Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
Vom Netzwerk:
Pony namens Taffy übers Moor galoppiert war. Sie hatten ihn gesehen, wenn er mit seinen Hunden unterwegs gewesen war, oder in prachtvollem Scharlachrot. Der Huntsman hatte sich vor Jonas an die Mütze getippt und ihn zum Parkplatz des Red Lion geführt, an dem Tag, als sie alle nach Pete und Jess gesucht hatten.
    Jonas schaute durch das Drahtgitter. Dort war Jess Took. Hinter ihr waren Kylie Martin und Maisie Cook und ganz am Ende der Reihe Pete Knox. Er hatte Fotos von ihnen im Bugle gesehen.
    Bob Coffin. In Jonas’ dürftiger Erinnerung war er ein viel jüngerer Mann, der Hunden, Pferden und Kindern mit demselben effizienten Vertrauen darauf begegnete, dass sie ihm gehorchen würden.
    Und dies hier waren die Hundezwinger des Jagdvereins Blacklands; allerdings gab es den Verein ja nicht mehr. Jonas hatte es nicht darauf angelegt, dass er abgeschafft wurde. Einige Leute aus der Gegend schon und sogar noch mehr Zugezogene. Die hatten etwas gegen die roten Röcke. Sie hatten ein Herz für die Füchse; sie konnten sich die Hühner leisten.
    Die Zwinger waren doch wenigstens ein Mal durchsucht worden – da war Jonas sich sicher.
    Wie haben wir sie übersehen können?
    »Ich esse kein Fleisch«, sagte er, als der zweite Brocken auf den Beton klatschte, doch der Mann beachtete ihn nicht, als mache die Strumpfmaske, die er trug, ihn nicht nur gesichtslos, sondern auch taub.
    »Der hört nicht zu«, sagte Steven Lamb vor sich hin. »Der redet nur.«
    Jonas stand auf und erschrak, als irgendetwas ihn wieder zu Boden zerrte. Er griff sich an den Hals und fühlte das Halsband.
    Steven sah, wie Jonas Holly das Halsband und die Kette befühlte, sah sein verdattertes Gesicht. Wie er aufgestanden war, als hätte er gedacht, das ginge einfach so.
    Es war, als wäre er gerade erst angekommen. Als kenne er sich nicht aus.
    »Hey«, sagte Steven. »Wie lange sind wir schon hier?«
    Jonas öffnete den Mund, um zu antworten, dann jedoch runzelte er die Stirn.
    »Fünfsechsneunelfzig Jahre!«, krähte Charlie hinter ihm.
    »Zehn Tage«, sagte Steven, und Jonas Holly starrte ihn völlig verwirrt an.
    44
    Seit einer Woche war kein Kind mehr entführt worden. Dann seit einer Woche und einem Tag. Seit einer Woche und zwei Tagen.
    Seit anderthalb Wochen.
    Das Exmoor hielt den Atem an.
    Sogar die Blitzlichter wirkten gedämpfter, und die Reporter schienen eher geneigt, ihre Wachposten vor den Häusern der Rattenfänger-Eltern zu verlassen, um von Neuem die Schau plätze der Entführungen aufzusuchen, die Pubs der Um gebung zu begutachten oder Bauern am Markttag über den Fluch des Exmoor auszufragen. Etliche wurden sogar abgezogen und bekamen Storys zugeteilt, die einen greifbareren Schluss hatten.
    Es war langweilig. Keine weiteren Entführungen bedeutete keine neuen Schlagzeilen.
    Marcie Meyrick sah das anders und blieb vor Ort, zusammen mit vier abgebrühten freischaffenden Fotografen, die vor der Schule in Shipcott Position bezogen hatten, wo auch Kinder aus mehreren umliegenden Dörfern unterrichtet wurden. Sie war ihr eigener Herr, und sie hatte es im Urin, dass die Rattenfänger-Story ihr vielleicht doch noch zu der Kreuzfahrt zu den Fjorden verhelfen würde, von der sie schon seit Jahren träumte.
    Also parkte sie jeden Morgen den einzigen Luxus, den sie sich gönnte – einen vier Jahre alten Subaru Impreza –, in der Nähe der Schule und blieb auf ihrem Posten.
    Dreimal am Tag sauste sie schnell in den Laden, um sich ein Stück Kuchen oder eine Flasche Wasser zu holen oder um zu pinkeln. Sie hatte Mr Jacoby mit Bitten und Schmeicheln dazu gebracht, sie die Toilette benutzen zu lassen, und sie sorgte dafür, dass er es immer mitbekam, wenn sie zum Dank ein Pfund in die Blindenhund-Sparbüchse steckte. Bis jetzt hielt sie mit ihrer Exklusiv-Story über Davey die Spitzenposition im Reporterrudel. Sie hatte nicht vor, im Red Lion beim Mittagessen herumzutrödeln und irgend so eine verwöhnte Spesen- Tussi aufholen zu lassen. So etwas konnte ganz schnell gehen, und plötzlich müsste sie wieder ganz von vorn anfangen. Das war schon vorgekommen. Nicht nur einmal, sondern oft, und jedes Mal wurde es schwerer.
    Zum ersten Mal fragte sich Marcie Meyrick, wann es enden würde. Nicht die Story, der Job. Immer gab es eine neue Tragödie, einen neuen Kinderschänder, einen neuen Hausbrand, einen neuen Pitbull, einen neuen Autounfall. Und immer strampelte und kämpfte sie, um als Erste dran zu sein. Ein Mal, nur ein einziges Mal, dachte Marcie,

Weitere Kostenlose Bücher