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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Verdacht nicht mehr so stark war, widerstrebte es Steven, sich ganz davon zu lösen. Ihn interessierte diese andere Person. Dieses schlotternde Häufchen kindische Furcht mit den zitternden Lippen und den nächtlichen Tränen, das den Zwinger neben ihm anscheinend so plötzlich und vollständig geräumt hatte wie ein Hund, der am Ende eines Familienurlaubs abgeholt wird. Der Jonas, den er jetzt vor sich sah, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit jenem erbärmlichen anderen und schien auch überhaupt keine Erinnerung an seine bisherige Gefangenschaft zu haben. Er stellte blöde Fragen; er erwartete, auf die Wiese hinausgelassen zu werden. Er hatte verdammt noch mal um vegetarisches Essen gebeten! Es war, als wäre er gerade erst angekommen.
    Das alles war zu seltsam, und daher beschloss Steven, an seiner Zurückhaltung festzuhalten, auch wenn sein Hass ihm allmählich abhandenkam.
    46
    Vor der Schule kam es zu einem Tumult. Man wurde sich nie einig darüber, wer genau die Eltern verständigt hatte, doch wer immer es gewesen war, hatte es geschafft, ausgerechnet die größten, kräftigsten und angriffslustigsten Exemplare auf den Plan zu rufen. Sie brachen über Marcie Meyrick und die vier Fotografen herein, als diese sich gerade anschickten, die ersten einer ganzen Reihe makellos geschminkter und geföhnter halbwüchsiger Mädchen zu fotografieren.
    Als Reynolds und Rice ankamen, waren anscheinend sämtliche Zeugen bereits wieder zur Arbeit gegangen, und die einzigen Anwesenden am Schauplatz des Geschehens waren erst so spät dort eingetroffen, dass sie nur noch fünf Journalisten die Barnstaple Road hinauf hatten türmen sehen.
    »Die sind gerannt wie die Hasen«, lachte Ronnie Trewell, der in loco parentis für seinen Bruder Dougie zugegen war.
    »Gejoggt«, verbesserte Mike Haddon, der Hufschmied. »Ich glaube, die sind aus London.«
    Offenbar hatten sie auch ihre Kameras fallen gelassen, die zertrümmert auf dem Gehsteig lagen. Und irgendwann im Laufe eines Geschehens, bei dem es sich, so wie Reynolds es verstand, um ein ungemein wirres Handgemenge gehandelt haben musste, hatte jemand die Zeit gefunden, mit einem spitzen Gegenstand das Wort LÜHGNERIN in beide Seiten eines schwarzen Subaru Impreza mit goldenen Leichtmetallfelgen zu kratzen, der auf dem Zebrastreifen vor der Schule geparkt war.
    Rice überprüfte rasch das Kennzeichen und stellte fest, dass der Wagen auf Marcie Meyrick zugelassen war.
    Reynolds schritt zweimal um das Auto herum und begutachtete den Schaden. Verzweifelt schüttelte er den Kopf.
    »Unglaublich«, empörte er sich. »Kann weder richtig schreiben noch richtig parken.« Dann wies er Rice an, einen Strafzettel auszustellen.
    Weil sie durch das Durcheinander vor dem Schultor aufgehalten worden war, war Emily Carvers Mutter spät dran, als sie sich die Barnstaple Road entlang auf den Heimweg machte. Doch sie kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ihre Tochter – die sie vor noch nicht einmal fünfzehn Minuten vor der Schule abgesetzt hatte – an die Tür von Nummer 111 klopfte.
    Sie fuhr an den Straßenrand, verlangte eine Erklärung und rief in der Schule an, als ihr Emilys Geschichte unglaubwürdig vorkam. Dann ging sie in die Luft. Mitten auf dem Gehsteig vor dem Haus der Lambs, mit fuchtelnden Armen, wirrem Haar und allem Drum und Dran. Irgendwann schielte Emily über die Schulter ihrer Mutter, sah Lettie und Nan mit großen Augen vom Wohnzimmerfenster aus zusehen und kicherte nervös.
    »Das ist nicht witzi g !«, schrie Mrs Carver und verpasste Em eine Ohrfeige. »Ich will nicht, dass dir was passier t ! Du könntest irgendwo tot im Straßengraben liegen!«
    Em hielt sich die Wange und kämpfte die Tränen nieder.
    Auf der Rückfahrt zur Old Barn Farm herrschte eisiges Schweigen, doch zu Hause begann der Krach von Neuem, während Em sich innerlich allmählich immer mehr von den Menschen entfernte, die sie erschaffen hatten und sie liebten, sie aber nicht verstehen konnten.
    »Das ist doch lächerlich«, fuhr ihr Vater sie an. »Du versaust dir dein Leben wegen eines Jungen, den du kaum kennst!«
    »Ich kenne ihn wohl. Und ich liebe ihn.«
    »Du weißt doch überhaupt nicht, was Liebe is t ! «, schrie ihre Mutter.
    »Sag du mir nicht, was ich fühle«, gab Em ruhig zurück.
    »Ich verkaufe Skip!«, brüllte ihr Vater, »wenn du jetzt anfängst, den Jungs nachzulaufen!«
    »Okay.« Em nickte betrübt.
    Und da hielten sie endlich den Mund und hörten auf, sie wie ein kleines Kind zu

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