haben fast bloß Riesenschnauzer.«
Riesenschnauzer. Mik schauderte. Niklas grinste.
»Die größten, wie die alten Jasack und Bass, wiegen über fünfzig Kilo und haben eine Schulterhöhe von über siebzig Zentimetern. Jasack und Bass können Qvint und Rip nicht ausstehen. Die dürfen niemals gleichzeitig ins Freie oder in denselben Zwinger gelassen werden. Dann bringen sie einander um. Nian und Narp können auch nicht zusammen sein. Hörst du zu?«
»Ja«, sagte Mik.
Er hörte zu und begriff, dass er in die Hölle gekommen war. Niklas fuhr fort: »Jasack ist der Älteste, der Größte, der King. Aber er ist alt, hat bloß noch vier Zähne und einen fürchterlichen Mundgeruch. Mein Vater ist der Einzige, den er leiden kann, nach allen anderen schnappt er.«
Niklas sah Mik herablassend an. Mik wusste, dass Niklas einer war, der zu den Plagegeistern gehörte. Die waren leicht zu erkennen: Wenn man zum Beispiel zeigen wollte, was für eine wunderschöne große Kröte man gefunden hatte, waren da immer welche, die sich dafür interessierten, wie die Unterseite war. Das war okay. Aber dann war da der eine, der wissen wollte, wie die Kröte nach einer Luftreise aus dem zehnten Stock aussah.
Mik war klar, dass er die Kröte war. Das Pflegekind und Niklas’ Kröte.
Und warum hatten die auch noch Hunde?
Als ob es hier nicht so schon beschissen genug wäre?
»Los, komm, dann bring ich dir den Hundejob bei«, sagte Niklas und öffnete die Tür zum Hundehaus.
Sie betraten einen großen Raum, an dessen Wänden blanke Bänke aus Stahl entlangliefen. In den Ecken standen aufgestapelte rostfreie Schüsseln. Außerdem gab es dort eine verdreckte Badewanne und einen Duschschlauch. An den Wänden hingen Leinen, Maulkörbe, Kämme und Sachen zum Bürsten. Zwei große blaue Plastiktonnen waren mit Hundefutter gefüllt. Der ganze Raum roch nach Hundefutter und muffigem Hundefell. Unterlegt wurde der Geruch von dem dumpfen Gestank nach Pisse und Scheiße. Am Ende des Raumes befand sich ein langer Gang, von dessen Seiten Käfigtüren abgingen.
»Das hier ist das Arbeitszimmer, wo das Futter zubereitet wird und die Hunde versorgt werden. Hier drin darf immer bloß ein Hund sein. In der anderen Abteilung sind die Käfige.«
Niklas redete andauernd davon, was man tun durfte und was nicht. Welches Futter manche bekamen und andere wiederum nicht. Mik sah die Maulkörbe an, die Leinen und die vielen, vielen glänzenden Ketten.
»Das sind Würgeleinen für die Großen, damit sie nicht einfach machen,
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