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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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wäre es ja so toll, den anderen voraus zu sein. Genau zu wissen, wie sich die Dinge entwickeln würden, und sicher zu sein, dass man vor Ort sein würde, wenn es losging.
    Während sie zusah, wie Kinder aus den Schultoren strömten, hatte Marcie Meyrick plötzlich einen Geistesblitz. Sie erzählte den Fotografen von ihrem Plan.
    »Wenn wir uns jetzt Fotos von jedem einzelnen Kind besorgen, dann haben wir einen Vorsprung, wenn eins davon gekidnappt wird! Los, besorgt euch Fotos, Namen, Alter, Adressen – alles! Ich scheiß drauf, rumzurennen und den Cops in den Arsch zu kriechen, nur damit die ein paar Infos und irgendein dämliches Bild von dem Balg rausrücken, vom Kindergeburtstag mit drei oder so!«
    Die Männer sahen sich an – interessiert, aber nervös.
    »Ist das legal?«, fragte einer.
    »Solange wir sie nicht auf dem Schulgelände ansprechen – wo ist das Problem?«, gab Marcie zurück. »Die haben doch das Recht, Nein zu sagen.«
    »Wo ist der Haken?«, erkundigte sich Rob Clarke stellvertretend für alle.
    »Es gibt keinen Haken.« Marcie zuckte die Achseln. »Ihr seid doch alle freischaffend. Je mehr Kids ihr abschießt, desto größer ist eure Chance, den Jackpot zu knacken. Ihr müsst mir nur versprechen, meinen Text zu verwenden, das ist alles. Das ist ein Pauschalgeschäft.«
    Binnen weniger Minuten machten sich alle fünf an Kinder heran, fotografierten sie, notierten sich Namen, Alter und Adressen. Die meisten Kinder fanden es toll, für die Zeitung fotografiert zu werden, und diejenigen, die ablehnten, waren im Allgemeinen Mädchen, die behaupteten, ihr Haar sähe fürchterlich aus und man solle sie morgen noch mal fragen.
    Marcie und Rob joggten hinter zwei Jungen her, die bereits die Straße hinaufschlenderten.
    Als sie sich umdrehten, sah Marcie, dass einer von ihnen Davey Lamb war. Shane lächelte fürs Foto und nannte Rob seinen Namen, doch Davey war misstrauischer.
    »Und wer sind Sie ?«, wollte er wissen.
    »Ich heiße Marcie. Du bist doch Davey Lamb, stimmt’s?«
    Er schwieg.
    »Wie geht es deiner Mum, Davey?«
    Der Junge schaute die Straße hinunter, zu seinem Haus, und sagte kein Wort.
    »Ich bete wirklich dafür, dass Steven wieder nach Hause kommt. Das tun wir alle. Das weißt du doch, oder?« Er fixierte sie mit einem starren Blick, unter dem jeder weniger australische Mensch dahingewelkt wäre.
    »Können wir schnell ein Foto von dir machen, Davey?« Sie lächelte. »Vielleicht eins von dir und Shane zusammen?«
    »Sie haben doch schon ein Foto von mir«, sagte er und ging davon.
    Reynolds ließ das Wasser auf seinen Kopf eindreschen.
    Eigentlich hätte er sich freuen sollen, doch er tat es nicht. Es war niemand mehr entführt worden. Das hätte ein Grund zur Erleichterung sein sollen, wenn nicht gar zum Feiern, doch alles, was Reynolds denken konnte, war: Warum hat er aufge hört?
    Unter der Dusche machte er sich immer Sorgen – sogar in einer so kleinen Duschkabine wie dieser hier. Früher waren die Sorgen untrennbar mit dem Anblick seiner ausgefallenen Haare verbunden gewesen, die in den Abfluss zwischen seinen Füßen hinabtrudelten, und sie waren zu einem Pawlow’schen Reflex geworden, auch wenn sein Haar jetzt festsaß. Sobald Wasser aus dem Duschkopf strömte, begann Reynolds, an sich und an den Menschen um ihn herum zweifeln. Begann sich zu fragen, warum er überhaupt Polizist geworden waren, zu überlegen, ob er seine Mutter öfter anrufen sollte, und über die Frage nachzusinnen, was die Zukunft denn für ihn bereithalten sollte, wenn er nicht in der Lage war, den Fall aufzuklären/sich eine Freundin zuzulegen/das heutige Kreuzworträtsel in der Times komplett zu lösen.
    Wie bei einem metaphysischen Klempner war keine Aufgabe zu gering, als dass Reynolds sich nicht darüber den Kopf zerbrochen hätte, sobald er unter das fließende Wasser trat.
    Er hatte Kate Gulliver angerufen, und sie hatten eine interessante Unterhaltung geführt, doch auch sie hatte keine Antwort auf diese Frage gehabt – jedenfalls keine, die er nicht bereits selbst mit einem wachsenden Gefühl der Hilflosigkeit im Kopf formuliert hatte.
    Der Rattenfänger (Großer Gott, jetzt nannte sogar er ihn so!) musste aus irgendeinem Grund aufgehört haben. Vielleicht war er tot. Vielleicht waren die Kinder tot. Vielleicht war er ja umgezogen, mit seiner liebenden Ehefrau und den zweiköpfigen Babys. Vielleicht hatte er einfach keinen Platz mehr, oder sein Auto war verreckt. Oder vielleicht hatte er

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