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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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vegetarisches Gericht an, und das war stets ein Omelett. Kate machte ein Großstadtgesicht und bestellte stattdessen zwei Vorspeisensalate.
    In einer trotzigen Gegenmaßnahme nahm Rice eine Pizza und ein Dessert. Sie konnte es ja morgen früh wieder runterjoggen. Oder auch nicht.
    Kate hatte sich lange mit Rose Hammond unterhalten, der Psychologin, die Steven Lamb in dem Jahr nach seinem Trauma geholfen hatte. Sie malte mit den Fingern Anführungszeichen um das Wort »geholfen« in die Luft, und die beiden hatten keinerlei Zweifel daran, für was für eine miese Therapeutin Kate Rose Hammond hielt.
    Reynolds seinerseits hatte mit dem Beamten gesprochen, der den Fall Arnold Avery nachbearbeitet hatte – ein wortkarger Chief Inspector, der Steven Lamb anscheinend persönlich dafür verantwortlich machte, dass der Polizei von Avon und Somerset das Vergnügen entgangen war, Arnold Avery in einem offiziell genehmigten Kugelhagel zur Strecke zu bringen. Abgesehen davon gab er widerstrebend zu, dass es für einen Zwölfjährigen ein traumatisches Erlebnis gewesen sein musste, von einem Psychopathen angegriffen zu werden.
    Kate hielt dies für ein Trauma, das vielleicht nicht unbedingt durch eine Sitzung alle zwei Wochen bei einer Landpsychologin behoben werden konnte. Schon gar nicht, wenn sie so billig war, dass ein irischer Gärtner sie bezahlen konnte, der behauptete, der Onkel des Jungen zu sein.
    Sie setzte auch »Onkel« in Luft-Anführungszeichen, und Reynolds lachte, als wäre sie unheimlich witzig gewesen.
    Rice kam sich vor wie ein dämliches fünftes Rad am Wagen. Sie wünschte, ihr würde jemand gegenübersitzen. Jemand, dem sie einen heimlichen Blick mit hochgezogener Braue zuwerfen könnte und dessen Mund in belustigter Rückendeckung zucken würde. Sie stellte sich Eric vor, doch der hatte mit ihrem Humor nie etwas anfangen können. Er zog Witze vor – oft solche, die damit anfingen, dass ein Engländer, ein Ire und ein Pakistani in einen Massagesalon gingen. Stattdessen stellte sie sich Jonas Holly dort vor – ein gelassenes Gegengewicht, unbeeindruckt von Kate Gulliver mit ihren Anführungszeichen und ihren dunklen Augen. Wie er mit absoluter Konzentration seinen Teller oder sie ansah.
    Ihr wurde warm, wenn sie nur an ihn dachte. Überall.
    Nach einer Menge Psychogeschwätz, bei dem Reynolds andauernd eifrig nickte und das Rice weitgehend ausblendete, meinte Kate: »Das Rechtssystem hat Steven im Stich gelassen und zugelassen, dass ein Mörder ihn finden und um ein Haar töten konnte. Ich denke, jegliche Anschuldigungen gegen ein Symbol dieses Systems sollten mit äußerster Vorsicht behandelt werden.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, pflichtete Reynolds ihr bei.
    Na, so was, dachte Rice.
    »Da wäre noch etwas.« Kates Stimme nahm einen düsteren Tonfall an. Sie spießte eine Cocktailtomate auf, ehe sie fortfuhr. »Ein derart traumatisiertes, ein derart beschädigtes Kind. Es liegt nicht außerhalb des Möglichen, dass Steven irgendwie schuldig sein könnte und versucht, den Verdacht auf jemand anderen zu lenken.«
    »Zwei Dumme, ein Gedanke!« Reynolds grinste Kate an wie ein selbstzufriedener Welpe.
    Rice fehlten die notwendigen akademischen Kürzel vor ihrem Namen, um zu widersprechen. Doch obwohl sie erleichtert war, dass der Verdacht sich anscheinend immer weiter von Jonas wegverlagerte, war ihr die Dramatik zuwider, die Kate Gulliver diesem Augenblick mit ihrer Cocktailtomaten-Pause abgepresst hatte. Als Besorgnis getarnter Triumph. Kate und Reynolds waren aus demselben verdammten Holz geschnitzt.
    Wenn sie sich nicht sehr irrte, war sie die Einzige hier am Tisch, die je mit Steven Lamb gesprochen hatte. Und daher bemerkte sie, dass ihr Steven nicht wie ein Kidnapper oder ein Killer vorgekommen wäre oder auch nur besonders verbittert. Was immer das nützen mochte – und viel war es nicht, begriff sie.
    »Interessant«, bemerkte Kate. Sie legte ihre Gabel hin und faltete die eleganten Hände unter dem Kinn. »Und worauf stützen Sie diese Einschätzung?«
    Reynolds schnaubte. »Auf ein Fünf-Minuten-Gespräch mit einem Handtuch um den Kopf. Stimmt’s, Elizabeth?«
    Er und Kate zeigten sich gegenseitig die Zähne.
    Rice nahm ihren Käsekuchen mit nach oben. Sie aß ihn mit den Fingern in der Badewanne.
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    Es gab einen Grund dafür, dass Davey Lamb jeden Morgen aufstand, bevor sein Wecker klingelte, und oft aus dem Haus schlüpfte, bevor seine Mutter sich gerührt hatte. Daveys Instinkt

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