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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Christus entdeckt und schickte sich just in diesem Moment an, seine Gefangenen freizulassen und sich dabei auf göttliche Fügung zu berufen. Die Möglichkeiten waren Legion.
    Reynolds wusste nur, dass irgendetwas sich geändert hatte.
    Nicht zu wissen, was, war eine weitere bittere Pille, die es zu schlucken galt. Etwas in DI Reynolds hoffte fast auf eine weitere Entführung – auf irgendetwas, das zu seinem Wissensfundus beitragen und ihm eine Chance geben könnte, den Täter zu schnappen.
    Denn wenn der Rattenfänger endgültig aufgehört hatte, würden sie ihn niemals fassen.
    45
    Hunger war etwas Komisches. Manchmal schmerzte er wie eine Klinge in Jonas’ Eingeweiden – und damit sollte er sich ja auskennen. Dann wieder war er beinahe wunderbar.
    Wenn er wehtat, kamen die Schmerzen in langen Schüben, die ihn wie ein Tsunami überrollten, an den Stränden seiner Organe rissen und mahlten und ihn atemlos und ausgelaugt zurückließen. Wenn er wunderbar war, befreite er ihn aus der Enge seins Maschendrahtkerkers und beschleunigte jenen quälenden Prozess, der jeden Tag zum nächsten werden ließ.
    Sein Mund war abwechselnd trocken oder sabberte, seine Gedanken schreckten entweder vor der Vorstellung von Essen zurück oder handelten von Obst und Kartoffeln und – bizarrerweise – von Törtchen. Törtchen, die er im Fernsehen gesehen hatte, mit dickem, weichem, buntem Zuckerguss und mit Schokostreuseln oder kleinen Silberkugeln bestreut.
    Anstelle süßer Kuchen bekam er stinkende Fleischbrocken vorgesetzt. Jeden Tag sagte er dem Huntsman, dass er kein Fleisch essen könne, und jeden Tag wurde er ignoriert, also hatten die Kinder es übernommen, ihn am Leben zu erhalten. Maisie und Kylie hatten damit angefangen, und die anderen hatten sich ihnen rasch angeschlossen. Zweimal am Tag kamen sie mit Gras, Löwenzahn und Klee von der Wiese zurück. Die immer matschigeren Büschel schoben sie behutsam von Zwinger zu Zwinger durch die Gitter bis zu Steven, der sie in Jonas’ Käfig fallen ließ.
    Zuerst kam Jonas der Gedanke, solchen Dreck zu essen, lächerlich vor. Dann rief er sich ins Gedächtnis, dass er von einem Verrückten in einem Hundezwinger gefangen gehalten wurde – und Gras zu essen schien doch keine so aberwitzige Reaktion zu sein.
    Das Gras war bitter und schwer hinunterzuwürgen. Der Löwenzahn war eigenartig cremig und kitzelte wie gelbe Federn in der Kehle, während der Klee holzig war und einfach nur grün schmeckte. Einmal fand Kylie wilde Erdbeeren – jede so groß wie eine Erbse und so süß, dass danach alles von Neuem widerlich schmeckte, gerade als er sich daran gewöhnt hatte. Was seinen Hunger anging, bemerkte er keinen großen Unterschied, doch das Kauen tat gut, und er redete sich ein, dass die Gaben der Kinder doch bestimmt ein paar nennenswerte Kalorien enthielten, also war er dankbar.
    Ihm fiel auf, dass Steven Lamb ihm nie etwas von der Wiese mitbrachte. Er übernahm das gesammelte Grünzeug von Jess und schob es pflichtschuldig durch das Gitter, doch während Jonas sich stets bedankte, sagte Steven nie ein Wort.
    Jonas war verwirrt. Steven war immer ein freundlicher Junge gewesen. Hatte für ihn ein Auge auf Lucy gehabt, als ihre Krankheit fortgeschritten war. Jonas hatte ihm jeden Monat fünf Pfund dafür gegeben, doch er wusste, dass Steven es auch umsonst getan hätte, und er hatte viel mehr Zeit und Mühe investiert, als mit fünf Pfund abgegolten gewesen wären. Und Lucy hatte Steven sehr gern gemocht. Sie hatte nie etwas Schlechtes über ihn zu berichten gehabt. Jonas war immer gut mit ihm ausgekommen. Aber an jenem Abend, als er versucht hatte, mit ihm über das Geld zu reden, hatte Steven sich benommen, als hätte er etwas zu verbergen – oder als müsse er vor etwas Angst ha ben.
    Mit gefurchter Stirn betrachtete er Steven durch den Maschendraht und versuchte dahinterzukommen, womit er ihn verstört haben könnte.
    Jetzt, wo er kein Psycho-Patient mehr war, war der Jonas Holly wieder da, den Steven fürchtete und hasste.
    Aber eben auch nicht. Jedenfalls nicht ganz.
    Die Narben auf Jonas’ Bauch hatten Steven erschüttert. Narben konnten nicht lügen, ganz gleich, wie sehr er es sich wünschte. Er besaß einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und musste jetzt in Erwägung ziehen, dass er sich vielleicht geirrt hatte und dass Jonas Holly seine Frau vielleicht doch nicht umgebracht hatte, genauso wie er auch die Kinder nicht entführt hatte.
    Doch obgleich sein

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